«Mapa»
DARSTELLER: Max Mauff, Lia von Blarer, Arda Görkern, Ole Elsfeld, Björn Harras, Katja Hutko, Sophie Hütter, Amelie Kiefer, Banafshe HourmazdiHEADAUTOR: Alexander Lindh
DREHBUCH: Luisa Hardenberg
KAMERA: Tobias Koppe
PRODUZENTIN: Laura Bull
PRODUCERIN: Daniela Ebeling
REGIE: Jano Ben Chaabane
PUPPENBAU (Lene): Urich Ritter
Der harte Weg
Natürlich ist es nicht leicht, aus dieser Ausgangssituation kein Drama zu kreieren. Es heißt nicht umsonst, die Komödie sei die wahre Königsdisziplin unter den Genres. So ist es zunächst einmal anzuerkennen, dass Serienerfinder und Head-Autor Alex Lindh eben nicht den leichten Weg gegangen ist. Auf der Grundprämisse aufbauend ein Drama zu kreieren, wäre vermutlich der einfachere Weg gewesen. Doch Lindh hat sich für die harte Tour entschieden. Das Drama mit Leichtigkeit zu füllen.
So muss sich Metin in der Pilotepisode mit seiner Mutter und seinen besten Freunden herumärgern, die partout nicht verstehen wollen, dass er sich in seiner Depression einigelt. Ganz so, als gäbe es so etwas wie den „richtigen Zeitpunkt“, um ins normale Leben zurückzukehren. Metins Leben verläuft in fast schon ein Stein gemeißelten Wegen. Er steht auf, kocht für Lene Milch, geht mit ihr raus, kommt nach Hause, wickelt sie, verfällt in Wehmut und Traurigkeit. Sein Verständnis für seine Freunde und seine Mutter fällt eher mau aus. Sie verstehen ihn nicht, er versteht sie nicht. Wie können sie nur von ihm verlangen, dieses Leben nicht zu verabscheuen?
- © Joyn/Carolin Weinkopf
Doch dann knacken sie ihn; ja, er nimmt ihr Angebot an, sich einen Abend lang zu vergnügen, mit einem Freund. Einfach so. Ganz normal. Mag es nicht den einen, richtigen Zeitpunkt geben – Metins Leben geht weiter. Und so wird die Richtung im Pilotfilm der Serie vorgegeben: Feier das Leben. Die schmerzlichen Momente, die Verluste, die Trauer und die Traurigkeit – sie sind real und lassen sich nicht wegschalten: Das ist die traurige Wahrheit. Aber wenn da Menschen sind, denen du etwas bedeutest, die dich lieben, die für dich da sind: Lass sie an deinem Leben teilhaben und teile du mit ihnen die Freuden dieses Lebens. Wie sie mit dir die Trauer teilen. Weine mit ihnen. Lache mit ihnen. Lebe!
Das wäre schön, aber...
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Metin ist ein netter Typ ohne besondere Merkmale. Er ist diese Art von Typ, der in den Tag hineinlebt, der gerne mal eine Shisha genießt, der auf seine sehr sympathische Art und Weise ein großes Kind geblieben ist. Emma ist taff, geradlinig, sie hat vielleicht ihren Platz im Leben auch noch nicht wirklich gefunden, aber sie ist fest entschlossen, genau diesen Platz zu finden. Der schöne, alte Spruch – der Weg ist das Ziel –, er lässt sich wunderbar auf Emma übertragen. Sie wird als ein Mensch dargestellt, welcher die Herausforderung dieses Wegen erhobenen Hauptes angeht. Im Gegensatz zu Metin, der eher der Typ ist, der sich auf diesem Weg gerne mal ein Päuschen gönnt, ein Bierchen trinkt, gerne mal zurückschaut und an sich mit sich und dem Leben zufrieden ist, auch wenn es vielleicht mal nicht so gut läuft.
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Bedingt liebenswert
Das Problem: Mit dieser sechsten Episode wird das gesamte Verhältnis von Metin und Emma in Frage gestellt. Mehr noch als das erscheint Emma sogar als ein nur bedingt liebenswerter Charakter – wenn man sie in Beziehung zu Metin setzt, den man als Zuschauer nun einmal irgendwann ins Herz schließt. Metins und Emmas so genannte Beziehung ist an sich vollkommen dysfunktional, ein Drama gar; die Frage nach einem Ende lautet nicht „ob“, sie lautet „wann“? Emmas Tod, so makaber dies klingt, verliert dramaturgisch im Laufe der Geschichte Stück für Stück an Wert, denn hier endet keine große, alles überstrahlende Liebesgeschichte. Dies ist keine „Love Story“ 2020. Durch Emmas Tod endet eigentlich nur eine eh nicht sonderlich funktionierende Beziehung zwischen zwei Personen, die eh nicht zusammengepasst haben.
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Wer jedoch mit dem Herzen schaut, bleibt am Ende enttäuscht zurück.
Die Serie ist ab Donnerstag, den 16. April 2020, auf Joyn abrufbar.
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