Die Kritiker

«Schwarzach 23 – Und das mörderische Ich»

von

Die samstags gestartete Krimireihe «Schwarzach 23» geht nach fünf Jahren und vier Fällen an einem Montagabend zu Ende. Maximilian Brückner spielt zum Abschluss toll auf.

Cast und Crew

  • Regie: Matthias Tiefenbacher
  • Drehbuch: Christian Jeltsch
  • Cast: Maximilian Brückner, Marlene Morreis, Friedrich von Thun, Gundi Ellert, Jockel Tschiersch, Serkan Kaya, Genija Rykova, Arnd Klawitter, Stella Föringer, Leonard Kunz, Konstantin Frolov, Wolfgang Fierek
  • Kamera: Hanno Lentz
  • Schnitt: Horst Reiter
  • Musik: Biber Gullatz, Andreas Schäfer
Die 2015 gestartete ZDF-Krimireihe «Schwarzach 23» nimmt ein Ende: Der vierte Fall der Polizistenfamilie Germinger ist zugleich ihr finaler Einsatz. Angeblich sei die Entscheidung des ZDF unabhängig von den Quoten der Reihe gefällt worden, jedoch dürften Gesamtreichweiten von unter fünf Millionen Fernsehenden bei den Teilen zwei und drei nicht gerade für eine Fortführung der Primetimereihe gesprochen haben.

Immerhin nimmt «Schwarzach 23» mit einem inhaltlich ungewöhnlichen Einfall seinen Hut (obwohl die Besonderheit dadurch gemindert wurde, dass der Münster-«Tatort» diese Idee bereits in jüngerer Vergangenheit auf die Spitze getrieben hat): Scheinbar aus dem Nichts taucht ein Doppelgänger von Franz Germinger Junior (Maximilian Brückner) auf. Und dem gelingt es, sich unbemerkt in die Familie zu schleichen und Treffen durcheinander zu wirbeln.

Losgetreten wird «Schwarzach 23 – Und das mörderische Ich» allerdings durch große Aufregung um eine Bombe in einem Regionalbus – und auch wenn sich das als falscher Alarm entpuppt: Der Mann, auf dessen Schoß sich der verdächtige Gegenstand befand, ist tot. Hauptkommissar Franz Germinger Junior (der echte, nicht sein Doppelgänger) und seine Schwester, Polizistin Anna Germinger (Marlene Morreis), finden bald darauf heraus, dass dem Mann Insulin gespritzt wurde, obwohl er kein Diabetiker ist.

Schon die Auswertung der Bordkamera führt zu einem möglichen Täter, doch die Frage nach dem Motiv bleibt ebenso unbeantwortet wie die Frage, wer den mutmaßlichen Täter, einen Stricher, angestiftet haben könnte. Während der Ermittlungen wird Mutter Erika Germinger (Gundi Ellert) aus dem Gefängnis entlassen und bringt so die Familie in emotionale Aufruhr …


Zum Abschluss der «Schwarzach 23»-Reihe Hauptdarsteller Maximilian Brückner eine Doppelrolle zu geben, ist der beste kreative Impuls dieses Neunzigminüters. Brückner spielt äußerst engagiert auf und macht den echten Franz und den doppelgängerischen, eine Spur grantigeren Maxim für das Publikum leicht unterscheidbar. Allein die Stimmfarbe und die Kadenz der Sätze verrät schon, mit wem wir es hier zu tun haben – und gleichzeitig sind die Differenzen subtil genug, dass es plausibel ist, dass Franz' Familie in einer Zeit des emotionalen Tumults nicht mitbekommt, dass ihr Franz gar nicht mehr ihr Franz ist.

Die Hintergrundgeschichte des Doppelgängers ist derweil arg überkonstruiert, wird noch dazu in einem verkrampften Expositionsmonolog erläutert, und die Motivation Maxims ist klischeebeladen – mit Potential, Anspruch zu entwickeln, würde der Krimi nicht einfach an ihrer Oberfläche kratzen. Die Zeit, die im vorgegebenen 90-Minuten-Rahmen für die Vertiefung dieses Plotfadens hätte draufgehen können, wird dagegen zu großen Teilen für einen austauschbaren Alltags-Krimiplot verschwendet, durch den sich der «Schwarzach 23»-Stammcast pflichtbewusst-routiniert ackert.

Die bitterböse Ironie der ersten «Schwarzach 23»-Teile und die erzählerische Absurdität ist völlig verschwunden, so dass dem Ensemble abseits Brückner nicht viel Raum bleibt, zu bestechen. Regisseur Matthias Tiefenbacher («Polizeiruf 110 – Einer für alle, alle für Rostock») verleiht dem Geschehen aber wenigstens einen visuellen Anstrich, der elaborierter ist als das Skript.

Fazit: Maximilian Brückner punktet in einer Doppelrolle – doch sonst gibt es wenig Anlass, um diese endende Krimireihe zu trauern.

«Schwarzach 23 – Und das mörderische Ich» ist am 31. August 2020 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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