Siehe auch unsere Kino-Kritiken zu Blumhouse-Produktionen (sowohl im Horror-Genre als auch außerhalb) wie ...
Um die Wartezeit auf den deutschen Streaming-Start des blutig-frivolen «The Hunt» zu verkürzen und unsere Reihe an Filmtipps fortzuführen, möchte ich eine kleine Auswahl an Blumhouse-Produktionen vorstellen, die meiner Ansicht zu wenig Aufmerksamkeit erhalten haben. Wenn ihr also mal wieder Lust auf ein spannendes Filmwochenende habt – bitte schön, hier einige Anregungen!
«Cam»
Daniel Goldhabers Thriller «Cam» handelt von einem kreativen Camgirl, das sich eigene, feste Regeln für seine Online-Persönlichkeit gesetzt hat. Doch eines Tages sieht die junge Frau, wie eine andere Person auf ihrem Channel live streamt, ihr Äußeres perfekt imitiert und exakt diese Regeln aushebelt. Gespielt wird die Hauptrolle von Madeline Brewer, und sie füllt die Figur scheinbar mühelos mit tiefgreifenden Facetten – es ist regelrecht spürbar, wenn die Protagonistin ihre Camshow-Persona hervorkehrt und wann sie sie selbst ist. Und umso erschütternder ist es, zu sehen, wenn jemand in genau diesem Körper plötzlich gegen beide zuvor etablierten Persönlichkeitsparamater verstößt. Regisseur Daniel Goldhaber inszeniert seinen Low-Budget-Streifen mit simplen, doch effektiven Mitteln und Isa Mazzeis Skript liefert zugleich eine Schauergeschichte, eine Metapher über Persönlichkeitsverlust und einen technologischen Arbeitsbedingungs-Horror ab. Fesselnd und smart!
«Cam» ist via Netflix abrufbar.
«Creep» und «Creep 2»
Einerseits sind die «Creep»-Filme eng mit den Anfängen von Blumhouse Productions verbunden – immerhin handelt es sich bei ihnen um Found-Footage-Filme, und somit um Vertreter des Genres, mit dem Jason Blums Produktionsschmiede groß geworden ist. Jedoch geht es in «Creep» weder um Geister, noch um quengelnde Teenager, sondern um einen schrägen Mann, gespielt von Mumblecore-Legende Mark Duplass. Zu erwarten sind hier keine "Plötzlich springt etwas ins Bild"-Jump-Scare-Schockfeste, sondern unterschwellig-unangenehme Gespräche zwischen einem Mann ohne jegliches Talent im zwischenmenschlichen Umgang und seinem die Kamera führenden Gegenüber. Der erste Teil ist etwas vorhersehbar, doch Duplass' Spiel weiß darüber hinwegzutrösten, und Teil zwei ist mit seiner verschachtelten Erzählweise schon rein strukturell ein fieser Suspense-Genuss.
«Creep» und «Creep 2» sind auf Netflix erhältlich.
«13 Sins: Spiel des Todes»
Ich habe ja durchaus ein kleines Faible für das Subgenre des Mutprobenfilms: Filme, die sich auf einer Schnittstelle zwischen Horror pechschwarzer Komödie und Thriller befinden, und davon erzählen, wie sich Menschen in einer Reihe eskalierender Herausforderungen immer weiter degradieren und obendrein anderen Menschen immer größeren Schaden zufügen. Mein heimlicher Favorit in dieser Filmgattung ist die ebenso fies-humorige wie spannende Daniel-Stamm-Regiearbeit «13 Sins» über einen Loser und Waschlappen, der eine 13-stufige Herausforderung annimmt. Hauptdarsteller Mark Webber schafft es, Mitleid mit seiner Figur zu erzeugen und dennoch eine kritische Distanz zu ihr zu gestatten, Ron Perlman veredelt den Film in einer rau-charmanten Nebenrolle und die Balance zwischen thematischer Aussage und diabolischem Spaß an den Genre-Elementen ist genüsslich.
«13 Sins: Spiel des Todes» ist via Amazon Prime und joyn Plus+ abrufbar.
«The Gift»
Inszeniert und geschrieben von «Red Sparrow»- und «Zero Dark Thirty»-Mime Joel Edgerton, erzählt diese Suspense-Geschichte von einem Ehepaar und einer ungeheuerlichen Klette: Simon und Robyn (Jason Bateman & Rebecca Hall) begegnen nach ihrem Umzug in einen Vorort von Los Angeles einem früheren Schulkameraden Simons. Dieser von Joel Edgerton gespielte Kerl macht auf Robyn einen netten Eindruck – doch Simon findet die ständige Präsenz, das Gehabe und die übertrieben großen Geschenke seines Ex-Mitschülers befremdlich. Nach und nach kommt es zu Ehekrach, brennenden Fragen, wie real oder eingebildet eine Bedrohung ist, raffiniert vorbereiteten Twists und trockenem, schwarzem Humor. «The Gift» ist super gespielt und elegant inszeniert – ein sehr sehenswertes Regiedebüt.
«The Gift» lässt sich auf Amazon, iTunes, Google Play und Sky abrufen.
«Upgrade»
Nachdem Leigh Whannell als Drehbuchautor die «Saw»-Reihe mit aus der Taufe gehoben hat, aber bevor er mit «Der Unsichtbare» einen der bislang stärksten Filme dieses Jahres verantwortete, widmete er sich dem Sci-Fi-Sektor: In seinem kleinen, dreckigen, durchaus auch harten Sci-Fi-Thriller «Upgrade» aus dem Jahr 2018 zeigt Whannell, wie das Tom-Hardy-Vehikel «Venom» auch hätte aussehen können. Denn in «Upgrade» bilden ein Autoschrauber und eine Künstliche Intelligenz eine knallhart kämpfende, schwer zu berechnende Symbiose. Die Action ist knackig inszeniert, der Look ist für einen US-Sci-Fi-Film mit einem Budget von drei Millionen Dollar beachtlich ausgereift und erzählerisch ist «Upgrade» richtig schön konsequent.
«Upgrade» ist unter anderem auf Amazon, iTunes, Google Play, Sky und Videoload erhältlich.
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