Hingeschaut

«Match» bei RTLZWEI: Noch so eine „08/50“-Datingshow

von   |  3 Kommentare

Zwei Ex-Dschungelcamper und zwei Ex-Datingshow-Teilnehmer wollen bei RTLZWEI ihren Traumpartner finden. Kann das gut gehen?

Dates können schon von Natur aus recht unangenehm verlaufen. Doch nun stellen Sie sich vor, es wäre auch noch ein Kamerateam von RTLZWEI dabei. Dann kann es erst recht unangenehm werden, würde jetzt so mancher sagen. Unfreiwillig unangenehm wird es bei der neuen RTLZWEI-Kuppelshow «Match» in der Tat an der ein oder anderen Stelle. Der Sender will aber nicht irgendwelche Menschen verkuppeln, nein, die Promis sind diesmal an der Reihe. Denn Promis können ja auch einsam sein und haben es wahrlich nicht leicht, neue Leute kennenzulernen. Sagt die Off-Stimme mit aufgeregter Stimme im Hintergrund.

In Großbritannien läuft das Format «Celebs Go Dating» seit 2016 und hat bereits acht Staffeln auf dem Buckel – ob es hierzulande ähnlich lange laufen wird, ist zu bezweifeln. Schon alleine deswegen, weil Dating in Zeiten des Coronavirus eine komplizierte Sache geworden ist – also noch komplizierter als vorher schon. «Match! Promis auf Datingkurs» hat es sich zur Aufgabe gemacht, vier „Promis“ in vier Wochen zur vermeintlich großen Liebe zu führen.

Große Namen sucht man bei «Match» vergebens


Die Anführungszeichen bei „Promis“ verraten es schon: Auf allzu große Namen sollte man bei Realityshows wie dieser Couleur besser nicht hoffen. In der ersten Staffel dabei sind: Claudia Norberg, die berühmt-berüchtigte Ex vom Wendler. Sie darf ihre Trennung vom Schlagerstar also noch einmal im Fernsehen durchkauen, die Teilnahme am Dschungelcamp war offenbar noch nicht genug. Apropos Dschungel: Sarah Knappik (Dingens) ist auch dabei. Sie wissen schon: Das ist die, die von Mathieu Carrière 2011 angebettelt wurde, die Dschungel-Show vorzeitig zu verlassen. Ebenfalls dabei: Zwei Typen, die schon einmal an Datingshows teilgenommen haben. Der eine (Marcellino Kremers) hat mal bei «Love Island» mitgemacht, der andere (Sebastian Fobe) bei «Die Bachelorette» und «Bachelor in Paradise». Joa, das reicht schon für «Match» und wird auch offen in der Sendung zugegeben.

Bevor es ans Eingemachte geht, müssen die liebeshungrigen Promis eine „Liebesanalyse“ überstehen. Dafür müssen sie in die „weltweit erste Promi-Dating-Agentur“ von Doro und Matthew gehen, die fortan wahlweise als Dating-Experten, Dating-Agenten oder Liebestherapeuten bezeichnet werden. In einem ersten Gespräch wird zunächst festgelegt, was sich vom neuen Partner gewünscht wird.

Von Sarah Knappik zum Beispiel erfahren wir, dass sie beim Dating eher vom altmodischen Schlag ist, bei Online-Portalen nach einem Mann zu suchen, würde aufgrund ihrer Bekanntheit ja nichts bringen und überhaupt würde das sich nicht richtig anfühlen. Sie will jemanden kennenlernen, der nicht an ihrem Status interessiert ist. Ob es dann so klug ist, in einer Fernsehshow öffentlichkeitswirksam nach dem Traumprinzen zu suchen? Zitat Knappik: „In Deutschland bin ich so etwas wie die deutsche Angelina Jolie. Fehlt nur noch ein deutscher Brad Pitt an meiner Seite.“

Und die anderen? «Love-Island»-Marcellino sucht eine Dame, die nicht oberflächlich ist. Später will der bekennende Mama-Mensch auf jeden Fall mal eine Familie gründen. Claudia Norberg sucht nach 29 Jahren Ehe mit dem Wendler einen Mann, der größer als 1,80m ist und Amerika mag. Sebastian Fobe ist offen für alles und weiß selbst nicht so richtig, was er bei «Match» sucht. Beste Voraussetzungen also. Er ist es dann auch, der als Erstes richtig Pech hat und keine Dame abbekommt.

