Filmfacts «Togo»
- Regie und Kamera: Ericson Core
- Produktion: Kim Zubick
- Drehbuch: Tom Flynn
- Cast: Willem Dafoe, Julianne Nicholson, Christopher Heyerdahl, Michael Gaston, Michael McElhatton, Jamie McShane, Michael Greyeyes, Thorbjørn Harr, Shaun Benson, Nikolai Nikolaeff
- Musik: Mark Isham
- Schnitt: Martin Pensa
- Laufzeit: 113 Minuten
Es ist schon ein bisschen kurios, dass «Ruf der Wildnis» ins Kino kam und «Togo» nur bei Disney+ ausgewertet wird. Denn nicht nur, dass «Togo» der ernstere Film ist – die mittlerweile auch in Deutschland abrufbare 40-Millionen-Dollar-Produktion ist obendrein der bessere dieser zwei Schlittenhund-Streifen. Wobei der Fairness halber gesagt werden muss: Die neuste Regiearbeit von Ericson Core, der zuvor schon das verkorkste «Point Break»-Remake verantwortete, hat tatsächlich ein paar Schwächen, die «Ruf der Wildnis» nicht hat:
Das Harrison-Ford-Vehikel, das mehr als das Dreifache gekostet hat, überzeugt abseits des seltsam-cartoonigen Hundes mit den deutlich besseren Trickeffekten. In «Togo» ist das Compositing zwischen realen Aufnahmen von Willem Dafoe und einem dazugetricksten Hintergrund mehrmals kaum bis überhaupt nicht überzeugend, und auch digital dramatisierte Landschaftsaufnahmen geraten im Disney+-Film oftmals matschig – dahingehend ist «Ruf der Wildnis» sauberer gelungen.
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Flynn unterbricht diese dramatische, wahre Abenteuergeschichte eines Mannes und seiner Hunde, die gegen widrigste Wetterumstände ankämpfen, um etwas Gutes zu tun, mehrmals mit Rückblenden, die die persönliche Fallhöhe dieser Erzählung verdeutlichen: Wir bekommen zu sehen, wie der harsche, wenig sentimentale Leonhard Seppala im Laufer der Jahre sehr wohl eine emotionale Bindung zu Togo aufbaut, der sich schon als Welpe als ebenso starrsinnig wie loyal erwiesen hat.
Die Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblende sind dramaturgisch leicht klischeehaft platziert, aber auch sehr effektiv umgesetzt und gestatten es daher, nach und nach den von Dafoe gespielten Seppala besser kennenzulernen und so auch stärker mitzuleiden: Es geht in «Togo» nicht nur darum, dass das heiß ersehnte Serum in Nome ankommt (wer ein bisschen historisches Vorwissen hat, weiß eh, wie das ausgeht), sondern auch um die emotionale Zwickmühle Seppalas, der einerseits sein Ziel erreichen will und dessen Leben davon abhängt, dass Togo alles gibt – der aber andererseits darum bangen muss, dass er seinem geliebten Hund nicht zu viel abverlangt.
- © Disney
Dafoe spielt seine Figur durchaus routiniert, aber auch bewegend: Die Rolle eines zähen Knurrhahns beherrscht der «Antichrist»-Mime im Schlaf, also ist «Togo» für ihn wahrlich keine schauspielerische Herausforderung. Trotzdem rattert Dafoe seinen Part nicht einfach runter, sondern füllt die abgebrühte Ader Leonhard Seppalas schon in frühen Szenen mit Nuancen, wodurch seine später deutlich werdende, sanftere Seite glaubhaft und sukzessive zum Vorschein kommt, und nicht etwa wie eine urplötzliche Familienfilmkitsch-Entwicklung erscheint.
Neben Flynns Skript und Dafoes Spiel sind es das Tier-Training und Cores Inszenierung der Hunde, weshalb «Togo» so viel besser ist als «Ruf der Wildnis». Es ist schlicht und ergreifend eine ganz andere Form von Filmmagie, einen echten Welpen einen Parcours entlang tappsen zu sehen, damit er zu seinem Herrchen gelangt, und nicht etwa eine nicht ganz realistisch, nicht ganz karikierte Digitalgestalt. Und einen erschöpften und nervlich flatternden Willem Dafoe einen echten Hund vor Dankbarkeit knuddeln zu sehen; transportiert nun einmal ganz andere Emotionen als die Interaktion zwischen Harrison Ford und einem CG-Kläffer.
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Fazit: «Togo» weckt die Hoffnung, dass auf Disney+ die Art Disney-Film wiederbelebt wird, die im Kino weitestgehend verschwunden ist: Dieser familientaugliche, dennoch nie überbordend-kindlich anmutende, dramatische Abenteuerfilm erzählt eine spannende sowie rührende wahre Geschichte, ohne dabei stilistisch groß auf den Putz zu hauen. Trotz kleiner Mängel ergibt das bewegendes Heimkino für Groß und Klein.
«Togo» ist auf Disney+ abrufbar.
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