Aber der Reihe nach: In «Battle of the Band» treten sechs „Boys“ und sechs „Girls“ gegeneinander an, der Untertitel «Boys vs. Girls» wird wörtlich genommen. Dafür ziehen die Mädchen und Jungs in ein luxuriöses Loft in Köln ein, hier leben sie für eine Zeit lang zusammen, werden performen und an ihren Gesangskünsten feilen. Die Gewinnerband erhält einen Plattenvertrag beim Major Label Warner – und darf dann hoffen, dass ihre Karriere länger anhält als ein dreiminütiger Chartsong.
Nach drei kurzen Einstiegs-Battles zwischen den jeweiligen Jungs und Mädels wird die Unterkunft ausgecheckt – und belangloser Smalltalk beginnt, eine Belanglosigkeit folgt der nächsten. Es wird Sekt geschlürft, gekreischt, Party gemacht, geflirtet und zwischendurch immer wieder geträllert. Über Zettelchen bekommen die Bewohner Infos, zum Beispiel über die erste Challenge: Eine Choreo in nur einer Stunde vorbereiten.
Dass sich der Auftritt dann trotzdem irgendwie anhört, als sei sie nicht live gesunden, sondern eher Playback, mutet jedoch etwas merkwürdig an. Der Verdacht besteht, dass hier nachträglich mehr schlecht als recht nachgeholfen wurde. So oder so: Man hat ohnehin nicht viel von den einzelnen Stimmen mitbekommen – «Battle of the Bands» konnte es sich nicht verkneifen, mittendrin die Reaktionen der jeweils konkurrierenden Band einzublenden. Die „Boys“ pfeifen, die „Girls“ finden einiges mega süß. Und der Zuschauer tut sich dadurch schwer, den Gesang einzuordnen. Auch im weiteren Verlauf der Sendung schleichen sich immer wieder Kommentare zwischen den Gesangseinlagen ein.
Steckbrief
Daniel Sallhoff stellt sich am Wochenende den Wecker, um die Einschaltquoten vom Vortag zu analysieren. Riskiert in so gut wie jede Fernsehsendung einen Blick. Liebt gute US-Serien und hat ein Faible für gepflegten TV-Trash. Ist auch bei Twitter vorzufinden. Hört noch dazu gerne Musik. Und normalerweise redet er nicht von sich selbst in der dritten Person.Kommen wir nun aber zum «Big-Brother»-Teil von «Battle of the Bands»: Der erste große Zoff wird nämlich mehrmals angeteasert – und stellt sich am Ende als relativ harmlos heraus. Tränen fließen am Ende trotzdem: „Ich bin nicht perfekt“, sagt Naeman im Nachhinein über sich selbst, der Anregungen seiner Bandkollegen offenbar zu persönlich nimmt. Ganz kurz gibt es übrigens auch obligatorische Duschszenen (wenn auch sehr kurze)! Spätestens hier lässt «Big Brother» aber wirklich grüßen. Ob sich weitere Reiberein zwischen den Kandidaten ergeben, wird sich zeigen – RTLZWEI wird diese aber bewusst mit einkalkuliert haben.
Man kann von «Battle of the Bands» halten was man will, Fakt ist: RTLZWEI lässt sich nicht lumpen und setzt viel daran, dass die Produktion von Youngest Media auch online wahrgenommen wird. Über eine App bekommen die Zuschauer nicht nur weitere Einblicke (durch die aus «World Wide Wohnzimmer» bekannten Dennis und Benni Wolter), sie können dort auch den Ausgang des Wettbewerbs mitbestimmen. Die TV-Folge wird demnach wochenaktuell fertiggestellt. Die gesamte Show ist auf jung getrimmt, dazu passt der auch der Look – das typische RTLZWEI-Feeling verspürt man hier. Auch das steht bei «Battle of the Bands» auf der Haben-Seite.
Trotzdem stellt sich am Ende des Tages die Frage, was «Battle of the Bands» eigentlich sein will. Als Castingshow kann man das Format nicht ernst nehmen, dafür gibt es zu viele Schwächen bei den Performances und zu viel Gelaber zwischendurch. Und der ein oder andere Reality-Trash-Fan wird sich bestimmt an den musikalischen Ergüssen stören. Zurückbleibt bleibt eben eine krude Mixtur aus «Popstars» und «Big Brother» und die spannende Frage, ob das Kombinieren zweier früherer TV-Hits ein neues Erfolgsrezept für RTLZWEI wird.
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