Miese Kritiken
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Aufgeben gilt nicht
Dass eine blass in Szene gesetzte Hauptfigur, hölzerne Dialoge, langweilige Antagonisten und ein wenig differenziert präsentiertes Männerbild Folgen haben würden, war abzusehen. Am 19. Mai 2020 platzte die Bombe: Ruby Rose stieg aus. Zu den Gründen äußerte sich die Mimin zunächst nicht. Rose bedankte sich artig bei Warner Brothers und dem Team von Greg Berlanti, legte ihre rote Perücke ab und verließ die Bathöhle für immer. Lediglich ihr auf Instagram veröffentlichter kryptischer Satz: „Diejenigen, die es wissen, wissen es“ wies darauf hin, dass auch hinter den Kulissen nicht alles grasgrün gewesen sein kann.
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Batwoman ist nicht gleich Batwoman
Insofern fiel Ruby Rose eine schwere Aufgabe zu und es bleibt anzumerken, dass sich die massive Kritik an der Serie weniger an ihrer Person, als mehr an den schlechten Drehbüchern der ersten Folgen entzündete. Ein letztlich langweiliges Familiendrama in Seifenoper-Manier, das künstlich auf Actionserie aufgeplustert wurde, zieht nun einmal Kritik nach sich. Und wenn selbst Standalone-Folgen wie die Nummer vier in der Reihenfolge mit einer dümmlichen Meisterdiebin namens Magpie (zu Deutsch: Elster) aufwarten, fördert dies auch nicht gerade die Sympathien des Publikums.
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Außerdem ließ The CW noch verlauten, dass die neue schwarze Ritterin weder viel mit ihrer Vorgängerin gemeinsam hat, noch dem typischen weiblichen Superheldenklischee entspricht. Ryan Wilder soll eine drogenabhängige Ex-Elitekämpferin sein, die ihr Dasein in einem Van fristet, bis sie als Batwoman ihre Bestimmung findet. Der Background kommt Serienfans eventuell nicht ganz unbekannt vor. Die Hitserie «Star Trek: Picard» führte mit der von Michelle Hurd brillant gespielten ehemaligen Sternenflottenoffizierin Raffi Musiker erst kürzlich eine Figur mit einer fast identischen Vergangenheit ein. Schriftstellerisch innovativ ist die Hintergrundstory der neuen Fledermausfrau also offensichtlich nicht.
Hürden überwinden
Ob der Writers Room es schafft, sich neu zu erfinden und einige der selbst aufgestellten Hürden zu überwinden, bleibt abzuwarten. Mit Javicia Leslie haben Greg Berlanti und Caroline Dries alle Mittel in der Hand, Publikum und Kritiker mit «Batwoman» zu versöhnen. Doch zunächst gilt es, ein geschickteres Storytelling mit stärkeren Gegenspielern, spannungsgeladenen Plots und einem etwas differenzierteren Blick auf alle Lebensweisen und sexuelle Orientierungen aufzubauen. Denn wie es aussieht, ist nicht die mangelnde Akzeptanz eines eigentlich coolen homosexuellen Maincharacters im Arrowverse das Problem, sondern die Haltung des Produzentenduos. Ob Caroline Dries und Greg Berlanti es schaffen, in sich zu gehen und sich dramaturgische und inhaltliche Fehler einzugestehen, bleibt abzuwarten.
«Batwoman» in Deutschland
In Deutschland stehen auf Amazon Prime seit dem 24. Juli 2020 endlich alle 20 gedrehten Folgen zur Verfügung. Warum sich die Ausstrahlung verzögert hatte, ließen weder The CW, noch der Streamingdienst verlauten. Es liegt aber nahe, dass die Fertigstellung der Synchronisation ins Hintertreffen geraten war. Die deutsche Synchrondatei listet aktuell immer noch nur zehn Folgen auf. Allerdings hat sich die Interopa Film in Berlin auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im direkten deutsch/englischen Vergleich fällt schnell auf, dass man mit Julia Vieregge kaum eine unpassendere Stimme für Ruby Rose finden hätte können. Vieregge wirkt unmotiviert und rasselt ihre Dialoge viel zu oft betonungsarm herunter. Außerdem versucht sie verzweifelt, Batwoman eine gewisse Badass-Attidüde zu verleihen, die aber weder Rose, noch ihre Figur in dieser Form hergeben.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
25.07.2020 11:59 Uhr 1
25.07.2020 12:44 Uhr 2
25.07.2020 15:41 Uhr 3
Ich hatte mich auf Ruby durchaus gefreut, aber das war schon echt grottig. Die Folgen waren eine einzige Qual, musste dann wie wahrscheinlich sehr viele einfach die Reißleine ziehen. Potential wäre denke ich da gewesen für eine tolle Serie.