Nena trug mal einen knallengen, roten und verdammt kurzen Rock. Dieses Requisit in Verbindung nicht mit 99 Luftballons, sondern mit sicher mindestens ebenso vielen abgetrennten Achselhaaren (!) in einem Plastiktütchen taugten dazu, Frau Kerner zu erraten. Alle acht Kandidaten lagen richtig. Punkt für die B-Prominenz!
Nun gut, die Promis waren an sich schon recht bekannt. Tim Mälzer und Sasha, Verona und ihr Sohn San Diego Pooth, Stefanie Hertel mit Mann Lanny Lanner (manch Zuschauer wird zusammengezuckt sein und sich gefragt haben: Wo ist denn Stefan Mross?) sowie das Moderatoren-Duo Jan Köppen und Laura Wontorra, von der sich hartnäckig das Gerücht hält, sie hätte den Job im Sport nur wegen ihres Vaters und des Namens bekommen.
Egal, in dieser Show ging´s um Musik. Um 30 Fragen in verschiedensten Kategorien mit jeweils drei Antwort-Möglichkeiten. Meist unnützes Wissen, geschmückt freilich mit Video-Ausschnitten aus der Geschichte und der Neuzeit. Welche Sportart Elvis Presley fit hielt (es war Karate und weder Eishockey noch Surfen), woher Sarah Conner ihren Künstlernamen hat (so hieß ihr erster Hund) und so weiter.
Viele Fragen waren einfach, weshalb sich beim Mitraten zuhause schnell Spaß einstellte, wenn man weiß, dass David Bowie den Song "Heroes" auch auf Deutsch sang, als er damals in Berlin lebte. Udo Lindenberg wollte mit Erich Honecker in Pankow ein Fläschchen Cognac leeren und keinen Eierlikör, mit dem er immerhin seine Likörelle malt. Und ja: es war Herbert Grönemeyer, der in "Das Boot" mitspielte, als es damals noch keine "Männer" gab und fast niemand wusste, dass 4630 mal die Postleitzahl von Bochum war, als die CD noch vor der Erfindung stand.
Später dann wurde das «Boot»-Theme von Axel Christensen neu aufgenommen und weltweit an die Spitze der Charts geführt. "One, two, three, four - Techno!" In den Hitparaden war auch mal (von Christensen produziert) Verona Pooth, die locker als Freundin ihres Sohnes durchgehen würde, die sogar eine Goldene Schallplatte besitzt. Die Show lebte von den durchaus unterhaltsamen Informationen abseits des Quiz.
Tim Mälzer musste in seinen Anfangsjahren in der Küche mal spätnachts Schnittchen zubereiten für Udo Lindenberg, Stefanie Hertel lernte Lanny Lanner kennen, als sie verkleidet in der Fußgängerzone einen Rocksong von Pink darbot. Laura Wontorra machte mit dem Vater mal eine Kreuzfahrt, als auch Helene Fischer privat an Bord war. Und Jan Köppen durfte mal mit Katy Perry knutschen, als er noch als Viva-Moderator arbeitete.
Viva? Was ist das? Jan Köppen? Und wer ist Katy Perry? Das werden sich viele der älteren Zuschauer gefragt haben, die wohl eher in der Minderheit am Dienstagabend vor dem Fernseher saßen. Und die womöglich im Laufe der Zeit nach und nach wegdösten. Nicht weil die «Hitwisser» langweilig waren. Im Gegenteil. Das Format unterhält gut. Aber weil über dreieinhalb Stunden an Sendezeit, 205 Minuten ohne Werbeunterbrechungen, einfach übertrieben sind. Angeblich hat man ja sogar ein fünftes Prominenten-Duo im Nachhinein rausschneiden müssen: Den Wendler und seine vollbusige, knapp nicht mehr minderjährige Frau.
Eine halbe Million Zuschauer bei den 14- bis 49-Jährigen, immerhin sieben Prozent dieser Zielgruppe lockte das neue Format und offiziell Folge eins vor die TV-Geräte. An den nächsten Dienstagabenden läuft auf VOX freilich trotzdem erstmal «Goodbye Deutschland».
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
02.12.2020 12:10 Uhr 1
Ich glaube, man soll nicht überschätzen, wie groß das Musikwissen in der Zuschauerschaft ist.
Und ich frage mich, ob sich hier ein genereller Trugschuss offenbart: Nur weil man ein paar Fragen offen beantworten kann, schneidet man dann als Kandidat gut ab. Das ist nicht so. Mehr Ehrlichkeit beim Anschauen bitte!
Kein Wort zu Peter Urban.