Diese Kinofilme gibt's bereits für Zuhause:
- Der Unsichtbare
- Emma
- Birds of Prey
- Just Mercy
- Bloodshot
- Sonic the Hedgehog
- Bombshell
- Chaos auf der Feuerwache
- Lady Business
- The Hunt (ab Mai)
Den Anfang machte im März das Major-Studio Universal. Aus der Not heraus wurde die Idee geboren, die Horror-Satire «The Hunt», die Kostümkomödie «Emma» sowie das Gruseldrama «Der Unsichtbare» ab sofort als Stream zur Verfügung zu stellen. Der Preis: 19,99$ für eine Leihdauer von gerade einmal 48 Stunden. Eigentlich ist diese Dauer üblich. Auf den gängigen Downloadplattformen wie iTunes oder Amazon Prime lädt man einen Leihtitel herunter und hat anschließend vier Wochen Zeit, ihn anzusehen. Fängt man einmal damit an, hat man zwei weitere Tage Zeit, den Film zu Ende zu schauen. Normalerweise zahlt man dafür je nach Titel zwischen 0,99 Cent und 9,99$. Lediglich Kauftitel, also solche, die man nach dem Download dauerhaft behalten und wie eine Blu-ray nach Belieben oft anschauen kann, kosten mitunter das Doppelte.
19,99$ - Zu viel für einen geliehenen Film?
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Wenngleich natürlich die technischen Voraussetzungen eines Heimkinos in der Regel nicht mit denen eines richtigen Kinos mithalten können, fallen viele anderen Kosten weg: Jene für Verpflegung (es sei denn, man bringt sich etwas von Zuhause mit, schon klar!) und natürlich auch all jene Tickets für die Begleitungen. Denn: So einen Stream lädt man einmal und kann ihn sich dann in beliebig großer Gruppe zuhause anschauen. Ein Kinoticket dagegen muss jeder Besucher einzeln erwerben. Heißt also: Schon beim zweiten Mitgucker zuhause hat sich die Investition gelohnt.
Nun ist es ja schon die gängige Argumentation bei den in den vergangenen Jahren stetig wachsenden Ticketpreisen, dass Kino generell viel zu teuer ist. Und im Anbetracht der kontinuierlichen Preiserhöhung, die in vielen Jahren ein gutes Stück über der Inflation liegt und daher auch „spürbar“ ist, kann man diese Entrüstung auch ein Stück weit nachvollziehen. Erst recht, wenn es Personengruppen wie etwa eine mehrköpfige Familie betrifft. Doch zumindest an dieser Stelle sei kurz angemerkt: Auch Kulturstätten wollen ihre Mitarbeiter bezahlen. Von den Ticketpreisen decken Kinos bei all ihren Abgaben, von Miete über Verleiheranteile, maximal die Standortkosten. Erst durch den Verkauf von Snacks und Getränken generieren sie so etwas wie Gewinn. Entsprechend lässt sich ausmalen, weshalb die Branche aktuell so sehr in Panik ist, dass ein ganzer Kulturzweig aussterben könnte, wenn die Kinos aufgrund der Corona-Pandemie auch nur für ein paar Monate schließen müssen.
Rettung oder Sargnagel? Braucht es das Kino als Verwertungsstätte überhaupt noch?
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Doch wenn das Kino abseits der technischen Bedingungen bislang einen USP – einen Unique Selling Point – besaß, dann jenen, dass die neuesten Blockbuster oder lang erwarteten Oscar-Favoriten dort nun mal als erstes zu sehen waren. Wer Mitreden will, muss ins Kino. Da gibt es keine (zumindest legale) Alternative. Bis jetzt! Natürlich hoffen wir, stellvertretend für alle Kinoliebhaber dieser Welt, dass die Bereitstellung brandaktueller Filmproduktionen nur eine aus der Not heraus geborene Alternative ist, um zumindest einige der Umsatzeinbußen wieder aufzufangen und – ein wenig romantischer gedacht – dem Zuschauer auch in der Krise die Möglichkeit zu geben, einige ersehnte Filme zu genießen. Doch bei genauerer Betrachtung relativiert sich das Kino dadurch auch selbst. Wer «Trolls World Tour», die in den USA seit vergangenen Freitag erhältliche Fortsetzung des Animationshits «Trolls» nun zuhause sehen kann und sich mit den Kiddies nicht mehr am Wochenende in eine überfüllte Kinowarteschlange stellen, eine zweistellige Summe für Popcorn ausgeben und am Ende ja sogar riskieren muss, viel zu viel Geld für einen vielleicht nur mittelmäßigen Film ausgegeben zu haben, für den verliert das Kino vielleicht gar vollständig seinen Reiz, während Streaming zusätzlich daran gewinnt.
