Fakt ist: Ihm gelingt es. Nach acht nervenaufreibenden Folgen sieht es für die Protagonisten in der Bank wieder besser aus. Dafür steckt nun der Professor in der Klemme.
Die Heist-Serie «Haus des Geldes» hat in den vergangenen Monaten und Jahren Fans auf der ganzen Welt begeistert. Die Bankräuber mit den Städtenamen und ihrem Anführer, dem Mastermind namens Professor, wurden so beliebt, dass Netflix die Serie vom spanischen Sender Antena 3 übernahm und sie fortsetzte - obwohl die Story eigentlich auserzählt war. Aber damit nicht genug. Die Autoren ließen ihre Figuren wieder das machen, was sie am besten können: Eine Bank überfallen.
Was auf den ersten Blick längst nicht jedem Fan gefiel, verfing auf den zweiten doch wieder erstaunlich gut. Spätestens das Ende des dritten Teils fiel so überraschend und dramatisch aus, dass selbst kritische Stimmen tendenziell lobende Worte fanden.
Die überraschenden Wendungen hat sich «Haus des Geldes» auch im acht Folgen umfassenden vierten Teil beibehalten. Es ist das Erfolgsrezept einer jeden guten Serie, und im Falle von «Haus des Geldes» sind die jüngsten Entwicklungen um Nairobi ein gutes Beispiel hierfür. Am Ende des dritten Teils scheint festzustehen, dass sie nicht überleben wird. Dann gelingt es Nairobis Freunden in einer schwierigen Notoperation, sie zu retten. Dass sie am Ende doch noch hingerichtet wird, macht das Wechselbad der Gefühle perfekt.
Was sich am Beispiel Nairobi ebenfalls gut verdeutlichen lässt: Neben Action setzt «Haus des Geldes» auch weiterhin auf Romantik. Kurz bevor Nairobi stirbt, kommt sie Bogota noch einmal näher. Das erleichtert beim Zuschauer die Identifikation mit den Bankräubern, die sonst zumeist abgeklärt und schnell handeln und auf vieles regelrecht perfekt vorbereitet sind. Heiße Affären und Beziehungen sowie wilde Schießereien gehen bei «Haus des Geldes» quasi Hand in Hand und dürften ein entscheidender Grund dafür sein, weshalb die Serie verschiedenste Milieus anspricht.
Neue Charaktere werden würdig eingeführt
Facts zu «Haus des Geldes»
- Originaltitel: «La casa de papel»
- Produktionsland: Spanien
- Idee: Álex Pina
- Produktionsunternehmen: Vancouver Media
- Episoden (Netflix): 31 (4 Staffeln)
- Titelmusik: Cecilia Krull - "My Life Is Going On"
- Weltpremiere: 2. Mai 2017 auf Antena 3
- Netflix-Premiere: 22. Dezember 2017
- erfolgreichste nicht-englischsprachige Netflix-Serie weltweit
Die altbekannten Figuren werden zugleich weiterentwickelt. Besonders interessant ist nach wie vor die Beziehung zwischen dem Professor und Raquel Murillo, die die einzige Schwachstelle im sonst perfekten Plan des Anführers der Truppe ist. Seinem Gegenüber ist der Professor eigentlich stets zwei Denkschritte voraus, doch am Anfang von Teil vier braucht er einige Zeit, um zu verstehen, dass die Polizei ihn mit der akustisch inszenierten Hinrichtung von Raquel auf den Arm genommen hat. Erst danach findet er zu alter Stärke zurück und koordiniert die weiteren Handlungen überlegt.
Arturo Román wiederum, der seit der ersten Staffel dabei ist, verdient sich zum vierten Mal in Folge den Titel „Nervensäge der Staffel“. Er versucht unter den Gefangenen Unfrieden zu stiften, stellt sich in den entscheidenden Situationen aber immer als feige heraus. Weitererzählt wird auch Berlin - obwohl dieser am Ende des zweiten Teils eigentlich den Serientod starb. Hier erweist es sich als kluger Schachzug, dass «Haus des Geldes» seit jeher auf viele Rückblenden vertraut. So können die Autoren auch bereits verstorbene Charaktere inhaltlich weiterentwickeln, was besonders im Falle des bei Fans beliebten Berlin wichtig sein dürfte.
- © Netflix
Zu Beginn von «Haus des Geldes» Teil 4 herrscht das Chaos: Der Professor glaubt, dass Lissabon getötet wurde, Rio und Tokio haben einen Panzer in die Luft gesprengt und Nairobi schwebt zwischen Leben und Tod. Die Gruppe macht eine ihrer schwersten Zeiten durch und ein neuer Feind mitten unter ihnen könnte den Raub ernsthaft gefährden.
Schon im dritten Teil von «Haus des Geldes» war die Trennlinie zwischen vermeintlich ungerechten Bankräubern und rechtschaffenden Behörden undeutlicher denn je geworden, in Teil vier verschärft sich diese Entwicklung sogar noch. Sämtliche offiziellen Aktionen, die die Polizei fährt, verlaufen früher oder später im Sand. Letztendlich ist der ermittelnde Coronel so verzweifelt, dass er dem Sicherheitsmann Gandía indirekt erlaubt, alle Bankräuber hinzurichten.
Überhaupt gelingt es dem vierten Teil von «Haus des Geldes», mit Gandía einen neuen Bösewicht zu installieren, der alles Bisherige übertrifft. Er tritt als skrupelloser Killer auf, der so mächtig ist, dass er nicht ohne Verluste auf Seiten der Bankräuber gestoppt werden kann. Dennoch stellt sich im Falle von Gandía die Frage, ob es die Autoren hier nicht zu weit getrieben haben. Dass er in einer Szene in einem regelrechten Kugelhagel weitestgehend unverletzt davonkommt, ist der wohl größte Kritikpunkt, den Fans an der aktuellen Staffel üben.
Dali-Masken und Bella Ciao
Abrufe auf Top-Niveau
Laut Daten des Marktforschungsunternehmens "Goldmedia" kamen die acht neuen Episoden von «Haus des Geldes» in den ersten Tagen allein in Deutschland auf 20,5 Millionen Abrufe brutto bei Netflix. Mehr dazu hier.Wie zu erwarten, endet Teil vier schließlich mit einem Cliffhanger. Während es Raquel in die Bank von Spanien geschafft hat, ist Inspectora Alicia dem Professor auf die Schliche gekommen. Nun scheinen verschiedene Szenarien vorstellbar. Und dennoch dürfte die Lage zumindest nicht aussichtloser als am Ende von Teil drei sein. Viel ärgerlich ist da schon, dass die Realität die Fiction bald einholen könnte. Angesichts der Corona-Krise ist es gut möglich, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis Teil fünf von «Haus des Geldes» bei Netflix erscheint.
Die Teile eins bis vier von «Haus des Geldes» sind bei Netflix verfügbar.
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