Herausgekommen ist dabei ein kurzweiliger, gut 100-minütiger Reisebericht, der für viele gerade jetzt zur rechten Zeit kommen dürfte. Da an Fernreisen angesichts der Corona-Krise weiterhin nicht zu denken ist, wird exotischer Urlaub für die meisten Menschen in diesem Jahr vermutlich flachfallen. Für eine gewisse Grundspannung sorgt in der von Banijay Productions Germany kommenden Sendung dabei schon die Dynamik zwischen den beiden Protagonisten: Während Vater Gerhard gläubiger und bekennender Zeuge Jehovas ist, hat sich Oliver Pocher von der religiösen Gemeinschaft distanziert.
In der ersten Folge, in der das Vater-Sohn-Gespann die Möglichkeit bekommt, Einblicke in eine buddhistische Mönchs-Gemeinschaft zu erhalten, führt das schnell zum ersten Konflikt. Einem der beiden Pochers gefällt die Idee nämlich gar nicht. „Es geht um die richtige, die wahre und die falsche Religion. Und für mich ist der Buddhismus nicht die richtige, sondern die falsche Religion“, begründet Gerhard, wieso er den Tempel nicht besuchen möchte. „Er will Dich auch gar nicht überzeugen, er will das hier nur zeigen als Zeichen der Gastfreundschaft“, hebt Oliver die guten Absichten des Mönchs hervor. Doch die Meinungsverschiedenheit ist damit nicht zu lösen, und letztendlich entscheiden sich Vater und Sohn dazu, für einige Stunden getrennte Wege zu gehen: Oliver mit den Mönchen, Vater Gerhard alleine im städtischen Nachtleben.
Löblich ist, dass die Verantwortlichen ist diesen Szenen nicht versucht haben, das Format im Nachhinein glatt zu bügeln. Stattdessen werden sowohl Oliver als auch Gerhard Pocher als Charaktere mit ihren Eigen- und Besonderheiten gezeigt. Wenn Vater und Sohn in der Auftaktfolge über Religion diskutieren, wirkt das zudem authentisch und für einige Minuten sogar überraschend ernst. Überhaupt ist es wohltuend, Oliver Pocher in der Reise-Sendung wieder einmal verstärkt in einem Kontext zu sehen, in dem sich nicht alles um Influencer oder den Wendler dreht.
Das zeigt: Es braucht in der Sendung gar nicht unbedingt die großen Dinge, um für Unterhaltung zu sorgen. Witzig wird es schon, wenn sich Sohn und Vater (auch der ist nämlich nicht auf den Mund gefallen) gegenseitig necken. „Ich kann nicht über alles lachen, was er macht, vor allen Dingen, wenn es sich unterhalb der Gürtellinie abspielt. Da muss ich mich manchmal für ihn schämen“, sagt etwa Gerhard an einer Stelle über seinen Sohn. „Mein father very good english speaks, das ist mal sowas von clear!“, ärgert Oliver zurück und macht sich so über das mäßige Englisch seines Vaters lustig. Oliver Pocher ist es übrigens auch, der die Sendung im Nachhinein im Off vertont hat.
- TVNOW / Banijay Productions Germany
"Unterhaltsam ist dies vor allem deshalb, weil die beiden in den knapp zwei Wochen eine Menge ausprobieren, erkunden und erleben. Die Pochers lassen sich massieren, fahren Tuk-Tuk, begeben sich ins Nachtleben (Gerhard Pocher war in seinen jüngeren Jahren mal DJ), düsen mit einem Jetski übers Wasser, Tanzen in einer Travestie-Show mit, lassen sich einen Anzug schneidern oder versuchen sich an Thaiboxen."
Hier und da erinnert «Pocher und Papa auf Reisen» ein wenig das, was Jenke von Wilmsdorff vor rund neun Monaten in «Jenke ohne Grenzen» gemacht hat. Der Unterschied ist, dass Jenke in dem TV-Now-Format den Faktor Information stärker betont hatte, während bei den Pochers die Unterhaltung mehr im Vordergrund steht. Das ist allerdings auch verständlich, schließlich muss das Format am Freitagabend zur besten Sendezeit auf Deutschlands größtem Privatsender bestehen. Im Grunde genommen ist sowohl dem Pocher- als auch dem Jenke-Format aber gemeinsam, dass sie versuchen, ihren Zuschauern über einen unterhaltsamen und soften Ansatz einige Besonderheiten anderer Länder nahezubringen.
Humortechnisch erwartet den Zuschauer derweil klassische Pocher-Kost. Die Art des Oliver Pocher, der auf der einen Seite so spontan agieren kann wie nur wenige, den Bogen aber manchmal auch überspannt, stößt seit jeher auf geteiltes Echo. Am Anfang der Sendung kündigt er sich etwa als „größten Entertainer Deutschlands“ an - was natürlich stimme, weil er es „selbst in Wikipedia reingeschrieben“ habe. Ähnlich ironisch-selbstverherrlichend war Pocher schon in seine Late-Night «Gefährlich ehrlich!» gestartet. Wer mit Oliver Pocher noch nie etwas anfangen konnte, der wird also auch an «Pocher und Papa auf Reisen» weniger Gefallen finden. Pocher-Fans wird die Sendung hingegen gewiss gefallen, und auch all jene, die an ein paar schönen Bildern aus Thailand interessiert sind, werden auf ihre Kosten kommen. Handwerklich ist die Sendung sauber umgesetzt, gut geschnitten und spannend erzählt.
«Pocher und Papa auf Reisen» ist am heutigen Freitagabend, 19. Juni, um 20.15 Uhr bei RTL zu sehen. In der kommenden Woche, am 26. Juni, zeigt RTL eine weitere Folge.
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