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Manche kompensieren das Defizit mit Zweitjobs oder Pfandflaschensammeln, andere geraten gar auf die kriminelle Schiene, weil dort die finanziellen Möglichkeiten verlockender sind. So wie auch Isabelle Huppert in ihrem neuen Film «Die Frau mit berauschenden Talenten». Eine feine Krimikomödie aus Frankreich, die durchaus noch etwas böser hätte ausfallen dürfen.
- © Neue Visionen Filmverleih
So sieht echte Teamarbeit aus. Patience (Isabelle Huppert) und ihr neuer Mitbewohner DNA sind einfach schneller als die Polizei erlaubt.
Das Doppelleben einer Dolmetscherin
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Nichtsdestotrotz wird sie vom Staat so schlecht bezahlt, dass die Unterbringung ihrer Mutter in einem teuren Altersheim bald nicht mehr gewährleistet ist. Bei einer Abhöraktion erfährt sie, dass ausgerechnet der Sohn der liebenswerten Pflegerin ihrer Mutter bei einer Drogenlieferung involviert ist. Sie warnt ihn und plötzlich weiß sie als einzige, wo sich das Rauschgift befindet. Sie fackelt nicht lange, reißt sich die Lieferung unter den Nagel und verkleidet sich als arabisch aussehende Dealerin, um das Zeug gegen Cash wieder loszuwerden. ‚Die Alte‘, wie sie fortan von Kleinganoven genannt wird, gerät schon bald ins Visier des Drogenkartells und der Polizei. Ihre Tarnung droht aufzufliegen.
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Einerseits ist es berührend, wie sehr sie um sozial Schwächere besorgt ist, andererseits betreibt sie Drogengeschäfte mit großen Maß, was alles andere als nachahmenswert wert ist, ja, eigentlich sogar widerlich ist. Daraus Humor zu ziehen, mag den einen oder anderen gar bitter aufstoßen, doch aus dieser Ambivalenz bezüglich der Antiheldin entsteht aber auch eine interessante Dynamik, weil man unbedingt wissen will, wie das Ganze ausgeht.
Isabelle Huppert in einer ihrer stärksten Rollen
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Fazit: Dank Isabelle Huppert bekommt man zwei berauschende Kinostunden und ist gewillt, moralische Bedenken beiseite zu schieben.
«Eine Frau mit berauschenden Talenten» ist seit Donnerstag, den 8. Oktober 2020, in den deutschen Kinos zu sehen.
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