Die Kino-Kritiker

«Was wir wollten» – Ein Mann, eine Frau und kein Kind

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Das Beziehungsdrama aus Österreich, das nur bei Netflix zu sehen ist, soll für das Alpenland den Oscar gewinnen.

Ursprünglich sollte dieses österreichische Beziehungsdrama mit Kassenmagnet Elyas M’Barek («Fack ju Göhte») groß in die deutschen Kinos kommen. Aber die Pandemie hat wieder einmal dafür gesorgt, dass ein Film auf eine Streaming-Plattform abgeschoben wurde, in diesem Fall Netflix, die das Arthaus-Werk nun ordentlich über den Namen Elyas M‘Barek bewirbt. Dabei ist es eine eher untypische Rolle für den Charmeur, der sich eher mit Komödien eine Fangemeinschaft aufgebaut hat und im Corona-Jahr 2020 als einer der wenigen einen erneuten Kinohit landen konnte.

«Nightlife» begeisterte 1,3 Mio. Zuschauer und zeigt M’Barek als Barkeeper, der der Frau (Palina Rojinski) seines Lebens durchs nächtliche Berlin nachjagt. In «Was wir wollten» steckt er bereits in einer jahrelangen Beziehung, die in eine Krise gerät, weil der nächste logische Schritt einfach nicht klappen will.

Der Wunsch nach einer eigenen Familie
Nichts könnte Alice (Lavinia Wilson) und Niklas (Elyas M’Barek) glücklicher machen als ein eigenes Kind. Aber selbst mit künstlicher Befruchtung ist nichts zu machen, was ihre Zweisamkeit immer mehr belastet. Um das Thema abzuschließen, gönnen sich die beiden einen Urlaubstrip auf Sardinien. Doch ausgerechnet im Bungalow nebenan hat sich das Ehepaar Romed (Lukas Spisser) und Christl (Anna Unterberger) eingenistet, zusammen mit ihren Kindern Denise (Iva Höpperger) und David (Fedor Taymi).



So haben Alice und Niklas täglich das vor der Nase, was auch sie wollten: Eine perfekte Familie! Beide versuchen, das beste aus der Situation zu machen, es zu ignorieren. Mit der Folge, dass sie kaum mehr in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren, selbst im Bett ist nichts mehr so wie früher. Romed und Christl indes erzählen immer wieder, wie anstrengend das Leben mit Kindern ist. Von Perfektion kann dabei keine Rede sein. Ein Unglück bewirkt auch bei Alice und Niklas ein Umdenken in der Frage, was der Sinn des Lebens ist.

Was wir nicht wollen
Gewiss kann Elyas M’Barek als unglücklicher Niklas eine weitere Facette seiner Schauspielkunst zeigen und auch Lavinia Wilson («Deutschland 89») als genervte Alice beweist ein weiteres Mal, welche darstellerische Kraft in ihr steckt. Aber das gute Zusammenspielt reicht eben nicht, um eine nur auf Dialoge gestrickte Story knapp zwei Stunden am Kochen zu halten. Der Plot ist sowieso übersichtlich, das Ende sogar voraussehbar.

Was bleibt, sind komplexe Gefühlswelten, auf die man sich einlassen kann, um die Problematik eines nicht erfüllbaren Kinderwunsches nachzuspüren. Aber irgendwann ist das Thema dann auch ausgereizt und der Plot wirkt nur noch dröge. ‚Ja, wir haben‘s verstanden‘, möchte man den Protagonisten am liebsten zurufen. Da hilft es auch nicht, dass Regisseurin Ulrike Kofler ihrem Erstlingswerk einen angenehm filmischen Schliff gibt. Die bisherige Cutterin («Wilde Maus») versteht ihr Montage-Handwerk und wählt Bildausschnitte und Bildübergänge, die man einfach mal so gern auf sich wirken lassen kann.



Sonne, Strand und Sterne
Da entsteht schon eine hingebungsvolle Stimmung aus südlichem Urlaubsflair. Sonne, Strand und Sterne – da möchte man gerade jetzt im Winter mit Corona besonders gern sein. Das miesgelaunte Pärchen mit trübsinnigen Gedanken und ernsten Mienen wirkt dabei manchmal ein bisschen störend. Das ist natürlich gemein, denn darum geht es ja schließlich in «Was wir wollten». Kein Spaß, sondern ein kleiner Seelenstriptease.

Womöglich hätte aber ein wenig mehr Witz bereichernd gewirkt. Wie dem auch sei, Österreich hat sich «Was wir wollten» längst ausgesucht, um ihn ins Rennen für die nächste Oscarverleihung zu schicken. Die Deutschen haben sich für das Gesellschaftsdrama «Und morgen die ganze Welt» entschieden. Schauen wir also mal, ob einer oder gar beide Filme es schaffen, überhaupt auf die Liste der Nominierten zu kommen.

Fazit: Auf der Kinoleinwand hätte sich die besondere Bildersprache noch entfalten können. Auf dem Bildschirm bleibt allein das schwermütige Beziehungsdrama, das sich ohne dramatische Höhepunkte hinschleppt.

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