Die ersten Supermen
Weiterer Blick auf DC
Vom Comic-Strip ins Kino
Abgesehen von der zwischen 1968 und 1969 produzierten Zeichentrickserie «The Batman/Superman Hour» blieb es jahrelang ruhig um den auf dem Planeten Krypton geborenen Waisenjungen, der von der liebevollen Familie Kent aufgezogen worden war. 1978 belebte der leider bereits 2004 verstorbene Christopher Reeve die Legende um «Superman» neu. Reeve war der perfekte adonische Held, gut gebaut, energisch aber mitfühlend und mit einer so großen schauspielerischen Bandbreite gesegnet, dass er dem Comichelden neue Facetten abringen konnte. Der Film setzte in Sachen Tricktechnik und Setdesign neue Maßstäbe und gilt heute noch als eine der besten Superheldenverfilmungen aller Zeiten.
Der zweite Teil, «Superman II – Allein gegen alle» von 1980 punktete noch mit einem hohen Unterhaltungswert, erreichte aber nicht mehr ganz die Qualität seines Vorgängers. «Superman III – Der stählerne Blitz» (1983) fiel noch weiter zurück und der 1987 in den Kinos angelaufene letzte Film mit Reeve, «Superman IV – Die Welt am Abgrund» gilt allgemein als schlechteste Verfilmung des DC-Franchise. Enorme Budgetkürzungen, ein lieblos zusammengeschustertes Drehbuch, recycelte oder billig wirkende Spezialeffekte und eine bemerkenswert schlechte Mariel Hemingway als Lacy Warfield brachten dem Film zurecht zwei Nominierungen für die Goldene Himbeere ein.
Zurück ins Fernsehen
Nach dem Desaster von 1987 traute sich keine große Produktionsfirma mehr an den mit vier Filmen eigentlich mehr als ausgereizten Stoff heran. Superman durfte sein blaues Strumpfhosenkostüm in einem Eisschrank in der Festung der Ewigkeit verstauen und verschnaufen. Allerdings nur für fünf Jahre. 1993 startete auf ABC «Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark», an dessen Entwicklung Joe Shuster und Jerry Siegel noch gemeinsam mit Whitney Ellsworth mitgewirkt hatten. Entsprechend ihres Namens rückte die Serie vier Jahre lang die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren mit Humor und einem Augenzwinkern in den Fokus und brachte endlich frischen Wind und eine neue Perspektive mit sich. Dean Cain als Clark Kent und Teri Hatcher als Lois Lane erwiesen sich geradezu als Idealbesetzungen und so manches bekannte Gesicht wie Raquel Welch, Morgan Fairchild, Dwight Schultz oder James Earl Jones ließen es sich nicht nehmen, dem Stählernen die Hand zu drücken.
Nach achtundachtzig Folgen war leider Schluss, doch die Pause sollte wiederum nicht lange währen. 2001 kamen Alfred Gough und Miles Millar, ohne eine Lizenz in ihren Händen zu halten, auf die interessante Idee, Superman in eine Young-Adult-Teenie-Actionschmonzette namens «Smallville» umzumodeln, die es bis 2011 auf zehn Staffeln mit 218 Folgen brachte. Die hochgelobte und toll produzierte Serie ist die erfolgreichste Fernsehumsetzung rund um Superman. Sie mixte gekonnt die typisch fantastischen Superman- und Coming-of-Age-Elemente und erzählte Staffel für Staffel eine interessante Geschichte, die von jungen, talentierten Mimen getragen wurde. Das brachte der Serie zweimal einen Teen Choice Award ein.
«Superman Returns»
Die Show lief noch, da schwang sich Brandon Routh das Superman-Cape für das Kino um und hob ab, um mit «Superman Returns» einen der am kontroversesten diskutierten Superman-Filme überhaupt abzuliefern. Die gnadenlosen Verrisse und die Lobgesänge der Kritiker hielten sich in etwa die Waage. Einigkeit bestand lediglich darin, dass Kevin Spacey eine brillante Leistung als Lex Luthor zeigte. Bemängelt wurden unter anderem die relativ schwache Story sowie die Tatsache, dass der Film unnötig in die Länge gezogen worden war.
