«Weisheiten»: Ade, Großer Bruder

von
Mit dieser Meldung hätte wohl niemand wirklich gerechnet. Nach zig Dementis beendet der Sender RTL II die auf ewig angelegte sechste Staffel von «Big Brother»- Ewig – das sind dann wohl 362 Tage. Aber schon von Tag 2 an war klar: Das Dorf wird kein Erfolg.

Wer die Deutschen kennt, der weiß: Sie geben ungern etwas her. Alles muss beim Alten bleiben und das ist auch gut so. Zu viel Neues birgt zu viel Unsicherheit. Und wenn ich seit fünf Jahren um 19 Uhr Nachrichten schaue, dann soll das auch die künftigen 26 Jahre so sein. Dennoch erschüttern schwerwiegende Änderungen das Gemüt des Deutschen TV-Fans.

Der Münchner Privatsender stellt die sechste Staffel der Realityshow «Big Brother» ein. Nicht jetzt – aber in 100 Tagen. Am 26. Februar ist Schluss. Von kreativer Pause ist die Rede, man wolle das Format ausarbeiten und im Herbst als einhunderttägiges Event wiederkommen. Dann soll alles besser werden. Das Dorf aber ist tot.

In seiner Pressemitteilung weißt der Sender daraufhin, dass die Quoten über dem Schnitt lagen und es sensationell sei, dass das Format nun zwei Jahre am Stück zu sehen war. Eigentlich müsste also Friede, Freude, Eierkuchen herrschen. Das ist aber nicht der Fall. Denn so toll wie beschrieben war die sechste Staffel nie.

Inhaltlich trumpfte das Format mit bisher unbekannten Schwächen auf. Die Matches waren langweilig und teilweise undurchdacht, bei Challenges wurde gespart wo es nur geht, die Kandidaten waren schlecht gecastet – so machte sich nicht selten Langweile im Dorf breit. Ein gutes Beispiel für undurchdachte Aktionen sind die Zwillinge Birgit und Beate. Wer nimmt denn Zwillinge in eine Serie auf? Die kann doch niemand unterscheiden! Als diese Tatsache auch bei RTL II ankam, entschloss man sich kurzerhand, einen der beiden (durch eine fragwürdige Challenge) hinauszuwerfen. So macht «Big Brother» keinen Spaß. Wie schön waren die Zeiten, als Sascha, Franzi und Carsten im «BB 5»-Haus rumalberten und Onkel Mischa den Zuschauer mit gar seltsamen Lauten beeindruckte.

«Big Brother 6» geht zu Ende. Über Gründe kann nur spekuliert werden. Allein die Tatsache, dass es seit Juni kein TV-Studio mehr gibt, zeigt, wie unwichtig die Qualität während der laufenden Staffel wohl war. Enttäuscht kann man aber durchaus sein. Es hätte wohl niemand für möglich gehalten, dass einem Riesen wie Endemol ein solch undurchdachtes Format gelingt. In der sechsten Staffel ist nahezu alles schief gegangen. Bis auf die Location ist eigentlich nichts mehr so, wie es am Anfang geplant war. Eigentlich peinlich: Keine der Neuerungen ist wirklich aufgegangen. Bei «Big Brother» ist neben dem starken Konkurrenzprogramm also nicht die Abnutzung des Formats schuld am Ende, sondern die Konzeptlosigkeit der Programmverantwortlichen.

Natürlich versuchten sie das Format zu retten – bis zum Schluss. Producer Rainer Laux kündigte im Sommer viele Überraschungen an. Nach Promi-Woche und verschiedenen Themen-Wochen war die Lust an Neuerungen aber wieder zu Ende. Zwar zogen die Quoten dadurch leicht an, der Marktanteil blieb dennoch stets einstellig.

„Dies soll eure letzte Staffel sein“ – so warb der Sender vor Beginn der Show. Jetzt haben die Macher ein Jahr Zeit eine bessere siebte Staffel auf die Beine zu stellen: Und das kann nur heißen: Ehrliches Reality, mehr Aufwand, bessere Kandidaten und spannendere Aktionen.

Wäre da nicht der TV-Zuschauer, der seine Gewohnheiten im Jahr 2006 – zumindest was den 19 Uhr Slot betrifft – umstellen muss. Tschüss, Großer Bruder und (hoffentlich) bis bald.

Kurz-URL: qmde.de/12137
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelProSieben ist montags wieder lustignächster ArtikelDie Kritiker: «Die Mafia»
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung