Der Rundfunkbeitrag für die ARD, das ZDF und das Deutschlandradio wird also zum 1. Januar 2021 nicht ansteigen. Die Politik in Sachsen-Anhalt zog die Unterlagen zur Abstimmung zurück, sodass die Bürger und Bürgerinnen im kommenden auch weiterhin 17,50 Euro an die Gebühreneinzugszentrale überweisen müssen. Das ist eine stolze Summe, die man von den Menschen in Corona-Zeiten erwartet. Eine wachsende Zahl der Bevölkerung arbeitet in Kurzarbeit, vielen Einzelhändlern bricht der Umsatz weg. Die Zahl der Insolvenzen wird – sollte es nicht zu einem überraschenden Ende der Pandemie kommen – im neuen Jahr deutlich steigen.
In der Vorweihnachtszeit „freuen“ sich nun viele Bürger, dass sie mit ihren Gebühren eine Klage von ARD und ZDF vor dem Bundesverwaltungsgericht finanzieren. Die Kosten für Anwälte, Gutachten und Co. werden nicht etwa aus dem Werbetopf der Sender genommen, sondern von den anfallenden Gebühren berappt. Der Schritt vor das oberste Gericht wird mit Sicherheit – erneut – dazu führen, dass der Rundfunkbeitrag erhöht wird.
Eigentlich sollte das Haushaltsmodell dazu führen, dass der Rundfunkbeitrag langfristig sinkt. Knapp fünf Jahre hatte die Senkung bestand, jetzt hängt laut ARD-Intendant Dr. Tom Buhrow das Damoklesschwert über der gesamten ARD. „Ohne die ausreichende, unabhängig ermittelte Finanzierung wird das Programmangebot, das in allen Regionen Deutschlands verwurzelt ist, darunter leiden“, beklagt sich Buhrow und gab dennoch mit seinen Co-Vorsitzenden ein neues Angebot über hunderte Millionen für die Fußball-«Sportschau» am Samstagvorabend aus.
Auch ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut beklagte den Dienstag und sagt: „Damit bleibt leider keine andere Möglichkeit, als das Bundesverfassungsgericht anzurufen.“ Dass die öffentlich-rechtlichen Sender nur mit acht Milliarden Euro pro Jahr arbeiten dürfen, sei nicht hinnehmbar. „Ich hätte mir eine andere Lösung gewünscht und habe intensiv dafür geworben“, hört man Bellut aus der Pressemitteilung schon fast schluchzend.
Die Lösung liegt allerdings auf der Hand. Buhrow und Bellut sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht: Ihnen bleibt immer die Wahl mit dem zu überzeugen, was sie herstellen: Das Programm! Wer diese Lösung nicht einsetzen kann, hat seine Aufgabe im Rundfunk nicht verstanden. Die ARD ist vielfältig, das ZDF das Gegengewicht aus Mainz und Deutschlandfunk ist das HBO der Hörfunkprogramme. Herr Buhrow, Sie können die Menschen nicht für den Rundfunkbeitrag und das damit einhergehende, abwechslungsreiche Programm begeistern, Sie sollten Ihren Posten für einen deutschen Reed Hastings räumen!
Es gibt 19 Kommentare zum Artikel
09.12.2020 11:28 Uhr 1
Wenn man mal drüber nachdenkt: Könnte man ARD/ZDF wie Streamingsender kaufen und würde dementsprechend eine Grbühr von diesen 17,50 € zahlen müssen, würde ARD/ZDF ganz schön dumm darstehen, da die Abonenten sicherlich minimal wären. Nächstes Jahr startet in Europa auch noch HBOmax die mit Warner Media zusammenarbeiten und einige Blockbuster zeigen werden. Mit wahrscheinlich 14€ wird er teurer als alle anderen, zeigt aber ohne Zusatzkosten echte Kinofilme. Also nicht wie bei Disney+ Mulan den man für eine Gebühr schauen konnte. Mit Netflix und anderen Bezahl-Sendern könnte ARD/ZDF niemals mithalten. Also ist man in Deutschland dazu gezwungen für diese Sender zu zahlen. Schade das deshalb sich vor Jahren eingeworfene Idee, ARD/ZDF wahlweise abzuwählen sich nie durchgesetzt hat.
Sind wir mal ehrlich. Das Programm von ARD/ZDF besteht doch nur aus Formaten die keinen interessiert. Mal abgesehen von Sportshow und Tatort, was läuft dort? Nichtssagende Talkshows und Florian Silbereisen! Keine US-Filme, keine Serien, alles Eigenproduktionen. Für einen abwechslungsreichen Sender für Jung und Alt sind die Öffentlich-Rechtlichen doch Meilenweit entfernt. Einheitsbrei und mehr Programm für Rentner. Das wird sich auch mit neuen Verantwortlichen nicht ändern und der deutsche TV-Zuschauer wird von denen weiterhin abgezogt! Denn Billiger wird es nie wieder, sondern in absehbarer Zeit weiterhin teurer. Frag mich, wer sich das gemütlich die Taschen füllt, weil mir keiner erzählen kann, das die ganzen Gebühren ins langweilige Programm fliesst!
09.12.2020 16:02 Uhr 2
09.12.2020 16:03 Uhr 3
Der Gebührenbedarf wird nunmal von einer unabhängigen Kommission ermittelt und aus sehr guten Gründen nicht von der Politik festgesetzt - sonst hätten wir früher oder später auch Verhältnisse wie in Polen oder Ungarn, wo die jeweilige rechtspopulistische Regierung schamlos und von der EU weitgehend ungehindert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu Fox News-artiger Regierungspropaganda umgebaut hat.
