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«I can see your voice» bei RTL: ,Ich bin dir so dankbar, dass du so schlecht bist‘

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Am Dienstagabend zeigte RTL erstmals eine neue Show, in der es darum geht, professionelle Sänger zu erkennen, ohne diese singen zu hören. Und tatsächlich: Dank eines unterhaltsamen Panels und echten Überraschungsmomenten geht der Rate-Spaß voll auf. Die TV-Kritik…

Die Produzentin der Show im Interview

«I can See Your Voice»-Produzentin Tina Allert spricht mit uns darüber, wie Corona der Show im Frühjahr dazwischen kam, welche Gemeinsamkeiten das Projekt mit TikTok hat und welche Unterschiede es zu ProSiebens «FameMaker» gibt. Hier geht's zum Interview.
„Wir präsentieren euch sieben Menschen, da ist alles dabei“, verspricht Daniel Hartwich zum Start der neuen RTL-Musikrate-Sendung «I can see your voice», die ihre Premiere am Dienstagabend feierte. Es geht um sieben Personen, von denen einige echte Sänger sind, andere aber nur Hochstapler. Die zentrale Frage für Nicole, die als Kandidatin der ersten Folge antritt, ist es, herauszufinden, wer singen kann und wer doch nur blendet. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Idol, dem Sänger Sasha, der mit dem letzten verbliebenen Kandidaten ein Duett singen darf.

Tatsächlich erweist es sich als schwieriger als gedacht, die wahren von den falschen Sängern zu trennen. Denn selbst bei den vermeintlich unprofessionelleren Performern stellt sich schnell die Frage: Ist der wirklich so untalentiert oder versucht er nur bewusst, eine falsche Fährte zu legen? „Wenn man denkt, dass man denkt, dass man denkt, dann ist man offensichtlich bei «I can see your voice»“, fasst Daniel Hartwich, der als Moderator der Sendung in Erscheinung tritt, das Konzept treffend zusammen.

So läuft «I can see your voice» ab


In der ersten Runde geht es darum, nur anhand der individuellen Pose der Sänger herauszufinden, wer von ihnen ein Hochstapler ist. Kandidatin Nicole muss einen Sänger herauswählen, der daraufhin ans Mikrofon tritt und mit einem Auftritt seine wahre Stimme "enthüllt". Stufe zwei ist dann die "Lip sync", wobei die verbliebenen Kandidaten auf einen Playback-Song performen müssen. In Runde drei hört man die Sänger schließlich mit verstellter Stimme über sich sprechen, bevor sie in der vierten Runde ins sogenannte „Kreuzverhör“ müssen. In diesem werden sie von der Kandidatin 60 Sekunden lang ausgefragt. Schafft sie es am Ende tatsächlich, einen Profi zu identifizieren, gewinnt sie 10.000 Euro Preisgeld. Schummelt sich hingegen ein Schwindler zum Duett, gewinnt dieser die Siegprämie.

Spannend sind in der Show daher immer jene Momente, in denen man einen der sieben angeblichen Sänger zu hören bekommt. Die Anspannung, die dann im Ratepanel vorherrscht, ist regelrecht spürbar und überträgt sich auch aufs heimische Sofa. Groß ist das Ärgernis, wenn man einen professionellen Sänger fälschlicherweise verdächtigt hat, noch größer die Erleichterung, wenn wieder mal ein Hochstapler enttarnt wurde. „Ich bin dir so dankbar, dass du so schlecht bist“, platzt es an einer Stelle aus einem sichtlich mitgerissenen Thomas Hermanns heraus, der Teil des fünfköpfigen Ratepanels ist.

Das Ratepanel sorgt für unterhaltsame Momente


Überhaupt macht dieses Ratepanel in der Auftaktfolge einen sehr guten Job, wobei vor allem die Namen überzeugen, die RTL für seinen Neustart verpflichten konnte. Konkret handelt es sich um Dschungelkönigin Evelyn Burdecki, Comedian Thomas Hermanns, «Let’s Dance»-Juror Jorge González, TV-Koch Tim Mälzer und die im Privatfernsehen eher selten anzutreffende «Tagesschau»-Sprecherin Judith Rakers. In seiner Gesamtdynamik funktioniert das Panel gut, die Akteure liefern das ab, was man von ihnen erwarten würde, bekleiden verschiedene Rollen und harmonieren trotzdem gut miteinander.

„Stimmen kommen von den Stimmbändern“, gibt Evelyn Burdecki zu Beginn der Sendung aufklärerisch zu Protokoll. Sie werde deshalb in den kommenden zwei Stunden vor allem „auf Lippen und Hals schauen“. Tim Mälzer, der in der Show ein wahres Feuerwerk an spitzen Kommentaren zündet, braucht nicht lange, um auch Burdecki und RTL ironisch anzugehen. „Wir können ja schon bei Evelyn Burdecki feststellen, dass bei RTL selten auf Körperlichkeit geachtet wird, sondern mehr auf Inhalt“, lästert Mälzer, der den Unterhaltungswert der Show deutlich steigert.

Abgerundet wird «I can see your voice» von Daniel Hartwich, der die Sendung gewohnt souverän moderiert. Als es gegen Ende der Show um die bekanntesten Akkorde auf der Gitarre geht, lästert Hartwich: „Es gibt vier? Das muss ich Dieter Bohlen von erzählen, der kennt glaub ich nur drei.“ Auch Evelyn Burdecki bleibt von Hartwichs ironischen Spitzen nicht verschont. Er erinnert sie daran, dass sie dank ihrer „RTL-TV-Ausbildung“ inzwischen „Wiener Walzer von australischen Tierhoden unterscheiden“ könne. Es tut gut, dass vor allem Hartwich und Mälzer alles in der Show scheinbar nicht so ernst nehmen, schließlich ist «I can see your voice» in erster Linie ja auch ein großer Spaß.

Bleibt festzuhalten, dass Tresor TV, das für RTL produziert, mit «I can see your voice» eine gute Show gelungen ist, in der unterhaltsame Momente genauso wie Überraschungen vorprogrammiert sind. Die Sendung ist gewiss vom «The Masked Singer»-Erfolg motiviert, gerade das Herumraten im Panel erinnert einen schon ein wenig an das ProSieben-Format. Andererseits unterscheidet sich «I can see your voice» in vielerlei Hinsicht doch von «The Masked Singer». Vor allem die Tatsache, dass jede Folge in sich geschlossen ist, hebt es von der ProSieben-Gesangsshow ab. Die Laufzeit von gut zwei Stunden ist ebenfalls sehr angenehm.

Es ist zu hoffen, dass die Zuschauer nicht vor dem formell kompliziert klingen Konzept zurückschrecken und «I can see your voice» eine Chance geben. Wie das Format funktioniert, erschließt sich in der Praxis nämlich schnell, und spätestens dann sind Rate-Spaß, Unterhaltung und Überraschungsmomente sicher garantiert!

Eine zweite Folge von «I can see your voice» mit Schlagersängerin Vanessa Mai zeigt RTL bereits am Mittwochabend, 19. August, ab 20.15 Uhr.

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