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Bundesliga-Rechtevergabe: Die kuriosesten Entscheidungen

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Wer erinnert sich noch an «ran» um 20.15 Uhr? Wer hat noch ein Bild von arena vor Augen?

In einer Woche wird Fußball-Deutschland (vermutlich) wissen, bei welchem Bewegtbildanbieter die Bundesliga-Spiele ab Sommer 2021 für vier Jahre beheimatet sind. Neben Sky, das die Liga seit Jahrzehnten abbildet, sind auch neue Player im Rennen. Darunter DAZN und Amazon, die jetzt schon kleine Pakete halten. Der Tag einer Bundesliga-Rechtevergabe wird immer mit großer Spannung erwartet – zumindest seit 2005, als die Deutsche Fußball Liga (DFL) mit einem großen Knall den Partner Premiere leer ausgingen ließ. Man könnte sagen, die DFL hatte damals keine andere Wahl. 2005 saß noch Dr. Georg Kofler am Ruder und wollte unbedingt mehr Pay-TV-Exklusivtät und die Verbannung der ARD-«Sportschau» in den späten Abend. Es wurde übermittelt, aber nie bestätigt, dass er für dieses Modell bereit war, 300 Millionen Euro pro Saison an TV-Geld zu bezahlen. Angesichts der heutigen Summen von fast 900 Millionen Euro alleine für Sky (trotz ARD-«Sportschau» und trotz eines fehlenden Pakets, das momentan DAZN/Amazon halten) wirken die damaligen 300 Millionen ein bisschen aus der Zeit gefallen. Es war aber viel, viel Geld.

So soll es sich also ergeben haben, dass Kofler 2005 für ein Übertragungsmodell mit einer Samstagvorabend-Free-TV-Verwertung kaum Geld bot und auch nicht nachbessern wollte, sodass die DFL die Pay-TV-Rechte an einen Zusammenschluss verschiedener Kabelnetzbetreiber (vor allem Unity Media) vergab. Geboren war arena, das aber von Anfang an große Probleme hatte. Nicht inhaltlicher Natur, denn redaktionell stampfte der Dienst mit Reportern wie Matthias Opdenhövel, Johannes B. Kerner, Steven Gätjen und Martin Groß durchaus Beachtliches binnen kurzer Zeit aus dem Boden.

Der Vertrieb aber gestaltete sich schwierig. Gerade im Kabelnetzbereich musste man eine umfassende Partnerschaft mit Premiere eingehen, binnen eines Jahres kam arena nur auf rund eine Million Kunden. Das Experiment war gescheitert, bevor die zweite Saison anfing, Premiere erwarb Sublizenzen. Zwar schrieb Premiere in der Zeit ohne Bundesliga erstmals schwarze Zahlen, erzielte somit aber nur kurzfristigen Erfolg. Hinter vorgehaltener Hand wird noch heute gesagt, dass der Bundesliga-Verlust die Geschäftsentwicklung langfristig schädigte, es gingen Stück für Stück etliche Kunden verloren.

Dabei bleibt Premiere selbst in der Saison 06/07 an Bord – auch das war kurios. Denn neben arena hatte auch die Deutsche Telekom Rechte erworben – und zwar für den damals vollkommen neuen Verbreitunsgweg IPTV. Das damals noch ohne eigene Sportfirma (heute stellt thinxpool MagentaSport-Sendungen her) aufgestellte Telekommunikationsunternehmen, beauftragte Premiere für einen angeblich zweistelligen Millionenbertrag pro Saison mit der Herstellung von Bundesliga-Inhalten. Und so kommentierten Marcel Reif, Fritz von Thurn und Taxis und Co. für den wohl exklusivsten Kreis ever. Im Sommer 2006, zum Start, sollen es gerade einmal 43 Kunden gewesen sein, hieß es in nie bestätigten Medienberichten.

Als 2009 eine neue Rechteperiode begann, blieb die Telekom über IPTV am Ball, ging dann aber in Konkurrenz zu Premiere/Sky. Mit Liga total! stellte sie ein eigenes Angebot auf, gewann für die Samstagssendung Johannes B. Kerner als Lead-Kommentator. Drei Jahre lang duellierten sich beide Firmen, bis im April 2012 die Entscheidung fiel. Der damalige Sky-Chef Brian Sullivan hatte den deutschen Telekommunikationsriesen mit Murdoch-Millionen aus dem Rennen gedrückt. Man sei an die Schmerzgrenze gegangen, sagten Telekom-Vorstände damals. Aber es habe nicht gereicht, um mit dem finanzstarken Sky mitzuhalten. Sullivan hatte die Rechte für im Schnitt um die 485 Millionen Euro erworben. Sky zeigte die Bundesliga vier Jahre lang exklusiv, die Telekom stieg in Basketball und Eishockey ein.

Im Free-TV würde die ARD-«Sportschau» in der nächsten Rechteperiode Geburtstag feiern. 20 Jahre Free-TV-Partner am Stück. Vor der «Sportschau» liefen die ersten Highlights aus den Stadien noch in Sat.1 – es waren die ersten Glanzzeiten der Sportmarke «ran». Aber auch diese erlebte einige Kuriositäten; im Spätsommer 2001 nämlich, als Leo Kirch die Idee hatte, aus der Fußballsendung ein Samstagabend-Primetime-Format in Sat.1 zu machen – und grandios daneben griff. Die als Mix aus Spielberichten, Talks und Showacts konzipierte Sendung scheiterte. Die ersten Sendungen erreichten zur Primetime nur um die zwei Millionen Zuschauer, viel weniger als am Vorabend.

Der damalige FC-Bayern-Manager Uli Hoeness hatte den Plan lange verteidigt: „Wer keinen Decoder hat, wird in ein paar Jahren klaglos akzeptieren, dass er sich um 20.15 Uhr in Sat.1 informieren kann oder ab 22.15 Uhr im ZDF. Das ist nur eine Frage der Zeit“, sagte er. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis Sat.1 infolge der niedrigen Quoten und motzenden Sponsoren im Stadion nachgab und die Sendung in einer kürzeren Fassung als früher auf 19 Uhr legte. Ab dem fünften Spieltag der Saison 01/02 hatten die Bundesliga-Bilder in Sat.1 noch 75 (statt vorher 120) Minuten Sendezeit. Kirch wollte damit nicht zuletzt auch wieder sein Pay-TV-Programm Premiere stützen.

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