«Weisheiten»: Wenn selbst die Presse ratlos ist

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„Unsere neue Lieblingsserie“ – so urteilte eine Frauenzeitschrift über die neue Sat.1 Serie «Bis in die Spitzen». Das „unsere“ müsste sich dann aber auf einen eher kleinen Leserkreis beziehen, denn die Quoten der BBC-Adaption sind nicht berauschend.

Im Original heißt die Serie «Cutting It» und läuft in England mehr als erfolgreich. Etwa sieben Millionen schalten ein und beobachten, was rund um den Frisörsalon geschieht. «Bis in die Spitzen» sollte die neue deutsche Super-Serie werden, so stellte Sat.1 das Format zumindest im Sommer vor. Vorbei sind Sprüche wie „damit führen wir die deutsche Serie aus der Krise.“ Das Gegenteil ist eingetroffen: Die deutsche Serie befindet sich in einem Tief. Warum speziell die Serie aber scheitert, weiß niemand so genau. Man sei dem Zuschauer wohl etwas voraus gewesen, mutmaßte Sat.1 Chef Schawinski in der vergangenen Woche. Voraus gewesen? Wohl kaum. Denn vom Grundsatz her ist die Sendung nichts wirklich Neues. Was aber nicht heißen soll, dass die Serie schlecht ist. Denn sie ist genau das Gegenteil. «Bis in die Spitzen» ist eine der besten Serien des Jahres 2005.

Lob gibt es zwar von allen Seiten für Sat.1, eine Programmzeitschrift ermutigt den Sender in ihrer aktuellen Ausgabe sogar, Stehvermögen zu beweisen, Qualität setze sich irgendwann durch. Und wenn nicht? Eigentlich wissen wir, die Presseleute, immer alles besser. Wir wussten, warum der «Talk der Woche» scheiterte. Lag an Frau Rust, zu vielen Themen und dem schlechten Sendeplatz – keine Frage. Wir wissen auch, warum US-Serien wie «Lost» und «24» unter Zuschauermangel bzw. – schwund leiden. Klar, der Zuschauer muss am Ball bleiben, darf keine Episode verpassen. Das schreckt ab.

Warum aber klappts bei «Bis in die Spitzen» nicht? Ich weiß es nicht. Serie gut, Bücher gut, Schauspieler gut, Sendeplatz gut. Quoten: Schlecht…

Was ist aber jetzt mit der deutschen Serie? Krise oder nicht. Eher wohl ja, denn bis auf «Arme Millionäre», «Abschnitt 40» und «Die Gerichtsmedizinerin» floppte so gut wie jede aktuelle neue deutsche Serie der Privatsender in der jungen Geschichte. Und die sind größtenteils selbst Schuld. In den 90ern haben sie sich Im Namen des Gesetzes zu lange in «Wolffs Revier» aufgehalten und «Kommissar Rex» den «Medicopter 117» anbellen lassen. Als dann das große Umdenken kam, ging wohl alles zu schnell. Rex erzielte zwar gute Quoten, dennoch musste etwas am Cast geändert werden – es soll ja nicht langweilig werden. Ähnlich erging es Kommissar Wolff und dem «Medicopter». Während Rex und der Medicopter in Deutschland schon auf dem Fernsehfriedhof gelandet sind, geht auch Andreas Wolff bald in Rente. Natürlich, die Quoten waren nicht mehr so gut wie noch in den 90ern, aber besser als die der neuen Sendungen. Und so lange die Serie noch über dem Sat.1-Schnitt liegt, sollten die Macher eigentlich keine Sorgen machen. Dennoch beendet Sat.1 die Serie. Warum? Auch das weiß ich nicht.

Aber Gott sei Dank sind wir Presseleute wohl doch nicht all- und besserwissend und müssen schon gar nicht alle Entscheidungen verstehen. Und das ist auch gut so.

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