Cast & Crew
Vor der Kamera:Birte Hanusrichter als Pia Beck
Patrick Fernandez als Diego Maria-Navarro
Collien Ulmen-Fernandes als Flora Martinez
Heiko Ruprecht als John Harrison Cooper
Iván Gallardo als Raimundo Hernandez
Carlos Lobo als Salvador
Victoria Sordo als Carmelita
Hinter der Kamera:
Produktion: Fresco Film Services und Moviepool GmbH
Drehbuch und Regie: Michael Keusch
Kamera: Peter Joachim Krause
Produzentin: Bernadette Schugg
Aber zuerst zu den inhaltlichen Rahmenbedingungen, die auch bei diesem Beitrag sendeplatzgewohnt überkandidelt ausfallen: Pia Beck (Birte Hanusrichter) ist zwar schon 39 und aus Leipzig, hat sich aber trotzdem eine ziemlich exzentrische Idee in den Kopf gesetzt. Vor einem halben Jahr lernte sie beim Umsteigen am Flughafen einen sexy Neuseeländer kennen, und spontan haben sich die Beiden bei diesem Anlass für ein halbes Jahr später am Leuchtturm von Gibraltar verabredet – bis dahin: kein WhatsApp, kein Telefongespräch, keinerlei Kontakt. Wie romantisch und abenteuerlich und analog die Welt doch noch sein kann.
Nachdem sich Pia von der vorwitzigen Taxifahrerin Flora (Collien Ulmen-Fernandes) ans Ziel hat kutschieren lassen, taucht der scharfe Kiwi natürlich unverhofft nicht auf. Doch ein trauriges Verzagen gibt’s am Sonntagabend im ZDF nicht, weshalb Flora kurzerhand beschließt, die ein bisschen verstockte Leipzigerin zur neuen besten Freundin zu machen und sie zur Hochzeit eines alten Freundes mitzunehmen – wo sie auf Diego (Patrick Fernandez) trifft, einen bildschönen, sozial engagierten Theatermacher, der nachts bei alten Freunden in der Innenstadt von Cádiz die Schlösser auswechselt, damit die am nächsten Tag nicht von der Guardia Civil aus der Wohnung geräumt werden.
- © ZDF/Pierre Guibert
John (Heiko Ruprecht, 2.v. l.) weiß nicht wie ihm geschieht, als am Bahnsteig von Cádiz plötzlich die Polizei (Iván Gallardo, l.) auftaucht.
Denn Cádiz darf in diesem Film nicht nur die malerische Kulisse einer reichen europäischen Geschichte sein, mit alten kulturellen Schätzen und den arabischen Dampfbädern von Abu Malik, sondern auch die Stadt mit der höchsten Arbeitslosenrate des Landes. Natürlich artet das nicht dergestalt aus, dass Pia und Diego bei einer Ausfahrt nach Sevilla auch einen Abstecher ins Slum von Los Pajaritos machen. Nichtsdestotrotz hat «Ein Sommer in Andalusien» mit dieser Erzählung jedoch zu einer überraschend gut funktionierenden Balance zwischen tatsächlicher örtlicher Authentizität und einem konsequenten Bedienen seiner Herzkino-Stilmittel gefunden.
Vielleicht sind es dabei gerade diese Kernelemente des Sendeplatzes – dass immer alles gut wird, dass sich trotz oberflächlicher Konflikte alle wirklich mögen, und dass das Leben bei allen Hindernissen schön ist, – die eine unaufgeregte und moderne Erzählung der gegenständlichen Liebesgeschichte zulassen. Wenn sich zwei Männer und zwei Frauen (ein bisschen überkreuz) ineinander vergucken, ist das in neun von zehn Fernsehfilmen der Anstoß zur unablässigen Stutenbissigkeit. Nicht so jedoch in «Ein Sommer in Andalusien», wo die kecke Flora am Schluss freudig zu dem übrig gebliebenen Neuseeländer findet, nachdem sich zwischen Pia und Diego die eigentliche Romanze angebahnt hat. Etwas konsequenter beobachtet, steht im Kern dieses Films damit nicht einmal die pflichtschuldige Liebesgeschichte, sondern eine unbedingte Freundschaft zwischen zwei Frauen, die einander in tiefer persönlicher Zuneigung verlässlich aus ihren Malheurs helfen. Bei dieser überzeugenden Haltung kann dann auch dem kritischen Betrachter die Einfachheit dieser Erzählart gefallen.
Das ZDF zeigt «Ein Sommer in Andalusien» am Sonntag, den 4. Oktober um 20.15 Uhr.
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