Filmfacts: «David Copperfield»
- Start: 24. September 2020
- FSK: 6
- Laufzeit: 119 Min.
- Genre: Komödie
- Kamera: Zac Nicholson
- Musik: Christopher Willis
- Buch: Simon Blackwell
- Regie: Armando Iannucci
- Darsteller: Dev Patel, Hugh Laurie, Tilda Swinton, Peter Capaldi, Gwendoline Christie, Nigel Betts
- OT: The personal History of David Copperfield (UK/USA 2019)
Dabei fallen zwei Dinge auf: Zum einen unterscheiden sich Buch und Roman stark in ihrem Tonfall. Während der Roman eher dramatisch geprägt ist und aufgrund seiner intensiven Schilderung von Kindesmisshandlung und -Ängsten zu einem der eindringlichsten (Jugend-)Bücher der Weltliteratur avancierte, ist «David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück» nun eher eine Komödie geworden. Zum anderen wurden einige Abschnitte stark gekürzt, anders gewichtet oder sogar ganz weggelassen. Doch Armando Iannucci illustriert an seinem Film, weshalb unterschiedliche Medienformen unterschiedlicher Herangehensweisen bedürfen – oder sich zumindest die Freiheiten dafür herausnehmen können.
Ein turbulentes Leben
David Copperfield (Dev Patel) verbringt mit seiner verwitweten Mutter Clara (Morfydd Clark) eine glückliche Kindheit im viktorianischen England. Als er jedoch eines Tages von einem Besuch bei der Verwandtschaft der von ihm sehr geliebten Haushälterin Peggotty (Daisy May Cooper) zurückkehrt, erfährt er, dass seine Mutter inzwischen Mr. Murdstone (Darren Boyd) geheiratet hat. Dieser entpuppt sich schnell als gemein und grausam – und Davids Anwesenheit im Haus ist ihm offensichtlich ein Dorn im Auge. Schon bald wird David nach London geschickt, wo er in einer Flaschenfabrik einer harten und äußerst schlecht bezahlten Arbeit nachgehen muss. Jahre vergehen, David ist inzwischen ein junger Mann, als ihn die Nachricht vom Tod seiner Mutter erreicht. Zutiefst erschüttert flieht er aus der Fabrik zu seiner Tante Betsey Trotwood (Tilda Swinton), die ihm gemeinsam mit ihrem äußerst exzentrischen Mitbewohner Mr. Dick (Hugh Laurie) wieder auf die Beine hilft. Doch Davids Reise ist noch lange nicht zu Ende, denn allerlei Begegnungen mit verschiedenen Menschen, die ihm nicht immer Gutes wollen, sorgen dafür, dass sein Leben gleich mehrmals durcheinandergewirbelt wird. Allen Widrigkeiten zum Trotz reift in David ein Ziel: Er möchte als Schriftsteller berühmt werden und seinen Teil dazu beitragen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
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Auch im Film erleben wir hautnah mit, wie der junge David Copperfield (als Kind gespielt von Ranveer Jaiswal) von seinem Stiefvater verprügelt und unter den hilflosen Augen seiner ihn liebenden Mutter sukzessive aus der Familie gedrängt wird. Das ist für David genauso schlimm wie für sie, vor allem genauso wie im Roman. Allerdings nimmt es im Film einen viel geringeren Platz ein, da dieser dann doch eher als Aufstiegsstory eines Mannes funktioniert, der es als Kind und Jugendlicher schwer hatte, sich jedoch nie unterkriegen ließ und daher zu einem echten Überlebenskünstler wurde.
Hinter jeder Ecke eine neue Idee
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Der qualifiziert sich mit seiner authentisch lebensfrohen, aber in den richtigen Momenten ebenso glaubhaft nachdenklichen Performance einmal mehr für die Hollywood-A-Liga – nach seiner aufgrund der Filmqualitäten eher unter dem Radar geflogenen Leistungen in «Best Exotic Marigold Hotel» oder «Chappie» wäre es dafür auch höchste Zeit.
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- © Entertainment One
Mit viel Humor und anschaulich erzählt David Copperfield (Dev Patel) seine Geschichte.
Gleichsam liegt die Stärke des Films sowie der Schauspieler aber auch darin, Szenen, die aufgrund ihrer Ernsthaftigkeit einer entsprechenden Erdung bedürfen, zu genau jener zu verhelfen. In einem Moment erzählt Laurie alias Mr. Dick noch aufgeregt davon, wie der Kopf von Karl I. nach seiner Hinrichtung weitergelebt haben muss. Im nächsten Moment widmet sich das Skript Davids Erinnerungen an seine Vergangenheit mit derselben Aufrichtigkeit – auch wenn man in «David Copperfield» wesentlich häufiger lachen als schlucken muss, nimmt man Armando Iannucci jederzeit die Liebe für seinen Protagonisten ab. Und letztlich geht es ja auch um genau das.
Fazit
Jede Sekunde ein Ereignis: Als „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Story erfindet Armando Iannucci das Rad zwar nicht neu. Doch wie es ihm gelingt, die von Charles Dickens einst als Jugenddrama konzipierte Vorlage in eine verspielte Komödie über einen Lebenskünstler zu machen, macht richtig viel Spaß und ist aufgrund der herausragend kreativen Inszenierung jederzeit spannend.
«David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück» ist voraussichtlich ab dem 10. September in den deutschen Kinos zu sehen.
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