Die Kritiker

«Kommissar Van der Valk - Duell in Amsterdam»

von

Mit Van der Valk setzt das Erste ab Pfingstmontagauf ein neues Amsterdamer Ermittlerteam, das aber im ersten Anlauf noch nicht vollends überzeugen kann.

Cast & Crew

  • Darsteller: Marc Warren, Maimie McCoy, Elliot Barnes-Worrell, Luke Allen-Gale, Emma Fielding und andere
  • Musik: Matthijs Kieboom
  • Kamera: Tibor Dingelstad
  • Buch: Chris Murray
  • Regie: Colin Teague
Die Ankündigung einer neuen Krimiserie, die in einer der sehenswertesten Städte Europas angesiedelt ist, löst erst einmal Neugierde aus. Als Fan europäischer Gemeinschaftsproduktionen freut man sich darauf, smarte Ermittler durch die schönen Metropolen und vielseitigen Landschaften der EU streifen zu sehen, um Bösewichte in intelligent und wendungsreich geschriebenen Fällen zur Strecke zu bringen. Und wenn die Hauptfigur dann auch noch Piet van der Valk heißt und nach den Motiven des britischen Schriftstellers Nicolas Freeling (gest. 2003) entstanden ist, freut sich der Krimifan noch mehr auf das Ergebnis.

Das neue Team


Erfreulicherweise ist es Drehbuchautor Chris Murray («Inspector Barnaby», «Lewis – der Oxfordkrimi») gelungen, die Hauptfigur der Romanvorlage nicht zu verhunzen und mit Marc Warren («Band of Brothers», «Hustle») vorbildlich zu besetzen. Warren bringt in seine Rolle eine gelungene Kombination aus Coolness und Melancholie ein. Van der Valk ist hart, aber nicht unnötig brutal, undurchsichtig, aber nicht dysfunktional und ein eher stiller Zeitgenosse, ohne unsympathisch zu wirken. Kurz und gut: Der Mann hat Ecken und Kanten. Auch die Verpflichtung von Maimie McCoy («Die Musketiere») als seine Kollegin Lucienne Hassel kann man nur als gute Wahl bezeichnen. Die Britin zeigt sich menschlich den Angehörigen der Opfer gegenüber, aber kühl berechnend in ihrem Ermittlungsstil. Zu van der Valk verbindet sie offensichtlich eine tiefe Freundschaft, die weit über eine kollegiale Beziehung hinausgeht, aber nicht mit einer unnötigen Lovestory unterlegt wurde. Leider darf auch in dieser Serie der fast schon obligatorische Quoten-Nerd nicht fehlen. Einen hochintelligenten, aber auch notorischen Zahlen- und Computerfreak aufzubieten, gehört in heutigen Krimiserien ja fast schon zum guten Ton, wenn man sich zum Ziel gesetzt hat, auch die Fans US-amerikanischer Formate zu erreichen. Entsprechend klischeebeladen spielt der aus «Ready Player One» bekannte Elliot Barnes-Worrel seinen Job Cloovers auch. Cloovers vereint alle Eigenschaften in sich, die man von derartigen Figuren gewöhnt ist. Unter dem positiven Einfluss van der Valks relativiert sich die anfänglich nervige Besserwisserei des Statistikfans aber ein wenig und bleibt damit verschmerzlich.

Kein Mut zur Konsequenz


Der erste von drei verfilmten Fällen führt van der Valk als toughen Cop ein, der sich nicht zu schade ist, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen. Zu Fuß jagt er einen Flüchtenden über die Grachtenbrücken Amsterdams und bekommt ihn natürlich zu fassen. Die Auftaktszene hat Tempo, macht Spaß und weckt die Lust auf mehr. Dieser positive Ersteindruck setzt sich in den nächsten Minuten in einer Entführung fort, die gründlich schiefläuft und zwei Morde zur Folge hat. Schnell stößt das Team der Mordkommission auf die politische Szene der Niederlande und konzentriert seine Ermittlungen auf das rechte Spektrum, dessen Leitfigur Ed de Klerk ohne Zweifel dem Rechtspopulisten Geert Wilders nachempfunden ist. Leider präsentiert sich das Drehbuch ab hier immer unausgefeilter und wirft mit Stereotypen nur so um sich. Da gibt es den Schläger mit Militärhintergrund, der sich willig dafür benutzen lässt, die Drecksarbeit zu übernehmen, den geistig vergifteten Mitläufer, der offenen Auges in sein Verderben rennt und natürlich den skrupellosen Wahlkampfmanager mit seinem politisch gewieften Chef. «Van der Valk – Duell in Amsterdam», will politisch hochaktuell und brisant wirken, kann aber nicht verhehlen, dass dem Drehbuch zum Finale hin gehörig die Puste ausgeht. Statt sich des Themas aufklärend und ohne erhobenen Zeigefinger zu nähern, werden pauschal alle Rechten als unbelehrbare und fehlgeleitete Bösewichte deklariert. Das mag von einem gewissen Standpunkt aus zutreffen und es ist vollkommen richtig darauf hinzuweisen, dass Rechtspopulismus auch vor der (angeblich) geistigen Elite eines Landes nicht halt macht. Ein wenig mehr Differenzierung und thematische Tiefe hätte dem Film allerdings an dieser Stelle gutgetan. Das vorhersehbare Finale läuft am Ende mutlos auf ein simples Rachemotiv hinaus und gipfelt in einem unnötigen Twist.

Fazit: Schade, da wäre mehr drin gewesen. «Van der Valk» bietet gute Ansätze, die aber mit dem Pilotfilm noch nicht vollends zur Entfaltung kommen. Dass es sich dennoch lohnt, auch beim nächsten Mal wieder einzuschalten, liegt vornehmlich an der starken Besetzung und der Bildführung, die es versteht, die Ermittler und ihre Stadt ins rechte Licht zu rücken. Das Storytelling weist ein angenehmes Tempo auf, wirkt aber noch ein wenig flügellahm. Es bleibt zu hoffen, dass der zweite Teil konsequenter zur Sache geht.

«Kommissar Van der Valk – Duell in Amsterdam» ist am 01. Juni 2020 um 21.45 Uhr im Ersten zu sehen. Am 14. Juni läuft der zweite Fall. Zuvor zeigt Das Erste am Pfingstmontag einen neuen Weimar-«Tatort», dessen Quotenmeter.de-Kritik hier abrufbar ist.

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