Wer nun meint, dass sich das Thema nach nicht weniger als zehn Liveaction-Aufgüssen über die Jahre verteilt endgültig erledigt hätte, darf sich wundern. Nur zwei Jahre nach dem Ende von «Smallville» kam 2013 «Man of Steel«, und somit bereits die elfte Reinkarnation, in die Kinos. Der Film war interessant inszeniert und machte Clark Kent zum Helden wider Willen, der sich auf einem Selbstfindungstrip befand und seine Kräfte erst ablehnte, bevor er ihr Potential erkannte. Neue Impulse, wie seinerzeit «Die Abenteuer von Lois & Clark» konnte er aber der Figur nicht verleihen. Mit «Batman vs. Superman: Dawn of Justice» (2016) und «Justice Leage» (2017) erreichte Superman einen narrativen Tiefpunkt und vielleicht wäre es am besten gewesen, das Franchise nun endgültig in einen langen Winterschlaf zu schicken, bis die Fans wieder einen großen Heißhunger auf neue Abenteuer des gegen Kryptonit allergischen Außerirdischen verspürten. Es war offensichtlich, dass das Franchise immer mehr einer sinnlosen Verwurstung anheimfiel.
Der Einzelgänger
Man sagt allerdings nicht umsonst, dass ein Krug solange zum Brunnen geht, bis er bricht, bzw. Fans miese Verfilmungen und ideenlose Neuauflagen so lange über sich ergehen lassen, bis sie die Nase endgültig voll haben. Das Sprichwort scheint allerdings keineswegs auf Superheldenverfilmungen zuzutreffen und solange die Kasse nur irgendwie laut genug klingelt, wird Warner Brothers seine besten Pferde im Stall ganz sicher immer wieder ins Rennen schicken.
2018 hob man freudestrahlend «Krypton» aus der Taufe, die designierte Vorgeschichte zu Superman. Die Serie krankte von Anfang an an einem zu geringen Budget und unerfahrenen Schauspielern. Nach zwei Jahren zog der ausstrahlende Sender Syfy die Reißleine. Der Verlust hielt sich für die Fans von Greg Berlantis Arrowverse ohnehin in Grenzen, da der Universal eigene Spartensender bereits 2017 verkündet hatte, dass «Krypton» kein Teil des DCEU werden würde, wie zuvor noch angekündigt. Trotz allem gebührt den Kreativen hinter der Show, David S. Goyer und Damian Kindler, Lob für den mutigen Versuch, das Franchise einmal aus einer völlig anderen Perspektive zu beleuchten und es ist so betrachtet dann doch schade, dass die Show nie die Chance zu einer echten Entfaltung erhielt.
Fünfzehn sind besser als vierzehn?
Wer bis hierhin mitgezählt hat, kommt bislang auf nicht weniger als vierzehn Realfilm-Auftritte des Helden von Metropolis im Kino oder TV und ein fünfzehnter ist bereits in Sicht. Am 28. Oktober 2019 gab The CW bekannt, dass mit «Lois & Clark» eine neue Serie für das Arrowverse mit Tyler Hoechlin als Clark Kent und Bitsie Tulloch als Lois Lane in den Hauptrollen ansteht, dessen Titel verdächtig nach einem Remake von «Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark» klingt.
So ausgetreten die Pfade des fliegenden Superhelden mit dem Röntgenblick und der Superpuste auch sind, als ausgefuchster Produzent findet man offensichtlich immer einen Weg, eine auch noch so oft erzählte Geschichte an den Fan zu bringen. Und warum eigentlich auch nicht? Der Bedarf scheint noch lange nicht gedeckt und es gibt im Arrowverse noch viele Geschichten zu erzählen. Solange auch die Verkäufe stimmen und der Goldesel weiterhin fleißig Dukaten ausspuckt, gibt es also nicht den geringsten Grund, DCs Superhelden in TV-Rente zu schicken. Ob dabei irgendwann die Kreativität auf der Strecke bleibt, ist eine andere Frage.
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