First Look

«Space Force»: Steve Carell in Donald Trumps Wahnideen

von   |  2 Kommentare

Die neue Netflix-Serie will ausgestalten, was Donald Trump unter seiner seltsamen "Space Force" verstehen könnte. Leider fällt ihr dabei auch nicht sonderlich viel ein...

Cast & Crew

Produktion: Deedle-Dee Productions, Film Flam und 3 Arts Entertainment
Schöpfer: Steve Carell und Greg Daniels
Darsteller: Steve Carell, John Malkovich, Ben Schwartz, Diana Silvers, Jimmy O. Yang, Tawny Newsome, Noah Emmerich u.v.m.
Executive Producer: Greg Daniels, Steve Carell, Howard Klein, Brent Forrester und Paul King
Bei einer Regierung, die so erratisch, desorganisiert und chaotisch auftritt wie die aktuelle der USA, kann man sich nur schwer festlegen, was der folgenschwerste der bisherigen katastrophalen Fehlschläge war. Eine der weirdesten Entscheidungen von Präsident Trump war jedoch ohne Frage seine Gründung der Space Force, einem sechsten Zweig der amerikanischen Streitkräfte zusätzlich zu den bisherigen fünf, die jeder Grundschüler zwischen Seattle und Miami so fehlerfrei aufsagen kann wie (hoffentlich) das Alphabet. (Für diejenigen unter uns, die nie in den Genuss amerikanischer Grundschulbildung gekommen sind: Die anderen heißen Army, Navy, Air Force, Marines und Coast Guard.)

Was diese Space Force nun eigentlich bezwecken will, welche konkreten militärischen Zielsetzungen sie verfolgt und wie sie zur nationalen Sicherheit der USA und alliierter Staaten beitragen soll, ist aus dem hastig zusammengeschusterten Mandat kaum herauszulesen, das nur aus sprachlichen Nebelkerzen und kraftmeierndem Armee-Jargon besteht. Genau an dieser Stelle setzt die neue Netflix-Serie aus der Feder der Workplace-Sitcom-Gurus Greg Daniels und Steve Carell an, die vor zehn Jahren mit «The Office» noch die finsteren Seiten des amerikanischen Bürolebens dekonstruierten.

In gewisser Weise ist «Space Force» sogar im selben Genre verortet. Wo Michael Scott bei Dunder Mifflin im Papier-Business nach oben buckelte und nach unten trat, muss General Mark R. Naird (Carell in schneidig) in der Wüste von Colorado als frischgekrönter oberster Heeresführer die militärische Vormachtstellung der USA im Weltraum sichern und ausbauen – was auch immer das heißen soll. Zumindest in diesem Punkt dürfte die Realität eine ähnlich perverse intellektuelle Zumutung sein wie Nairds Aufgabengebiet im nirgendwo. Was die 88 (!) aktiven Mitarbeiter der tatsächlichen United States Space Force den ganzen Tag so treiben, ist schließlich so irre spektakulär, dass sie es damit noch nie in die tägliche Berichterstattung der relevanten US-Presse geschafft haben.

Das ist just auch die Krux dieses Formates: Denn die hier zu schließende inhaltliche Lücke ist einfach viel zu groß, das Nichts zu penetrant, die Nullmenge zu eklatant leer. «Space Force» entscheidet sich dann recht schnell für die Flucht in den Klamauk, wo ein strategisch eher mäßig begabter General aus vergleichsweise irren Gründen schon vor dem Frühstück zweistellige Milliardenbeiträge bei eilig anberaumten Raketenstarts in den Sand setzt und der erste neue, unter Müh und Qual ins All geschossene Satellit gleich wieder von den Chinesen zerpflückt wird. Währenddessen gerät das erzählerische Herz der Serie – das Sparren zwischen Steve Carells pflichtbewusstem, aber in der Sache nur beschränkt kompetenten Disziplin-und-Gehorsam-General und John Malkovichs realistischem, intellektuell fähigem und entsprechend herablassenden Chefwissenschaftler – zu steril und gewollt als Analogie auf den beherrschenden Zwist der aktuellen amerikanischen Oberschicht zwischen Loyalität zu ihrer konfusen Regierung und dem Schaudern über die kognitive Dissonanz, die man deshalb Tag für Tag ertragen muss.

Statt sich um eine Dekonstruktion wie bei «The Office» zu bemühen, begnügt sich «Space Force» weitgehend mit einer Aneinanderreihung des Obskuren und Sonderbaren, das nur beiläufig – dann aber mitunter brachial – auf die derzeitigen Zumutungen des tatsächlichen Regierungsapparats anspielt. Dass ein Russe freimütig über das Gelände läuft und alles fotografiert, was ihm vor die Smartphone-Linse kommt, kann man sich mittlerweile leider auch in der Wirklichkeit irgendwie vorstellen. Eine Komödie ist dafür jedoch – zumindest aus atlantischer Sicht – das völlig falsche Genre.

«Space Force» ist bei Netflix abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/118906
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Kingsdale
07.06.2020 12:27 Uhr 1
Ich habe nach der dritten Folge aufgegeben. Was einem hier Vorgesetzt wird ist typischer Steve Carell-Humor den (wahrscheinlich) nur er selber versteht. Zum Lachen gab es jedenfalls nichts. Dazu ist auch die Story oder Plot dermaßen uninteressant und stellenweise so langweilig, das es selbst als Film nicht besser wäre und somit als Serie erst recht nicht. Wer an der Serie wirklich Spaß hat, muss schon einen sehr seltsamen Humor haben. Kurz gesagt, eine Serie den die Welt nicht braucht und reine Zeitverschwendung ist.
Sentinel2003
07.06.2020 16:24 Uhr 2
Dann isser in der Apple Serie "The Morning Show" anscheinend erstmalig in einer ernsten Rolle!! Denn, ich habe ihn noch nie in solch einer Rolle gesehen!
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