Die «SchleFaZ»-Sommerstaffel 2020
- «SchleFaZ: Rock Aliens» am 14. August, ca. 22 Uhr (der 111. «SchleFaZ»!)
- «SchleFaZ: Die Mumie des Pharao» am 21. August, ca. 22.15 Uhr
- «SchleFaZ: Lass jucken, Kumpel» am 28. August, ca. 22.15 Uhr
- «SchleFaZ: Angriff der Riesenspinne» am 4. September, ca. 22.15 Uhr
- «SchleFaZ: Dollman - Der Space Cop» am 11. September, ca. 22.15 Uhr
- «SchleFaZ: Masters of the Universe» am 18. September, ca. 22.15 Uhr
Europa war da nicht nur gnädiger mit Zadora, Europa war ihr kurzzeitig verfallen: "When the Rain Begins to Fall" holte sich in mehreren Ländern, darunter in Deutschland, die Nummer Eins, es winkte sogar Gold, und "Little Bit of Heaven" vom selben Album folgte immerhin als Top-Ten-Hit. Zadora war – für den Moment – solch ein Shooting Star, dass sie einen Star-Gastauftritt in der Musikstarkomödie «Der Formel Eins Film» erhielt. Ihre in Deutschland kürzer betitelte Sci-Fi-Komödie wiederum? Nun, «Rock Aliens» ging auch in Deutschland im Kino unter, doch im Zuge der 1980er-Nostalgie war dem Film in der Bundesrepublik so etwas wie ein kleiner, nachträglicher Schub an Kultanerkennung vergönnt. Ein sehr kleiner. Aber einer, der groß genug war, um «Rock Aliens» mehrere DVD-Veröffentlichungen zu vergönnen – sowie im Mai dieses Jahres eine Sammler-Blu-ray-Mediabook-Veröffentlichung als luxuriöses Drei-Disc-Set.
Nun gut, wie Oliver Kalkofe schon im Quotenmeter-Interview urteilte: Eine Mediabook-Veröffentlichung ist kein Qualitätsgarant – viel mehr ist diese Aufmachung Verkaufstaktik: "Der Trick schlechthin sind ja aktuell Mediabooks. Da werden oft richtig miese Filme total edel aufgemacht. Nach der Logik: 'Für fünf Euro will die niemand hinterher geschmissen bekommen, also machen wir die hübsch im Mediabook auf, packen ein Booklet dazu, limitieren den Mist auf 300, 400 oder 500 Stück und verticken das für 40 Euro.' Und Idioten wie ich schlagen auch noch zu!" Trotzdem spricht es ein Stück weit für «Rock Aliens» – liefen bei «SchleFaZ» doch auch schon Filme, die man am Sendetermin (aus verständlichen Gründen) entweder gar nicht haptisch erwerben konnte oder nur als durchgenudelte VHS, überteuerten Import oder als schäbige Ramsch-DVD, bei der man sich wundert, welche Krankheiten man sich allein vom Anschauen des Covers einfängt.
«Rock Aliens» hingegen ist verkappter 80er-Jahre-Humorschmalz, wie man ihn sich in passender Laune auch ganz feierlich-verwundert anschauen könnte, ohne dass alle paar Minuten "Olli und Päter" auf dem Bildschirm auftauchen und ihren Schabernack treiben:
Aus der verträumten Ruhe einer amerikanischen Kleinstadt namens Speelburgh (haha, Speelburgh … so wie "Spielberg", versteht ihr?!) wird plötzlich das absolute Chaos. Denn eine außerirdische Rock-Band landet mit ihrem gigantischen Gitarren-Raumschiff und schmeißt sich bald an die irdischen Mädels von der High School ran. Der weibliche Sheriff (Oscar-Preisträgerin Ruth Gordon!) flippt völlig aus. Frankie (Craig Sheffer), der Boss der High-School-Band, ruft zum totalen Rock-Krieg gegen die Beat-Invasoren aus dem All auf. Und Dee Dee (Pia Zadora) fühlt sich hin und her gerissen. Als dann auch noch zwei völlig beknackte Massenmörder ausbrechen, nimmt der "Wie kriegen wir die Zeit zwischen zwei Musikeinlagen rum?"-Wahnsinn erst richtig seinen Lauf...
Man merkt's: «Rock Aliens» ist genau der richtige Schrottfilm für das Schnapszahljubiläum der Tele-5-Kultreihe: Die schräge Komödie ist Folge 111 von «SchleFaZ» und zwar wirklich nicht gut, aber schon sehr spaßig. Unter anderem, weil er so übertrieben versucht hat, die 80er-Popkultur einzufangen, dass er selbst als Produkt seiner Zeit wirkt wie eine Parodie auf die 80er. Oder, wie Kalkofe sagt: Auf die Zeit "als die Welt noch in paradiesisch-pinken Pastelltönen erstrahlte und frivol-fluffige Fönfrisur-Fantasien auf fröhlich-vollgepinselten Frauenköpfen thronten wie zu heftig gezwirbelte Zuckerwatte im Wirbelsturm."
Zu den "So peinlich, dass es mit ausreichendem zeitlichen Abstand charmant ist"-Elementen gehört, dass die Filmschaffenden von Anfang an wussten, dass der Song "When the Rain Begins to Fall" den Film beginnen und beenden soll. Jedoch war man logistisch so unfähig, dass man das nach den Film-Dreharbeiten in Italien gedrehte, aber vor der Filmveröffentlichung herausgebrachte Musikvideo mit anderem Cast, anderer Crew und frei von Zusammenhang mit dem Film produzierte – und daher für den Film halbseidene Gründe erschaffen musste, was das Musikvideo da zu suchen hat. Cross-Promo à la voll vergeigt.
Darüber hinaus punktet «Rock Aliens» damit, dass der Film ursprünglich als Persiflage auf billige 50er-Jahre-Sci-Fi-Filme gedacht war – bis er halt in einen Kessel voll 80er-Jahre-Pop-Kommerz gefallen ist und als halbgarer Mutant herauskam. Das ist künstlerisch kopflos, aber Jahrzehnte später halt auch zugleich ein buntes, naiv-planloses Stück Zeitkolorit zum Angrinsen. Ein Kuddelmuddel an Einflüssen. Camp-Meister John Waters erkannte das schon damals – der «Hairspray»-Regisseur zählt «Rock Aliens» zu seinen Lieblingsfilmen und nennt ihn als Grund, Zadora in seinem Kulthit zu besetzen sowie als große Inspiration für sein Johnny-Depp-Vehikel «Cry Baby». Jedoch hat Waters halt auch einen sehr eigenen Filmgeschmack. Was er als Stärken erkennt, lässt die meisten irritiert zurück. Insofern kann die Einordnung von Kalkofe und Rütten wohl doch nicht schaden.
Wie dem auch sei: Haare geföhnt, knallige Klamotten rausgesucht und den Zauberwürfel auf das Casio-Keyboard gestellt – die 80er rufen Freitagnacht an und wollen mitfeiern. Und wer sich traut, hebt zudem den Ora et Zadora – Pia-Colada-Achdumeinliebervada. Dröhnung auf eigene Gefahr.
«Rock Aliens» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich – und als «SchleFaz» bei Tele 5 zu erleben, nämlich am 14. August 2020 ab 22.15 Uhr.
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