«Match» meets «Bachelor»


Das Kennenlernen findet bei Single-Partys statt, quasi in einer längst vergessenen Welt vor Corona. Die Frauen und Männer buhlen dann gewisser Weise um die vier Promis – oder umgekehrt. Das hat ein bisschen den Charakter von den typischen «Bachelor»-Formaten und führt unter anderem dazu, dass Einzelgespräche schnell mal von anderen Mitbewerbern gecrasht werden. Zu prolligem Krawall kommt es zum Glück aber nicht, das Ganze verläuft verhältnismäßig harmonisch ab. Der Smalltalk wirkt oft erzwungen. Aber wie würden Sie sich in einer Dating-Situation mit X Männern und Frauen verhalten, wenn Kameraleute und zwei beobachtende Dating-Profis ständig ein Auge auf Sie haben?

Nachdem man das belanglose Geplänkel hinter sich hat, dürfen sich die vier Promis jeweils einen Menschen aussuchen, den sie bei einem Einzel-Date näher kennenlernen möchten. Sebastian muss wie gesagt einen Korb hinnehmen: „Die Abfuhr seines Lebens“, wie RTLZWEI dramatisiert. Also geht’s auf zu einer Sonderbehandlung zu den Dating-Pros. Sebastian sieht doch gut aus, was ist also schief gelaufen? Der Tipp, der alles verändert: Fokussiere dich doch mal auf nur eine Frau, zeig mehr Interesse! Eine Ersatz-Kandidatin zur Umsetzung dieser lebensverändernden Ratschläge steht bereits in den Startlöchern. Und es macht „Bäm!“ beim ehemaligen «Bachelorette»-Anwärter.

Die Dates selber gestalten sich dann durchaus amüsant, wobei es das Wort Dating zumindest bei Sarah Dingens kaum trifft – ihr Date gleicht eher einem starren Verhör. Eine Auswahl ihrer Fragen: „Schnarchst du?“, „Willst du mal heiraten?“, „Machst du auch mal verrückte Sachen und gehst auf die Cranger Kirmes?“, „Würdest du gerne ein Promi sein?“. Frau Dingens löchert ihr Gegenüber (ein Beamter beim Ordnungsamt, der Knöllchen verteilt) solange, bis sie herausfindet, dass dieser schon einmal bei «Take Me Out» mitgemacht hat. Ein K.O.-Kriterium für Knappik, die befürchtet, er könne es nur auf ihren Fame abgesehen haben. Erneut diese Ironie des Schicksals, dann bei einer solchen Sendung mitzumachen.

Wesentlich schwungvoller und dynamischer läuft das Date zwischen Marcellino und Tülay ab. Highlights von ihr: „Ich mag die ägyptische Mythologie. Mein Lieblingsfilm ist «Die Mumie», ich hab‘ das auf DVD“ oder „Spanien ist so ein 08/50-Land, da fliegt jeder hin“. 08/15 war gestern. Sätze wie diese würden dazu einladen, sich über die Kandidaten lustig zu machen. Darauf wird bei «Match» jedoch glücklicherweise verzichtet.

Die «Match»-Optik: viel zu hipp


Was «Match» beinahe unerträglich macht ist das permanente Zurschaustellen von: Wir sind in Berlin, wir sind jung, wir sind hipp. Wir sind hipp, also muss jeder Promi vor dem Erstgespräch an „Stalking-Tante“ Chris vorbei und sich lustige Einhorn-Puschen anziehen. Weil das schon etwas über die Humorfähigkeit der Promis aussagen würde. Ständig dudelt im Hintergrund Club-Musik, das Ganze hat fast schon den Flair von «Berlin - Tag & Nacht». Dass es so aussieht, als würde über allem ein viel zu heller Filter liegen, macht die ganze Angelegenheit nicht weniger künstlich – aber vielleicht ist dieser Look ja genau das, was der jungen Tinder-Zielgruppe gefällt.

Wahre Liebe will «Match» unter die Promis bringen: Ein gewagtes Unterfangen, das man nicht wirklich ernst nehmen kann. Die künstlich-hippe Ästhetik und Erzählweise des Formats ist selbst für ein Trash-TV-Format too much, abseits davon kann «Match» zumindest für ein paar komischen Szenen sorgen.

«Match! Promis auf Datingkurs» läuft montags um 20.15 Uhr bei RTLZWEI.

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
vigilanz
05.05.2020 10:36 Uhr 1
wieder so eine Promisendung bei der die Prominenten fehlen
Fabian
05.05.2020 11:59 Uhr 2
Ich dachte mir eigentlich, die könnten ja einfach bei "First Dates" teilnehmen. 🤔
Kingsdale
05.05.2020 12:49 Uhr 3
Ich finde es immer wieder Erstaunlich wie schnell man in Deutschland (und das meistens von RTL) ein Promi werden kann. Einmal bei "Bacheloer" oder "Bauer sucht Frau" teilgenommen, "Puff" ist man ein Promi.

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