Am 15. Juli ist für Deutschlands Radiomacher wieder Zeugnis-Tag. Dann werden die wichtigen Media-Analyse-Zahlen aktualisiert. Schon im April gab es eine solche Erhebung, doch jeweils die zweite eines Jahres im Sommer legt die Werbepreise für das komplette nächste Jahr fest. Bis zur MA II 2020 stellt sich Quotenmeter.de jede Woche die Frage: Wie steht es eigentlich um die langfristige Entwicklung Deutscher Sender im klassischen Radio, einem Feld, dem seit Jahren schon das Aussterben nachgesagt wird. Wir haben dazu die Langzeit-Entwicklung von elf großen Stationen überprüft.
Es war ein gewaltiger Umbruch bei Hitradio FFH – dem hessischen Radiomarktführer: Hans-Dieter Hillmoth, der jahrzehntelange Chef der Station, hatte sich im Sommer 2019 in den Ruhestand verabschiedet. Hillmoth, den Hörern unter anderem dafür bekannt, dass er Jahr für Jahr an Weihnachten selbst moderierte, ging mit einem Traumergebnis: Er hatte im Frühjahr 2019 noch für 520.000 Hörer pro Durchschnittsstunde (sechs bis 18 Uhr, werktags) gesorgt. FFH hatte auf einen Schlag über 80.000 Hörer dazugewonnen. Die Entwicklung der Jahre davor war durchaus geprägt von Aufs und Abs. Im Hochsommer 2015 kam das Hitradio auf rund 520.000 Hörer pro Stunde, toppte dieses Ergebnis Anfang 2016 sogar: Die Werte stiegen auf sehr starke 586.000 Hörer.
2016 war ein wildes Jahr beim Sender: Anfang 2016 hatte sich nämlich Morgen-Mann Daniel Fischer nach 16 Jahren im Unternehmen verabschiedet und bei der direkten Konkurrenz, hr3, angeheuert. Nur ein halbes Jahr später folgte dort die (überraschende) Vertragsauslösung. Fischer kehrte heim zu FFH – und machte dort zunächst den Nachmittag. Das machte sich in den Zahlen des Senders aber nicht bermerkbar, denn die schrumpften. Die erste Erhebung 2017 – mit den Zahlen des gesamten Jahres 2016 – zeigten einen Abschwung auf nur noch 459.000 Hörer. Im Sommer 2017 lagen die Werte nur noch bei 457.000. Das hatte Folgen. Im Sommer 2017 gab FFH bekannt, dass Horst Hoof, der für Fischer den Morgen übernommen hatte, den Sender wieder verlässt.
FFH hatte somit „seinen Fischer“ am Morgen wieder. Offenbar hatte der massive Umbau aber noch Spuren hinterlassen, denn sofort stiegen die Zahlen nicht wieder. Beide Analysen im Jahr 2018 bescherten dem Sender vergleichbare Werte; 432.000 und 437.000 Hörer und somit sogar noch eher sinkende Werte. Es dauerte letztlich bis 2019, bis sich alles wieder eingerenkt hatte; FFH ist daher ein gutes Beispiel dafür, dass unzufriedene Hörer recht schnell verschwinden, aber nicht ganz so schnell wiederkommen. Anfang 2019 hatte sich der Sender dann aber wieder auf die schon erwähnten 520.000 gesteigert. Mit Marco Maier bekam man zudem einen neuen Geschäftsführer, der strategisch aber noch nicht viel anders machte. Und dennoch gehen die Hörerzahlen nun wieder zurück.
Im Hochsommer 2019 wurden für FFH 474.000 Zuhörer pro Durchschnittsstunde ausgewiesen, im Frühjahr 2020 nun sogar nur 458.000. Vor allem wegen der jüngeren Schwächephase sieht der Langzeittrend bei FFH Verluste in Höhe von 15,3 Prozent. Unter Berücksichtigung 13 großer Radioprogramme in Deutschland gibt es nur zwei, die seit Sommer 2015 prozentual mehr verloren haben.
Das dürfte auch der Hintergrund radikaler Programmumbauten sein. Nachmittagsmoderator Felix Moese ist weg, Johannes Scherer ist neu in der Morningshow (im Wechsel mit dem bisherigen Host Daniel Fischer). Scherer und Fischer werden im Wechsel auch nachmittags eingesetzt. In Hessen konzentriert man sich nun wohl noch mehr auf die großen Namen. Steigen so die Zahlen wieder?
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