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Von YouTube zu Netflix
Zunächst landeten die zehn 30-minütigen Folgen der ersten Staffel als Original als Original YouTube Red. Der große Erfolg für den vermeintlichen Netflix-Konkurrenten blieb allerdings aus und so erreichten die neuen Abenteuer von Daniel und Johnny nie das große Publikum, dass diese Serie sich redlich verdient hätte. Ende August 2020 zogen die beiden bislang veröffentlichen Staffeln endlich bei Netflix ein. Und das ist gut so. Denn was das Produzenten- und Autorentrio aus der Taufe gehoben hat, ist mehr als nur das tumbe Ausschlachten einer Kultfilmreihe. Sicherlich: Remakes und Reboots liegen im Trend und die großen Studios lassen es sich da natürlich nicht nehmen, alle möglichen Lizenzen, die auch nur im Ansatz erfolgversprechend sein könnten, aus der angestaubten Mottenkiste zu zaubern. Dass es aber ausgerechnet eine Show wie «Cobra Kai» schafft, nicht nur einfach den altbekannten Stoff rund um Daniel LaRusso lauwarm aufzubrühen, sondern vielmehr eine tolle Geschichte mit Humor, Charme, cooler Action und jeder Menge Flair zu erzählen, ist schon mehr als nur eine mittelgroße Überraschung.
Alles andere, als angestaubt
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Johnnys Leben nimmt erst wieder eine positive Wendung, als er eines Abends seinem jungen Nachbarn Miguel aus der Patsche hilft, der gerade von einer fiesen Bande neureicher Kids verprügelt wird. Das ungleiche Paar freundet sich an und nach einer Weile entschließt sich Johnny, den Einwandererjungen in Karate zu unterrichten und ihm den Weg der Faust zu lehren. Johnny eröffnet die Cobra-Kai-Karateschule neu und schnell zeigt sich, dass der alte Wahlspruch, „Strike First, Strike Hard, No Mercy“ (schlag zuerst, schlag hart, keine Gnade) durchaus noch immer seinen Wert hat. Nach einer erneuten Prügelei in der Schule, die Miguel dank seines Karateunterrichts für sich entscheiden kann, strömen dem Dōjō vor allem Kids zu, die in der Schule gemobbt, geschlagen und gequält wurden. Johnnys Bootcamp artige Methode kommt gut an und verändert nicht nur seine Schüler, sondern auch ihn selbst.
Doch an der alten Rivalität zwischen ihm und Daniel hat sich nichts geändert. Immer wieder rasseln die beiden aneinander und Daniel versucht, seinem ehemaligen Kontrahenten Steine in den Weg zu legen, wo es nur geht. Die alte Feindschaft der beiden findet ihren ersten Höhepunkt im alljährlichen All-Valley-Karatetournier, in dem nicht nur Johnnys Schüler, sondern auch Daniels Protegé antritt – und der ist niemand anderes als ausgerechnet Johnnys Sohn Robby.
Und Action bitte!
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Da weigert sich Johnny beispielsweise, ein Mädchen zu unterrichten, bis dieses mal eben einen Musterschüler mit einem wütenden Angriff auf die Bretter schickt. Ein anderes Mal gibt Lawrence seinem Schützling pubertierende Tipps dazu, wie er seinen Schwarm ergattern könnte oder nennt seine Schüler „Pussys“. Die Serie teilt derartige Seitenhiebe in Richtung so manch glatt gebügelter Hochglanzproduktion fast schon genüsslich, aber nicht ohne Sinn und Verstand aus. Oft unterstreichen die Autoren damit den wunderbaren Retro-Charme, der mit coolem 80’s Rock, alten Autos und anderen Gimmicks immer wieder hervorgekramt wird und der Serie ein ganz besonderes Flair verleiht.
- © Netflix
«Cobra Kai» setzt 30 Jahre nach den Ereignissen des «All Valley Karate Tournaments 1984» ein, als ein jetzt erfolgreicher Daniel LaRusso (Ralph Macchio) sein seelisches Gleichgewicht zu verlieren droht, weil er ohne die Anleitung seines Mentors Miyagi auskommen muss und erneut auf seinen alten und heruntergekommenen Widersacher Johnny Lawrence (William Zabka) trifft, der Erlösung durch die Wiedereröffnung des berüchtigten Karate-Clubs „Cobra Kai“ sucht.
Fazit: Klasse! William Zabka und Ralph Macchio haben in den vergangenen 30 Jahren weder etwas von ihren Kampfkünsten, noch von ihren schauspielerischen Fähigkeiten verlernt. Vor allem Zabka zeigt eine Bandbreite, die man ihm als wütendes Cobra-Kai-Kid von 1984 so gar nicht zugetraut hätte. Doch auch Macchio kennt seine Moves noch immer aus dem „ff“ und zeigt in der Serie sein ganzes Talent. Mit Xolo Maridueña und Tanner Buchanan haben sich Overbrook Entertainmet und Sony Pictures Television zudem zwei Jungtalente an Land gezogen, die die Serie tatsächlich aufwerten und die alte Rivalität zwischen Johnny und Daniel auf ein neues Level heben. Im Zusammenspiel mit den vielen tollen und routiniert gedrehten Kampfszenen, gefühlvoll eingebauten Reminiszenzen an das Original und einer großen Portion augenzwinkerndem 80er-Feeling wird «Cobra Kai» zu einer Serie, die man als Fan einfach gesehen haben muss.
Die ersten beiden Staffeln von «Cobra Kai» können auf Netflix abgerufen werden. Eine dritte Staffel ist bereits bestätigt und soll 2021 ebenfalls zu Netflix kommen. Über die vierte Staffel verhandelt Sony bereits mit Netflix.
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