Weitere Soap-Check-Specials:
Die Auswahl dort ist ebenfalls längst nicht mehr so groß wie einst; allein in den letzten 12 Jahren hat sich die Anzahl an täglichen Serien dieser Couleur halbiert – nacheinander mussten sich die Treuesten der Treuen von «Guiding Light » (1952–2009), «As the World Turns» (1956–2010), «All My Children» (1970–2011) und schließlich von «One Life to Live» (1968–2012) verabschieden. Und trotzdem: Die Formate, die es noch gibt, eint allesamt, dass sie – wie auch die eben genannte Beispiele – ebenfalls bereits unglaublich lange ihre Sender prägen und nach immer noch absolute Aushängeschilder sind, obwohl sie aus Quotensicht natürlich längst nicht mehr in die Sphären von einst vorstoßen können. Außerdem erfolgte die letzte Einstellung einer solchen Daily vor acht Jahren, folglich haben sich die hämischen Mutmaßungen einiger Kritiker, dass es in einem der einstigen Soap-Opera-Länder schlechthin noch innerhalb des letzten Jahrzehnts zum Aussterben der Seifenoper kommen würde, nicht bestätigt.
Bis zum heutigen Tage geht es dank «Days of our Lives» (seit 1965), «General Hospital» (seit 1963), «The Bold and the Beautiful» (seit 1987) sowie «The Young and the Restless» (seit 1973) im Nachmittagsprogramm von NBC, ABC und CBS (2x) allerdings weiterhin äußerst dramatisch und emotional zu – Cliffhanger-Abonnement inklusive. Obwohl letztgenannte Produktion (kurz: «Y&R») in den USA schon eine gefühlte Ewigkeit auf dem Quoten-Thron verharrt und keine Anstalten macht, diesen zu verlassen, gilt deren Ableger «B&B», wie die zweite CBS-Daily auch genannt wird, als der global erfolgreichste Genrevertreter. Auch hierzulande wurde die Soap über viele Jahre ausgestrahlt: 1988 noch als «Fashion Affairs» auf Tele5 gestartet, wechselte «Reich & Schön», so der zweite deutsche Titel, bereits kurze Zeit später zu RTL, wo «R&S» zwischen 1990 und 2000 beheimatet war, bevor sich das ZDF der Reichen und Schönen annahm. Von 2002 bis immerhin 2011 wurden neue Episoden ausgestrahlt, ehe man sich auf dem Lerchenberg dazu entschied, keine weiteren Folgen mehr synchronisieren zu lassen. 2012 markierte dann den Auftakt zur vorerst endgültigen Abschiedstour, als Tele5 seinen „verlorenen Sohn“ wieder aufnahm, jedoch lediglich auf Wiederholungen setzte – bis 2016.
Eigentlich verwunderlich, denn gerade Streamingdiensten, Mediatheken oder Mischformen aus beidem wie etwa TV Now oder Joyn (+) kann ja im Prinzip nichts Besseres passieren, als ihr Portfolio um eine so etablierte Marke ergänzen zu können, die eine bestimmte Programmfarbe beispielhaft repräsentiert. Gerade auch, weil ebendiese besagten VoD-Services vor allem entweder komplett fehlt oder man ohnehin schon auf sie setzt. Und ja, Synchronfassungen kosten Geld, aber sicher nicht so viel wie die Realisierung das nächsten eigenen seriellen Projekts dieser Art, das schlussendlich nach einigen Monaten vorzeitig beendet wird. Doch was macht «The Bold and the Beautiful» eigentlich aus?
Ganz grundlegend könnte man antworten: das Drama. Und wer nun direkt schmunzelnd abwinkt und meint, davon gäbe es auch genug bei «GZSZ» oder «SdL», der irrt. Denn wenn US-Soaps eines deutlich von ihren deutschen Pendants unterscheidet, dann sind es Drehbücher voller Storylines, die voraussetzen, dass die sich täglich vor dem TV-Gerät Versammelnden nicht unbedingt viel Wert darauf legen, dass das Gezeigte sonderlich realistisch ist, sprich: Der „Guilty-Pleasure-Faktor“ ist allein deswegen bereits ziemlich hoch. Und eben darin besteht auch eigentlich der Reiz von «B&B»: Hier ist im wahrsten Sinne des Wortes (fast) alles möglich, und das wiederum ist der Hauptgrund dafür, dass Ideen verfolgt werden können, die sich wohl noch nicht einmal die selbstbewusstesten deutschen Kreativen trauen würden, zu pitchen. Und selbstredend gibt es auch gute Gründe dafür, Sendungen, die ein sehr breites Publikum ansprechen sollen, so zu konzipieren, dass sie dieser Erwartungshaltung auch gerecht werden können.
Dennoch darf man auch nicht vergessen, dass zwei der größten deutschen Sender für insgesamt knapp 20 Jahre einen Platz in ihrem Programm für überwiegend in der Welt der Mode angesiedelte Geschichten freigehalten haben. Für Geschichten, die sich praktisch von Anfang an primär um Vertreter zweier Familien gedreht haben, deren Nachnamen überhaupt nicht mehr ausgesprochen werden können, ohne in den Vereinigten Staaten Assoziationen an den nachmittäglichen Dauerbrenner zu wecken: Die Rede ist von den Forresters und den Logans. Zentraler Schauplatz der Handlung waren, sind und bleiben mutmaßlich auch noch sehr lange die Räumlichkeiten des weltweit erfolgreichen Modeunternehmens Forrester Creations, dessen Führungsmannschaft wohl so oft verändert wurde wie kaum eine andere (fiktive).
Und dies wiederum hängt in erster Linie mit Mitgliedern der eben erwähnten Familien zusammen, bei denen Hochzeit und Trennung ebenso nahe beieinanderliegen wie Versöhnung und Schwangerschaft, kurz: bei denen „Drama“ großgeschrieben wird. Am besten erklären lässt sich das an dem «Reich & Schön»-Urgestein schlechthin John McCook respektive an dem von ihm seit 1987 verkörperten Eric Forrester. Diesen lernte man an der Seite seiner Frau, der großen Matriarchin Stephanie (Susan Flannery), mit der er insgesamt viermal verheiratet war und die Kinder Angela (nie im Fernsehen zu sehen gewesen), Kristen (zunächst gespielt von: Teri Ann Lin (1987–1994); danach verkörpert von: Tracy Melchior (2001–2017))), Thorne (am längsten gespielt von: Winsor Harmon (1996–2016); zuletzt verkörpert von: Ingo Rademacher (2017–2019)), Felicia (zunächst gespielt von: Colleen Dion-Scotti (1990–2004); zuletzt verkörpert von: Lesli Kay (2005–2016)) und (vermeintlich) Ridge (am längsten gespielt von: Ronn Moss (1987–2012); seit 2013 verkörpert von: Thorsten Kaye) hat, kennen, die 2012 als Abschluss einer enorm berührenden Abschiedsgeschichte den Serientod gestorben ist.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, was «The Bold and the Beautiful» im Detail auszeichnet.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
30.04.2020 09:38 Uhr 1
Für viele Jahre wurde Reich & Schön als meistgesehene Dailysoap der Welt ausgezeichnet, doch das ist inzwischen vorbei. Kann mir nur schwer vorstellen, dass egal ob im TV oder beim Streamen die Serie bei uns wieder erfolgreich sein könnte, vor allem da die Quoten zum Schluss beim ZDF ziemlich mies waren. Sicher gebe es für manche eine Wiedersehensfreude, doch würde sie nach einigen Wochen verflogen sein.
01.05.2020 06:27 Uhr 2