Das Streaming als wirtschaftliche Soforthilfe
Dabei lassen sich dem Streaming aktueller Kinofilme natürlich nicht nur Nachteile attestieren. Vor allem die vorzeitige Heimkino-Veröffentlichung von Filmen, deren Laufzeit ohnehin fast zu Ende war (aktuelle Beispiele: Warner Brothers' «Birds of Prey», «Just Mercy» oder Paramount Pictures‘ «Sonic the Hedgehog»), kann sich den durch die kürzliche Kinoauswertung generierten Hype zunutze machen, und vielleicht sogar Nachzügler begeistern. Vielleicht, weil für einen Gang ins Kino doch nicht genug Interesse für den Film vorhanden war, nun daheim aber die Hemmschwelle für einen Download nicht mehr allzu groß ist.
- © X-Verleih
Marc-Uwe, ein unterambitionierter Kleinkünstler mit Migräne-Hintergrund, lebt mit einem Känguru zusammen.
Auch der X-Verleih oder kleinere Filmvertriebe wie zum Beispiel die Salzgeber und Co. Medien GmbH haben sich ihre ganz eigenen Gedanken zu diesem Thema gemacht. Mit dem Kauf von «Die Känguru Chroniken» (bei Amazon Prime kostet er aktuell 16,99€) verdient nicht nur der Verleih selbst. Einen Teil der Erlöse erhalten die derzeit geschlossenen Kinos. Und sobald diese ihre Türen wieder öffnen, soll der Film zudem mit einer großen Überraschung dorthin zurückkehren. Die Salzgeber und Co. Medien GmbH hat derweil den sogenannten Salzgeber Club eröffnet. Einen eigenen Streamingdienst, auf dem jeden Donnerstag ein neuer, aktueller Film des Verleihs (zuletzt das seinen Kinostart nicht antreten könnende Drama «Kopfplatzen» mit Max Riemelt) gegen eine kleine Gebühr von 4,99€ anschaubar ist.
Die aktuelle Lage und ihre Langzeitfolgen
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Vielleicht sogar als Reaktion auf die massiven Widerstände gegenüber den hohen Preisen, möglicherweise aber auch, weil es ohnehin so geplant war, änderten mittlerweile viele Verleiher die Leih- in Kaufpreise. Neben «Die Känguru-Chroniken» sind in Deutschland nun auch das Vin-Diesel-Vehikel «Bloodshot» (Sony), «Birds of Prey», «Sonic the Hedgehog», «Bombshell - Das Ende des Schweigens» (Wild Bunch Germany), «Just Mercy», «Chaos auf der Feuerwache» und «Lady Business» (beides Paramount Pictures) erhältlich – und zwar allesamt zum Kaufen. Der Preis: Zwischen 13,99€ und 16,99€ – also dem ehemaligen Leihpreis, für den man den Film nun dauerhaft erhält. Lediglich Universal hält weiterhin an der ausschließlichen Leih-Strategie fest und beugt sich damit nicht dem Verlangen des Nutzers, möglichst wenig Geld ausgeben zu wollen – zumindest vorerst. Es wird spannend sein, zu sehen, ob der Verleihriese standhaft bleibt. Recht gibt ihm darin zumindest die Tatsache, dass sich «Trolls World Tour» an seinem Startwochenende in den USA den Rekord des erfolgreichsten Downloadstarts aller Zeiten gesichert hat...
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
16.04.2020 12:34 Uhr 1
Aber generell will ich Kinofilme definitiv weiterhin (zuerst) im Kino sehen. Ich merke das aktuell auch bei Netflix: Es gibt da immer noch so viele Filme, die ich im Kino verpaßt habe und theoretisch gerne nachholen würde, aber irgendwie habe ich letzten Endes nur selten Lust darauf und schaue mir stattdessen doch lieber eine gute Serie an ...
Ich weiß natürlich nicht, wie repräsentativ ich bin, aber was den Kinos durchaus Hoffnung machen darf, das sind die Umfragen in China. Da zeigt sich inzwischen nämlich, daß die Lust aufs Kino umso mehr steigt, je länger es geschlossen ist. Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn die (überlebenden) Kinos auch im Westen nach Ende der Krise - wann auch immer das sein mag - sogar einen regelrechten Boom erleben. Der wird vermutlich die Verluste durch die lange Schließung nicht kompensieren können, den langfristigen Besucher-Trend aber hoffentlich positiv beeinflussen.
16.04.2020 14:31 Uhr 2
16.04.2020 15:00 Uhr 3
16.04.2020 16:24 Uhr 4
Einmal Kino ist viel billiger, und Filme schaue ich gerne alleine und ungestört. Zumal es schlussendlich sowieso darauf hinauslaufen wird, dass alle den ggf. mitschauen aber ich ihn alleine zahle....
Zumal es wirklich Geldverschwendung ist für 90 Min stinknormalen Spielfilm 20€ auszugeben.
Aber gut manche haben ja genug Geld, die wissen ja gar nichts mehr damit anzufangen
17.04.2020 19:00 Uhr 5