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Doppelte Reichweite wegen Corona? «TV-Gottesdienste» um Ostern vor Millionen

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Zum ersten Mal mussten Livestreams und TV-Übertragungen das christliche Osterfest auffangen. Wir blicken auf die Quotenveränderung der vergangenen Wochen während der Corona-Krise.

«ZDF-Gottesdienste» seit März 2020:

  • 01. März: 0,64 Mio./ 6,9 %
  • 08. März: 0,78 Mio. / 8,7 %
  • 15. März: 0,96 Mio. / 10,3 % (Schulschließungen beschlossen)
  • 22. März: 1,43 Mio. / 12,5 % (Kontaktverbot ausgesprochen)
  • 29. März: 1,24 Mio. / 12,4 %
  • 05. April: 1,42 Mio. / 14,5 %
  • 12. April: 1,31 Mio. / 13,8 %
Reichweite/ Marktanteil Zuschauer ab drei Jahren
Seitdem verschärfte Maßnahmen gegen Corona in Deutschland gelten sind die heiligen Messen im linearen TV für viele Gläubige essentiell geworden. Auch die Kirche muss sich den Folgen von Corona beugen. Öffentliche Gottesdienste können seit Wochen nicht mehr stattfinden. Zu groß ist das Sicherheitsrisiko, die Ansteckungsgefahr. Doch gerade in Krisenzeiten gibt der Glaube vielen Menschen halt und ist wichtiger denn je. Geistliche mussten wie viele andere Branchen deshalb auch umdisponieren. Predigten auf der offenen Straße, Live-Übertragungen im Netz oder auch die klassischen «TV-Gottesdienste». Jeden Sonntag überträgt das ZDF immer um 9.30 Uhr eine heilige Messe. Dazu zeigen die meisten dritten Programme zusätzliche Gottesdienste und auch mit dem privaten Angebot von Bibel.TV oder k.TV ist man als Gläubiger immer gut versorgt . Der Fokus unserer Analyse liegt allerdings auf den Messen der beiden großen Öffentlich-Rechtlichen Programmen, die vor einem Millionenpublikum stattfinden. Doch ist das überhaupt so?

Vor der Corona-Krise war das nicht der Fall. Der wöchentliche Sonntagsgottesdienst im ZDF wurde zwischen dem 26. Januar und vor den ersten flächendeckenden Maßnahmen in Deutschland im Schnitt von 0,72 Millionen Zuschauern verfolgt. Der Marktanteil für das ZDF betrug am Vormittag unterdurchschnittliche 8,0 Prozent. 8,7 Prozent waren in den ersten Wochen des Jahres das höchste der Gefühle. Beim jungen Publikum waren die Gottesdienste noch viel weniger gefragt. Stets weniger als 100.000 14- bis 49-Jährige schalteten regelmäßig ein. Gerade für immobile Menschen waren diese TV-Übertragungen schon immer wichtig. Ein riesiger Erfolg bei den Massen waren die TV-Gottesdienste jedoch nie, müssen sie aber auch nicht.

Seitdem die Lage in Deutschland kritischer geworden war, ist eine deutliche Steigerung zu spüren. Schon in der Übergangsphase stiegen Reichweite und Sehbeteiligung der Gottesdienste merklich an. So waren am 15. März, als bereits klar war, dass die Schulen schließen würden, schon 960.000 Zuschauer ab drei Jahren für den «Evangelischen Gottesdienst» am Sonntagvormittag dabei. Der Gesamtmarktanteil stieg erstmals in diesem Jahr ins Zweistellige (10,3% MA). Auch bei den Jungen gab es eine spürbare Steigerung. Die Sehbeteiligung kletterte im Vergleich zur Vorwoche um 1,5 Prozentpunkte von 1,1 auf immerhin 2,6 Prozent. Statt 0,03 waren 0,08 Millionen 14- bis 49-Jährige dabei.

Sobald das Kontaktverbot in Deutschland offiziell war, wurden die TV-Gottesdienste noch einmal deutlich gefragter. Am 22. März versammelten sich 1,43 Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten für die heilige Messe. Innerhalb von nur 14 Tagen gewannen die Übertragungen 650.000 Zuseher. Die Reichweite der Gottesdienste im linearen TV hat sich seit den verschärften Maßnahmen, unter denen definitiv keine öffentlichen Messen mit Gläubigen vor Ort stattfinden dürfen, nahezu verdoppelt. So generierte das ZDF mit den beiden Übertragungen Ende März 12,5 und 12,4 Prozent Marktanteil - Ein Plus von über vier Prozentpunkten im Vergleich zum vorherigen Schnitt. Die Sehbeteiligungen liegen nun nahe am Senderschnitt. Bei den Jungen ist der Sprung noch drastischer. Aus dem jungen Publikum waren am 22. März 170.000 Interessierte dabei. Statt mageren 1,4 Prozent waren nun gute 4,8 Prozent drin.

