Cast & Crew
Vor der Kamera:Clemens Schick als Xavi Bonet
Anne Schäfer als Fina Valent
Tara Fischer als Maria Valent
Jule Gartzke als Alma Gomez
Sebastian Fritz als Enzo Alvarez
Michael Sideris als Ruben Castillo
Michael Rotschopf als Nestor Rodriguez
Hinter der Kamera:
Produktion: Dreamtool Entertainment GmbH
Drehbuch: Timo Berndt
Regie: Isabell Suba
Kamera: Jens Harant
Produzenten: Stefan Raiser und Felix Zackor
Doch der schlimmste Drecksack, den das deutsche Fernsehen kennt, ist der Hedge-Fonds-Manager oder Immobilienspekulant, der seinen üppigen Lebensunterhalt damit bestreitet, in kokaininduzierten Allmachtsfantasien das Geld anderer Leute mit Credit-Default-Swaps durchzubringen oder anständige, einfache Fabrikarbeiter zwangsräumen zu lassen. Spätestens bis «Bad Banks» galt die eiserne Regel: Kein Mitleid mit der Heuschrecke.
Dass der Baulöwe von Barcelona Nestor Rodriguez (Michael Rotschopf) ein furchtbar schmieriger Typ ist, stellt dieser Krimi schon bei seinem allerersten Auftritt klar: „Anhänglicher als Hämorrhoiden und schlimmer als die Anwälte meiner Frau“, zieht er über einen Haufen junger, übermütiger Antikapitalisten vom Leder, die ihm gerade die Nobelkarosse durchgeschüttelt und das Kaschmirjäckchen entwendet haben. Als ein anderer Bauunternehmer erschlagen zwischen halbfertigen Trockenbauwänden zukünftiger Luxuswohnungen aufgefunden wird, ist Rodriguez freilich einer der ersten Verdächtigen.
- © ARD Degeto/Charlotte Jansen
Zwischen Xavi (Clemens Schick) und Fina (Anne Schäfer) gibt es Spannungen.
Glücklicherweise ziehen sich die Linien dieses Klassenkampfes bald komplexer durch das Figurenpersonal, bleiben dabei jedoch erwartbar: Xavi Bonet (Clemens Schick) hat sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet und hegt deshalb auch für die etwas militanteren Antikapitalisten gewisse Sympathien, unter denen sich auch die Tochter seiner Kollegin Fina Valent (Anne Schäfer) befindet. Doch als Juristin aus wohlhabender Madrider Familie, der gefühlt die Hälfte aller spanischen Mietshäuser gehört, ist Fina natürlich schockiert, dass ihr Kind beim Steineschmeißen und Von-Polizisten-verprügelt-werden ganz vorne mit dabei ist.
Erfrischend, dass bei „Blutiger Beton“ nicht nur die Heuschrecken ihr Fett wegkriegen: Denn der militanteste Antikapitalist entpuppt sich bald als Sohn eines millionenschweren Bauunternehmers, und auch wenn Finas Tochter als gestandene iberische Linke wahrscheinlich alle Strophen von „Bella Ciao“ mitsingen könnte, bedient sie sich trotzdem gerne am sündhaft teuren Wein ihrer Mutter.
Doch diese guten Beobachtungen bleiben leider Stückwerk. Denn nicht nur im Baugewerbe geht es „eher grob und rustikal zu“ (O-Ton Nestor mit dem Kaschmirjäckchen), sondern auch im «Barcelona-Krimi»: Dramaturgisch und ästhetisch bestimmend ist nicht die Dekonstruktion des modernen spanischen Klassenkampfes zwischen Gentrifizierung und Massenarbeitslosigkeit, sondern eine Mischung aus lauen Revierbesprechungen, finsteren Gestalten, die zwei linke Jungspunde durch schummerige Gassen jagen, und einer aufdringlichen Erotik, die jede emotionale Konsequenz erstickt: Denn dass sich eine Kommissarin beim Abendessen mit einem Verdächtigen sexuell zu dem Mann hingezogen fühlt, der vielleicht gerade ihre Tochter mit einer Garotte erdrosseln lassen wollte, passt weder zu dieser Figur noch zur erzählerischen Zielsetzung dieses Films.
Das Erste zeigt «Barcelona-Krimi – Blutiger Beton» am Donnerstag, den 28. Mai um 20.15 Uhr.
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