Hinter den Kulissen von «Homemade»
- Produktionsfirmen: Fabula, The Apartment
- Regie: Ana Lily Amirpour, Natalia Beristáin, Antonio Campos, Gurinder Chadha, Maggie Gyllenhaal, Naomi Kawase, Nadine Labaki, Pablo Larraín, Sebastián Lelio, Ladj Ly, Johnny Ma, David Mackenzie, Rachel Morrison, Khaled Mouzanar, Rungano Nyoni, Sebastian Schipper , Paolo Sorrentino, Kristen Stewart
- Gedreht in: Clichy Montfermeil (Frankreich), Rom (Italien), Los Angeles (USA), Santiago (Chile), Berlin (Deutschland), Nara (Japan), London (Vereinigtes Königreich) und an vielen anderen Orten
Ana Lily Amirpour, Regisseurin des persischsprachigen Schwarzweiß-Vampirfilms «A Girl Walks Home Alone at Night», porträtiert in ihrer Folge mittells einer Radtour, wie sich Los Angeles während der dortigen Ausgangsbeschränkungen in eine Geisterstadt verwandelt hat. Die längst zum Arthouse-Darling gewandelte Schauspielerin Kristen Stewart, die bereits vier Kurzfilme inszeniert hat und schon seit einiger Zeit ihr Langfilm-Regiedebüt vorbereitet, thematisiert in «Homemade» Corona indirekt, indem sie in ihrer Folge von einer Frau erzählt, die bei sich zu Hause feststeckt und (unter anderem aufgrund des Lagerkollers) nicht mehr schlafen kann. Als auch noch eine Grillenplage ihre Stadt heimsucht, wird sie über ihre nervlichen Grenzen hinaus gedrängt.
Antonio Campos («Marvel's The Punisher») entwirft dagegen die Suspense-Kurzgeschichte zweier Frauen, die panisch werden, als sie aus ihrer Abschottung heraus einen Mann erblicken, der bewusstlos am Strand liegt – und sich die Frage stellt, was sie nun tun sollen. «The Dark Knight»- und «Secretary»-Darstellerin Maggie Gyllenhaal geht in ihrem Kurzfilm, der zugleich ihr Regiedebüt ist, dagegen die semi-metaphorische Route und erzählt von einem Mann, der versucht, so weiter zu leben, als sei alles normal, während ein rätselhaftes Virus das ganze Sonnensystem heimsucht. Und «Jackie»-Regisseur Pablo Larraín lässt die Phase des Videotelefoniefernsehens neu aufleben und zeigt in seinem Kurzfilm den Videochat zwei Menschen im fortgeschrittenen Alter, die über die ewige Liebe sprechen.
- © Netflix
Poster
Zwar sind, wenig überraschend, viele der Kurzfilme ernst, doch zwischen den nachdenklichen und sentimentalen Geschichten (wie Rachel Morrisons liebevoller filmischer Brief an ihren Fünfjährigen, er solle diese schwere Zeit gut in Erinnerung halten, weil seine Familie es gut getroffen hat) finden sich auch schelmische Episoden. Etwa die von «La Grande Bellezza»-Regisseur Paolo Sorrentino, der mit Miniaturfiguren der Queen und des Papstes ein imaginäres Treffen zwischen diesen Persönlichkeiten skizziert.
Unterm Strich gilt für «Homemade»: Das Ganze ist größer als die Summe der Einzelteile. Es gibt zwar solide Folgen wie auch Kurzfilme, die herausstechen und auch für sich stehend Resonanz generiert hätten. Aber als Kurzfilmsammlung ist «Homemade» ein denkwürdiges Zeitdokument dessen, was Kunstschaffenden im Jahr 2020 durch den Kopf ging und auf die Schnelle unter Cornabedingungen möglich war – und natürlich ist es ein abwechslungsreicher Querschnitt der filmischen Sensibilitäten 17 großer Talente.
«Homemade» ist auf Netflix abrufbar.
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