Stab
Darsteller: Götz Schubert, Yvonne Catterfeld, Louis Christiansen, Felix Goeser, Dagmar Leesch, Katharina NesytowaMusik: Andreas Weidinger
Kamera: Timo Moritz
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser
Regie: Till Franzen
Glücklicherweise bekommen Butsch und Viola bald genug zu tun, um sich nicht ständig an ihren gegensätzlichen Ortsklischees aufgeilen zu müssen: Nachts im Park findet ein Obdachloser einen toten Mann. In dessen Hosentasche sich ein Autoschlüssel befindet. In dessen dazugehörigem Auto sich wiederum ein kleiner Junge versteckt hielt, den Butsch nur dank seines pädagogischen Gefühls mit aufs Revier gezerrt bekommt. Weil das Kind nicht spricht und noch dazu an Vitamin-D-Mangel leidet – viel in der Sonne ist es also nicht gewesen – bekommt es bald den Namen Kaspar zugewiesen – und entwickelt schnell eindeutige Präferenzen, bei welchem Kommissar es sich wohler fühlt. Und ja, das kann nur einer sein: Denn der unkomplizierte, draufgängerische, einfühlsame Ossi kommt natürlich viel besser an als die zugeknöpfte, korrekte, phrasenschwingende, verstockte Hamburgerin.
- © Wolfsland
© MDR/Molina Film/Felix Matthies
Es folgt ein Exkurs, um Görlitz nicht nur mit den westdeutschen Klischees eines abgewirtschafteten, desolaten, provinziellen Ödlands darzustellen, sondern auch als Ort mit Potential – das aber nur zwielichtige Yuppies mit größenwahnsinnigen Slogans à la „Görlitz 2020“ ausnutzen wollen, und dabei noch massenweise öffentliche Gelder von der hochverschuldeten Kommune und dem noch viel verschuldeteren Land abgreifen.
Erst spät kommt der Film dazu, sich an emotionaler Tiefe zu versuchen: Der gefundene Junge wurde schon lange von seinen (wirklichen) Eltern vermisst – doch statt enthemmter Wiedersehensfreude begegnet die Mutter der unberechenbaren Situation mit Angst: Was, wenn nach all den Jahren keine Liebe mehr bestehen kann?
Leider flüchtet sich «Wolfsland» bald wieder in Allgemeinplätze und schematische Krimi-Handlungsstränge, anstatt sich mit vollendeter emotionaler Kraft diesem Thema zu stellen und auch die gebotene Trauer und den Schmerz auszuhalten. Denn auch „Das Kind vom Finstertor“ bleibt dem ursprünglichen Konzept treu – das da heißt: „Der Görlitzer und die Hamburgerin“.
Das Erste zeigt «Wolfsland – Das Kind vom Finstertor» am Donnerstag, den 3. Dezember um 20.15 Uhr.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
09.12.2020 19:57 Uhr 1
13.12.2020 21:55 Uhr 2
"Das andere miteinander machen wir auch noch"?
Wie geht die Geschichte weiter?