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Neuer ViacomCBS-Streamingdienst: Corona bremst

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Der große Aufschlag wird der internationale Ableger von CBS All Access nicht. ViacomCBS-Chef Bob Bakish hat noch nicht einmal einen Namen gefunden.

Anfang August 2020 gaben die Verantwortlichen von ViacomCBS bekannt, dass sie einen internationalen Streamingdienst starten wollen. Es werde sich allerdings nicht dabei um CBS All Access handeln, sondern alle Marken des Unternehmens bündeln. Mit dieser Nachricht überraschte das US-Fernsehhaus nicht, denn bereits vor Monaten waren solche Details immer wieder an die Oberfläche gekommen. Nun folgte die offizielle Bestätigung, aber viel zu viele Details sind weiterhin unklar.

Die internationale Expansion wird von der Corona-Pandemie gestoppt, mit der allerdings der Micky-Maus-Konzern Disney+ einen erfolgreichen Europastart hinlegte. Allerdings beinhaltet der Disney-Streamingdienst hauptsächlich Formate, die für den Dienst produziert, oder für die Disney-Channel hergestellt wurden. Bei ViacomCBS sieht das Bild deutlich anders aus, das Unternehmen lizenziert – ähnlich wie WarnerMedia – viele Marken an Dritte. So wurde beispielsweise «Picard», die neue «Star Trek»-Serie außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada an Amazon veräußert.

In der vergangenen Woche ging die neue «Star Trek»-Serie «Lower Decks» auf Sendung, die nun bei CBS All Access gestreamt wird. Dass die Serie nicht an einen unabhängigen Dienst wie Netflix («Star Trek Discovery») veräußert wurde, schürte schon im Vorfeld Mutmaßungen, dass ViacomCBS den großen Aufschlag plant. „Wir werden auch weiterhin mit unseren Kollegen in unserem Vertriebsteam zusammenarbeiten, um den richtigen Ansatz für die Zuteilung von Rechten in diesen Märkten erarbeiten“, teilte David Lynn mit, der bei ViacomCBS Networks International die Verkäufe leitet. „Wir haben genug Inhalte, um weiterhin Lizenzen zu vergeben.“

Diese Aussage mag zwar ein Statement sein, allerdings sackten Umsatz und Gewinn von ViacomCBS im zweiten Quartal massiv ab. Der Konzern litt massiv unter dem Corona-Shutdown und ist daher auf Fremdeinnahmen wie von Amazon und Netflix angewiesen. Es ist also nicht wirklich klug, alle Inhalte beim neuen Streamingdienst zu platzieren. Immerhin ist auch ein internationaler Erfolg umstritten. Disney+ mag zwar hervorragend international ausgenommen worden sein und Netflix verbucht immer höhere Abonnenten-Zahlen, allerdings gibt es gute Gründe, warum Comcast Peacock zunächst nicht in Europa ausrollt. Auch die AT&T-Tochter WarnerMedia hat lieber die Verträge mit Sky verlängert, statt HBO Max im Vereinigten Königreich, Deutschland, Italien und Österreich auszurollen.

Durch die Corona-Pandemie werden die Strategen der ViacomCBS-Streamingdienste sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Das neue Angebot bündelt die Angebote Streaming-Dienste von Showtime und CBS All Access, zudem sollen die Filme von Paramount miteinfließen. Durch die internationale Expansion macht die Fusion von Viacom und CBS durchaus Sinn, auf dem amerikanischen Markt war die CBS Corporation allerdings gut aufgestellt. Nur international sind beide Marken suboptimal präsent.

Der Start des neuen Streamingdienstes von ViacomCBS, das auf der CBS All Access-Technologie basiert, zeigt allerdings auch, dass der Zukauf von Pluto TV keine Zukunft hat. Schon jetzt herrscht bei ViacomCBS ein Markenchaos, man betreibt in einigen Ländern unter verschiedenen Namen schon kleinere Streaming-Angebote. Unprofessionell war bei der Präsentation der Quartalszahlen, dass der CBS-Chef Bob Bakish keine Antwort auf den Namen des Dienstes liefern konnte. CBS ist außerhalb der Vereinigten Staaten unbekannt, der Australien-Ableger von CBS All Access heißt beispielsweise 10 All Access. In den europäischen nordischen Staaten heißt der Dienst Paramount Plus.

Schon Disney hat Probleme einen geeigneten Namen für seinen internationalen Hulu-Ableger zu finden. Die Marke ist außerhalb der USA unbekannt und mit „Star“ tut man sich keinen Gefallen. Weltweit gibt es unzählige Marken und Firmen, die den gleichen Namen nutzen. Sollte sich ViacomCBS auf seine aktuell mit am schwächsten, aber bekannteste Marke setzen? Der Name Paramount wäre für den Streamingdienst deutlich besser als CBS oder Showtime.

Der neue Streamingdienst bekommt Inhalte von CMT, MTV, Pop, Paramount Network, Comedy Central, TV Land, VH1, Smithsonian Channel, BET, der Nickelodeon-Familie und natürlich Showtime. Wobei der Pay-TV-Sender derzeit in einer kleinen Krise steckt. Die neuesten Serien «Penny Dreadful: City of Angels» und «The L Word: Generation Q» sind alter Wein in neuen Schläuchen. Im Programm des Senders sind derzeit keine Hits enthalten, die Suche nach einem neuen «Californication», «Dexter», «The Affair» und Co. läuft. Kann man mit der Computerspiel-Adaption «Halo» die Erfolge von «Homeland» und «Ray Donovan» wiederholen? Showtime-Abonnenten in den Staaten wünschen sich wieder einen großen Hit und keine Nischenware wie «City on a Hill» oder «On Becoming a God in Central Florida».

Jedoch zeigt die Strategie von Netflix, Amazon Prime Video und Disney+, dass man keine Hits im Portfolio benötigt. Die bisher größten Anbieter bieten einen riesigen Mix aus verschiedenen Genres, der alle Interessen abdecken soll. Da im nächsten Jahrzehnt auch keine neue technische Errungenschaft den Fernsehmarkt verändern wird, sammeln die Eigenproduktionen von Zeit zu Zeit Klicks. Die einzige Botschaft, die man den Managern bei ViacomCBS mit auf dem Weg geben kann, lautet: „Viel Glück!“.

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