Eine Woche vor dem ersten Osterfest, das viele zum ersten Mal nicht in der Kirche feiern durften, sprang die Gesamtsehbeteiligung sogar auf 14,5 Prozent. Am Palmsonntag ließen sich 1,42 Millionen Zuschauer die Messe im ZDF nicht entgehen. Am Karfreitag begann dann das zusätzliche Programm der Öffentlich-Rechtlichen für Gläubige in der Osterzeit. So übertrug Das Erste um 10 Uhr einen evangelischen Gottesdienst. Dieser wurde vor immerhin vor 950.000 TV-Zuschauern abgehalten. Der Marktanteil betrug leicht unterdurchschnittliche 9,3 Prozent. In der Nacht von Samstag auf Sonntag zeigte das ZDF erstmals eine «Katholische Osternachtsfeier». Ab 23 Uhr versammelten sich für den Hochamt 960.000 Millionen Interessierte vor dem Fernseher. Zur ungewöhnlichen Tageszeit betrug die Sehbeteiligung allerdings nur 4,5 Prozent. Beim jungen Publikum wurden 0,19 Millionen Zuschauer und 3,8 Prozent gemessen.

Auch im Ersten gab es am frühen Sonntagmorgen eine christliche Botschaft zu hören und noch dazu ein Novum. Um 0.01 Uhr sprachen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland gemeinsam zum ersten Mal «Das Wort zum Sonntag». Dies geschah vor 2,23 Millionen Zuschauern nach den «Tagesthemen», sehr gute 13,6 Prozent Marktanteil wurden eingefahren. Auch bei den Jungen waren mit 0,42 Millionen Interessierten starke 8,0 Prozent drin.

Um 9.30 Uhr wurde natürlich auch am Ostersonntag im ZDF der wöchentliche TV-Gottesdienst abgehalten. Für die österliche Feier schalteten am Vormittag 1,31 Millionen Zuschauer ab drei Jahren ein. Gute 13,8 Prozent Sehbeteiligung standen zu Buche. Besonders bei den Jungen lief es an Ostern sehr stark. Bei den 14- bis 49-Jährigen kam die sonntägliche Übertragung mit 180.000 Interessierten und demnach 5,9 Prozent Marktanteil erstmals 2020 über den Senderschnitt. Für die Feierlichkeiten von Papst Franziskus live aus Rom waren ab 11 Uhr 1,55 Millionen Gläubige in der ARD dabei. Die Gesamtsehbeteiligung fiel mit 12,8 Prozent ebenfalls gut aus. Beim jungen Publikum war «Ostern in Rom» mit 7,0 Prozent und 270.000 Zuschauern noch gefragter als der erfolgreiche Gottesdienst im ZDF zuvor. An Ostermontag sendete Das Erste um 10 Uhr noch einmal einen Sondergottesdienst für die Feierlichkeiten. Am zweiten Tag des Auferstehungsfestes waren 1,11 Millionen Zuseher dabei, die für solide 9,7 Prozent Marktanteil sorgten. Bei den Jungen blieb die erneute Übertragung mit 3,3 Prozent dagegen blass.

Seitdem Gläubige in Deutschland die heilige Messe von zu Hause aus verfolgen müssen, ist das Interesse für die sonntäglichen Übertragungen merklich gestiegen und auch zu Ostern schaltete in diesen ungewöhnlichen Zeiten ein Millionenpublikum ein. Für die vier Sonntags-Gottesdienste im ZDF seit des Kontaktverbots schalteten im 1,35 Millionen Zuschauer ein, fast doppelt so viele als zu normalen Zeiten. Die durchschnittliche Sehbeteiligung betrug gute 13,3 Prozent. Beim jungen Publikum steigerten sich die Übertragungen sogar von mageren 1,4 auf ausbaufähige 4,7 Prozent. Immerhin 145.000 junge Zuschauer waren im Schnitt dabei. Gottesdienste im TV, eine stark genutzte Alternative für Christen in Zeiten von Corona.

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