Rette sich, wer kann
Ein Komet soll die Erde haarscharf verfehlen, weshalb die Menschen weiterhin unbesorgt Ihren Alltag bewältigen. Doch die Weltraum-Forscher haben sich verrechnet, der Komet wird mit voller Wucht unseren Planeten treffen und 75 Prozent aller Lebewesen vernichten. Aber noch werden die Menschen in Ungewissheit gelassen, um keine Panik auszulösen. So staunt Architekt John Garrity (Gerald Butler) nicht schlecht als er plötzlich einen Anruf aus dem Weißen Haus bekommt. Er und seine Familie gehören zu den Auserwählten, die in einen Bunker evakuiert werden sollen.
- © Tobis
Wie ernst die Lage wirklich ist, wird John erst klar, als Florida vom ersten Hagel vernichtet wird. Der große Brocken soll aber noch kommen und halb Europa unter sich begraben. Überall bricht Chaos aus und kurz vorm Abflug wird John von seiner Frau Allison (Morena Baccarin) und ihrem gemeinsamen Sohn Nathan (Roger Dale Floyd) getrennt. Ihm bleiben nur noch wenige Stunden, um sie wiederzufinden. Jetzt müssen sie sich sowieso um die eigene Rettung kümmern. Die einzige Hoffnung ist ein letztes Flugzeug, das nach Grönland abheben wird, um dort Schutz in einem unterirdischen Labyrinth zu finden, bevor sich der Himmel auf Monate verdunkelt.
Mit gängigen Klischees in die Katastrophe
Vorweg sei gesagt, dass man schon ein Faible für das Genre des Katastrophenfilms haben sollte, um sich von «Greenland» so richtig fesseln lassen zu können. «Flammendes Inferno», «The Day After» oder «San Andreas» - wer schon in diesen Klassikern vor Spannung in den Sitz rutschte, ist hier also absolut richtig.
Nach diesen Vorbildern inszenierte Regisseur und frühere Stuntman («Total Recall») Ric Roman Waugh auch seine Zerstörungsorgie - und zwar mit allem drum und dran. Was nicht weniger heißt als das gängige Genreklischees verbraten werden. Einzig der Hund, der noch schnell gerettet werden muss, scheint zu fehlen, und weil wir uns in den USA befinden, wird Familie als letzte Bastion menschlichen Vertrauens gefeiert. Außerhalb dieses Kreises herrscht Feigheit, Egoismus und Totschlag. Na gut, Schwarzweißfärberei, die im Kino aber gut funktioniert, um eine emotionale Bindung zu den Sympathiefiguren zu finden und mit ihnen durch die Hölle zu gehen.
Bestes sogenanntes Popcorn-Kino, weil auch die Special-Effects-Meister alles in die Schale gelegt, um uns ein visuelles Ereignis zu bieten. Natürlich sind das Bilder des Schreckens, Zerstörungslust wird angefeuert, wenn man im sicheren Kinosessel quasi dem eigenen Untergang beiwohnt. Letztlich kann das aber wie eine Katharsis wirken, was zu Corona-Zeiten umso dankbarer angenommen werden könnte. Zumindest verlässt man das Kino weitaus entspannter als man es betreten hat, mit der Gewissheit, dass es weitaus Schlimmeres geben kann als Maskenzwang und Abstände einzuhalten, die der Covid-19 gerade fordert, ohne natürlich die Gefahr dieses Virus runterspielen zu wollen.
Der Held der Stunde
Zuletzt sah man Gerard Butler ein drittes Mal als Leibwächter des US-Präsidenten in «Angel Has Fallen», wiederum unter der Regie von Ric Roman Waugh. Als Actionheld hat man natürlich nur minimale Möglichkeiten, sein Publikum in den Bann zu ziehen. Butler hat man den Retter der Welt zuletzt schon in «Geostorm» und «Hunter Killer» abgenommen. Meist spielt er ja den harten Kerl, der sich stets in Griff hat. Als besorgter Familienvater darf er hier auch eine weiche Seite zeigen, was ihm sogar mehr Sympathiepunkte einbringt. Die große Überraschung ist jedoch der Gastauftritt des sichtlich gealterten Scott Glenn («Backdraft») in der Rolle von Butlers Schwiegervaters. Seit Jahren blieb er der Leinwand fern, weil womöglich passende Rollen für den heute 79-Jährigen fehlten. In den Achtzigern ist der immer noch drahtig wirkende Schauspieler ein sehr gefragter Actionheld gewesen, der die Welt mehr als einmal gerettet hat.
Fazit: Hier wird großes Actionkino geboten wie man es im Pandemie-Jahr 2020 seit «Tenet» nicht mehr erlebt hat.
«Greenland» ist ab Donnerstag, 22. Oktober 2020, im Kino zu sehen.
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26.10.2020 15:34 Uhr 1