Die Kritiker

A dig in the ribs and then a kick in the head: «The Babysitter: Killer Queen»

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Man muss «The Babysitter: Killer Queen» geradezu absichtlich missverstehen, um dem Film vorzuwerfen, dass er altmodische Fortsetzungssünden begeht. Dennoch hat er seine Makel.

Was bisher geschah …


Filmfacts «The Babysitter: Killer Queen»

  • Regie: McG
  • Produktion: McG, Zack Schiller, Mary Viola
  • Drehbuch: McG, Dan Lagana, Brad Morris, Jimmy Warden; basierend auf Figuren von Brian Duffield
  • Cast: Judah Lewis, Emily Alyn Lind, Jenna Ortega
  • Musik: Bear McCreary
  • Kamera: Scott Henriksen
  • Schnitt: Martin Bernfeld
  • Laufzeit: 101 Minuten
Wir schreiben das Jahr 2017. Netflix veröffentlicht den neuen Film von «Drei Engel für Charlie»-Regisseur McG. Doch es ist, als sei McG zu einem Bizarro-Sam-Raimi geworden. McG inszeniert einen geborgenen Vorort als Hort der warmen, sonnendurchfluteten Bilder. Pastell- und Bonbonfarben ergeben zusammen mit hypergepflegten Vorgärten und Einwohnern mit Dauergrinsen im Gesicht den Eindruck, wir würden uns einen Disney Channel Original Movie anschauen.

Aber diese heile Welt wird durch ebenso überdrehte Gewaltspitzen zerstört. Durch eine Handlung, wie aus einer 80er-Horrorkomödie (mit Schwerpunkt Horror), nur, dass die durch eine die filmische Illusion zerberstende Selbstironie und kicherndes Action-Chaos durcheinandergewirbelt wird. Am Ende des Films ist unser feiger, scheuer, nerdiger Protagonist mutig und selbstbewusst geworden. Die Titel(anti)heldin womöglich tot. Und ihr satanistischer Kult aufgeschlitzt, gehängt, zersprengt und sonst noch alles mögliche.

Und nun: «The Babysitter: Killer Queen»


Zwei Jahre nach den Ereignissen in jener Nacht, in der Babysitterin Bee (Samara Weaving) jugendliche Satanisten angestachelt hat, ihren Schützling Cole zu töten, woraufhin er auf eine Killertour der Selbstverteidigung gehen musste, ist alles anders, als erwartet. Cole (weiterhin: Judah Lewis) ist weiterhin ein scheuer, unpopulärer Versager. Und nun leidet er auch noch unter posttraumatischem Stresssyndrom.

Und noch schlimmer noch: Alle Welt denkt, er spinnt. Denn diese getöteten Killer und das ganze Blut, das sie hinterlassen haben sollen, hat niemand gefunden. Einzig seine Nachbarin und beste Freundin Melanie (Emily Alyn Lind) glaubt ihm. Daher hat er sich hoffnungslos in sie verliebt. Aber sie ist mit einem tumben, selbstbewussten, lauten Kerl zusammen. Als Cole fürchtet, in eine Anstalt eingewiesen zu werden, schwänzt er mit Melanie, ihrem Freund und seinen Kumpeln die Schule. Um durchzuatmen. Und um sich an sie ranzumachen. Eine Packung XXL-Kondome hat er schon. Aber dann ist da noch diese neue, schräge Mitschülerin namens Phoebe (Jenna Ortega) …


Länger warten, mehr bekommen, aber auch unkonzentrierter


Während «The Babysitter» von Sekunde eins an auf einem zielgenau überhöhten Level operiert, beginnt das Sequel schwammiger: Zwar werden überspitzt altmodische Sequelklischees abgespult, wie halt „Niemand hat die extrem auffälligen Ereignisse von Teil eins mitbekommen“ oder „Nope, die Charakterentwicklung aus Teil eins ist null und nichtig!“. Und durch einzelne, pointiert-spitze Aneinanderreihungen von Szenen, die an das Original erinnern oder gar wiederverwerten, und Szenen, die der neuen Linie folgen, wird bewusst, dass da ein Plan hinter steckt.

Man muss «The Babysitter: Killer Queen» geradezu absichtlich missverstehen, um dem Film vorzuwerfen, dass er diese Fortsetzungssünden begeht. Denn er hat ganz klar Spurenelemente einer liebevoll-neckischen Hommage an solche Sequels, die vielleicht so ihre Qualitäten haben, jedoch ziemlich billige inhaltliche Ausgangspunkte wählen. Bloß, dass dies zäh erzählt (das Sequel ist 16 Minuten länger als der Vorgänger) und mit rar gesäten Pointen erfolgt. «The Babysitter: Killer Queen» macht anfangs wenig aus seiner Prämisse, besagte Art von Fortsetzungen romantisch-rückblickend aufs Korn zu nehmen.

Erst nach fast einer halben Stunde Laufzeit findet «The Babysitter: Killer Queen» zu einer Form zurück, die an «The Babysitter» anknüpft: McG feuert erneut ein temporeiches, eine campige Logik verfolgendes, mit der filmischen Form und der (In-)Stabilität der Illusion Schindluder treibendes Quasisketchfeuerwerk ab, in der kreativ-dämliche Kills, flippige Dialoge voller Modernismen und 80er-Jahre-Horror-Storyideen aufeinanderprallen.

Der Cast ist extrem gut aufgelegt, McG weiß genau, wann ein Gag überreizt ist, und der mit Hits bespickte Soundtrack sorgt für Laune. Dass die Effekte primär aus der Schule heutiger, günstiger Horrorspaßeskapaden voller Digitaltricks stammen, darf zu einem angemessenen Grad stören, allerdings spritzt in reaction shots dann ja doch literweise Kunstblut.

Und am Schluss ergötzt sich «The Babysitter: Killer Queen» an anderen Sequelsünden: Es wird (beabsichtigt) unnötig verworren, in der unerzählten Vergangenheit der Filmreihe gewildert und herum getwistet, was auch augenzwinkernd-pathetisch, und dennoch nicht ironisch-durchgesifft, vermittelt wird. Das zündet deutlich besser als der Filmauftakt.

Fazit: «The Babysitter: Killer Queen» führt das fort, was der Erstling angefangen hat. Erst etwas langsamer und unkonzentrierter, im zweiten und dritten Drittel aber umso überdrehter.

«The Babysitter: Killer Queen» ist auf Netflix abrufbar.

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