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«Saturday Night Live»: Was die Amis besser können...

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Mit diesem Text verabschiedet sich unser Autor Julian Miller von Quotenmeter.de. In seinem letzten Beitrag wirft er einen Blick auf den Fernsehmarkt, der ihn immer am meisten faszinierte: die USA, und auf ein Format im Besondern, «Saturday Night Live», das die Stilmittel der klugen Persiflage mit tiefen kulturellen Erkenntnissen verband.

«Jeopardy»-Parodien gehören zum Standardrepertoire jeder gut sortierten Late-Night-Sketch-Show. Bei «Saturday Night Live» findet diese Spielart seit Jahren als „Black Jeopardy“ statt, einer Ethno-Version des Quiz-Klassikers. Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl 2016 durfte bei Showmaster Darnell Hayes (Kenan Thompson) neben zwei schwarzen Kandidatinnen auch ein eher leger gekleideter weißer Mann mittleren Alters namens Doug (Tom Hanks) samt ländlichem Südstaaten-Akzent und roter „Make-America-Great-Again“-Mütze auf dem Kopf auf die legendären Preise The Good Chair und Panzertape für Autoreparaturen hoffen.

Ein Trump-Unterstützer und drei Afroamerikaner in derselben Sendung – das kann nicht gut gehen. Doch wie so oft, wenn Satire nicht nur persiflieren, sondern der Gesellschaft mit ernsthafter Ambition einen Spiegel vorhalten will, entwickelte sich der Sketch in die genau gegenteilige Richtung: Redneck Doug kam aus dem Buzzern nicht mehr heraus. Dass das iPhone die Fingerabdrücke seiner Nutzer „zu ihrem Schutz“ abrufen möchte? Diese Vorstellung stößt nicht nur in Dougs weißen Arbeitervierteln auf deutliche Gegenwehr, sondern ebenso in der staatsskeptischen schwarzen Community. Was kulturell in beiden Milieus gleichermaßen ankommt? Die Madea-Filme von Tyler Perry. 40 Dollar im Monat für eine arbeitgebersubventionierte Rentenversicherung hinblättern? Kein Konzept, das bei beiden Gruppen angesichts ihrer begrenzten finanziellen Möglichkeiten einen besonderen Enthusiasmus hervorriefe.

Am Schluss sind alle erstaunt, wie viel die weiße und schwarze untere Mittelschicht gemeinsam haben – trotz radikal unterschiedlicher politischer Zielvorstellungen und Anschauungen. Woher diese dann rühren? Darüber gibt die letzte Jeopardy-Runde Aufschluss, die schlicht mit den Worten „Lives that Matter“ eingeleitet wird. Doug hat nach eigenem Bekunden zwar viel darüber zu sagen – nur eben nichts, was den Diskurs in sinnvoller Weise bereichern oder den Erfahrungen seiner neuen schwarzen Freunde gerecht werden dürfte.




Für das gebildete, großstädtische, junge und weiße Milieu war die Wahlnacht 2016 dann ein Schock. Dass Indiana und Kentucky in den frühen Abendstunden direkt an Trump gingen, konnte man noch gut mit einschlägigen Vorurteilen begründen: That’s where all the racists live. Nichts, was den historischen Ereignissen einen Abbruch täte, in deren Rahmen Hillary Clinton in wenigen Stunden als erste Frau ins höchste Staatsamt gewählt würde. Der einzige Schwarze auf der privaten Wahlparty, Dave Chapelle, hat da schon vorsichtig gewarnt: Das Land ist schließlich groß und besteht nicht nur aus New York und Los Angeles. Als Florida trotz der Latinos, auf die man eifrig anstößt, bedenklich in Trumps Nähe rückt, reichen die weißen Ladys dann schon die erste Xanax zum Weißwein. Dave Chapelle bleibt derweil gelassen auf dem Sofa sitzen – nichts anderes hat er schließlich erwartet. Denn während sich progressive, urbane Weiße die letzten Wochen über unermüdlich in allerhand diffuse Rechenmodelle hineingesteigert hatten, die Hillary Clintons Wahlsieg als nahezu unumstößliche statistische Gewissheit prognostizierten, waren sich ihre schwarzen Mitbürger aus derselben sozioökonomischen Schicht schon bewusst, was dem Land blühen würde.

Als Chris Rock etwas später zur Party hinzustößt, ist der eher von jener um sich greifenden weißen Depression überrascht als von den Wahlergebnissen: Für ihn war immer klar, dass Donald Trump an diesem Abend als Sieger von Platz gehen würde. Die erschütterte Diagnose von Cecily Strongs Figur – America is racist – ist für Dave Chapelles und Chris Rocks Charaktere schließlich keine überraschende Beschreibung des Zustands ihres Landes, sondern alltägliche Realität. Bei Beck Bennetts Entrüstung – This is the most shameful thing America has ever done – brechen die beiden Schwarzen (als Nachfahren ehemaliger Sklaven) schließlich in schallendes Gelächter aus. Sie wissen, dass dieses Land schon weit Abstoßenderes zustande gebracht hat, als (wieder mal) einen inkompetenten, alltagsrassistischen Egomanen ins Weiße Haus zu wählen. Die schlimmste Prognose für die aktuellen Wochen lässt Dave Chapelle da auch nur in einem Halbsatz fallen: Die nächsten acht Jahre würden wie im Flug vergehen.



An dieser Stelle noch ein Dank an viele: an all meine Leser und ihre zustimmenden wie kritischen Kommentare, an all meine langjährigen Mitstreiter bei Quotenmeter.de und alle Branchenkollegen, von denen viele zu Freunden geworden sind. Auf bald!

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