Im stetig wachsenden Markt der Streamingplattformen hat sich ein bislang kaum beworbener Dienst klammheimlich einen kleinen Sieg erarbeitet: Die Videoplattform Nebula hat die Hürde von 100.000 abgeschlossenen Monatsabos genommen. Im Vergleich zu Netflix, Amazon Prime, Disney+ und Co. mag dies nichts sein – doch jüngsten Zahlen zufolge ist Nebula somit immerhin gefragter als das mit mehreren Milliarden Dollar an Investitionen im Rücken gestartete Jeffrey-Katzenberg-Projekt Quibi.
Nebula wurde im Juni 2019 als "wohlüberlegtes Ergänzungspaket zu YouTube" positioniert. Gegründet wurde Nebula von rund 100 Persönlichkeiten, die von YouTube bekannt sind, um ein zweites Standbein zu haben und einige der Probleme am Geschäftsmodell YouTube zu umgehen. So ist Nebula als Abo-Bezahlservice werbefrei, viele der zusätzlich auf Nebula vertretenen YouTuber schneiden sogar die Sponsoren-Botschaften aus der Nebula-Version ihrer Videos.
Zusätzlich werden für Nebula Exklusivinhalte erstellt – primär Videos, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht für eine Auswertung auf YouTube eignen. Sei es beispielsweise, dass sie dort Trolle anziehen würden, Gefahr liefen, aufgrund eines überempfindlichen Algorithmus demonetarisiert zu werden, oder weil sie nicht zur sonstigen "Marke" eines Channels passen.
Darüber hinaus zahlt Nebula seine Videoschaffenden auf ungewöhnliche Weise: 50 Prozent der Abo-Einnahmen gehen an die Firma Standard, die die Plattform betreibt. Die restlichen 50 Prozent werden an die Talente verteilt – und das nicht etwa abhängig von ihren Klickzahlen, sondern proportional zur Verweildauer des Publikums auf deren Videos. So will Nebula aufwändige Videos, die qualitativ so gut sind, dass sie die Aufmerksamkeit der Userinnen und User bewahren, stärker entlohnen als YouTube es tut, wo sich ein knalliges Titelbild und ein reißerischer Titel mehr bezahlt machen als inhaltlicher Aufwand.
Nebula startete mit etwa 75 Channels und hat mittlerweile rund 100. Zu den Gründungsmitgliedern von Nebula gehören Dokumentarfilmerin, Video-Essayistin und Bestseller-Romanautorin Lindsay Ellis, Philipp Dettmer («Kurzgesagt – In a Nutshell»), Brain Craft («Sleeping with Friends»), Jon Taylor Chapman («Second Thought») und Musikexperte Noah Lefevre («Polyphonic»). Für Nebula kreierte er eine dreiteilige Miniserie über Led Zeppelins Meilenstein-Nummer "Stairway to Heaven", die auf YouTube erfahrungsgemäß automatisch gesperrt worden wäre.
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