@Torsten.Schaub: Sorry, aber dieser Beitrag strotzt vor allem von Polemik und bestenfalls Halbwahrheiten. So zeigen die ÖR inzwischen wahrscheinlich sogar mehr internationale Serien als die Privatsender und sind dabei erheblich abwechslungsreicher, weil nicht nur US-Serien, sondern auch zahllose britische, skandinavische, kanadische, australische, französische und jüngst sogar vermehrt osteuropäische Produktionen gezeigt werden - erfreulicherweise übrigens vermehrt auch im Originalton! Auch der Filmbereich wird ordentlich abgedeckt, wenn auch nicht das ganze Jahr über (dafür gibt's im Sommerkino und rund um Weihnachten etliche werbefreie). Dazu gibt es diverse Angebote, die sich direkt an jüngere Zuschauer richten und auch angenommen werden (z.B. funk), nur daß die nachvollziehbarerweise weniger im linearen TV stattfinden. Und gerade die Zugriffszahlen der Mediatheken beweisen, daß ein jüngeres Publikum sehr wohl noch den Weg zu den ÖR findet.
Wohlgemerkt: Natürlich gibt es trotzdem jede Menge Verbesserungspotential und ich ärgere mich selbst oft genug über diverse programmplanerische Albernheiten. Aber die Unterhaltung ist ja sowieso nicht der Hauptgrund dafür, daß die ÖR von uns allen als Solidargemeinschaft finanziert werden, der findet sich vielmehr im Informationsbereich. Und der liefert konstant und solide ab, was ja auch immer wieder in Umfragen und natürlich auch in den Einschaltquoten bestätigt wird (was schalten die Leute denn ein, wenn irgendwas passiert und sie sich informieren wollen? Die "Tagesschau" und "heute"!). Man vergleiche das doch bitte mal mit den USA oder anderen Ländern - selbst in Großbritannien hat es Boris Johnson ja geschafft, die altehrwürdige BBC ziemlich herunterzuwirtschaften ...
Mit Netflix und Co. zu konkurrieren ist derweil nicht die Aufgabe der ÖR und angesichts der vielfältigen Interessen, die sie bedienen müssen, wäre das auch gar nicht möglich. Ach, und daß HBO Max so bald nach Deutschland kommt, daran habe ich leider meine Zweifel. Und selbst wenn, dann wird angesichts der langfristigen Verträge mit Sky das "Programm" vermutlich zunächst ziemlich ausgedünnt sein.
09.12.2020 16:08 Uhr 4
09.12.2020 16:21 Uhr 5
09.12.2020 16:27 Uhr 6
Und manches braucht eben mehrere Staffeln mit einer höheren Folgenzahl, beispielsweise wenn man die Geschichte von Uli Hoeness oder Katharina Heinroth erzählen will.
Origineller und kreativer meint in allen Unterhaltungsbereichen, auch Quizshows.
Bei der Information kommt es eher auf solides journalistisches Handwerk an.
09.12.2020 17:50 Uhr 7
Ich sehe da eher die Chance, durch Sparmaßnahmen einen Kurswechsel einzuschlagen und den auch durchzuhalten.
Das Fernsehen wie wir es aus den 80ern, 90ern und 00ern kennen, das stirbt nach und nach weg. Nicht heute, nicht morgen, aber jedes Jahr ein klein bisschen mehr (und dazu noch ca. eine Million Menschen pro Jahr, die ihr Leben lang zur Stammzuschauerschaft des "alten" TVs gehört haben)
Wichtig ist, dass die ÖR diese Reise zusammen mit ihren Auftraggebern (wir, das Publikum) umsetzten. Ein erster Schritt wäre vollständige Transparenz über die Mittelverwendung. Nicht nur ein paar Zahlen hier und da, sondern runtergebrochen auf Sender, Sparten, Ziel/Altersgruppen, Art der Unterhaltung usw.
Nur dann kann eine fruchtbare Diskussion in der Gesellschaft gestartet werden.
09.12.2020 18:13 Uhr 8
Im Übrigen ist die KEF auch nicht objektiv, sondern sie arbeitet für ARD, ZDF und Deutschlandfunk, weil es natürlich ihre einzigen Kunden sind. RTL-Chef hat die Formel1 aus Kostengründen nicht gekauft, mit Sicherheit hätte ihm eine "unabhängige" Stelle bescheinigt, es sei das beste, die Formel1 zu behalten.
Auch die Kommissionen, die ARD und ZDF Feedback geben, sind leider nicht für Normalsterbliche zugänglich.
Buhrow ist einfach der falsche Mann. Man stelle sich vor, ein Manager unterhält ein acht Milliarden Konzern und ist unfähig zu sparen. Wäre morgen der 1. April, würde RTL aufgrund von Corona vors BGH ziehen und für unabhängige Werbezeiten klagen. 12 Minuten pro Stunde? Da sagen aber die privaten Beratungsfirmen, das sei nicht optimal fürs Programm.
Man sollte als ARD/ZDF anhand der Pandemie wirklich mal den Ball flach halten. Man merkt, dass die Vorsitzenden angesichts der Wortwahl (und von "Not") sprechen, sich selbst ins Abseits schießen und völliges Maß verloren haben.
09.12.2020 18:13 Uhr 9
09.12.2020 18:27 Uhr 10
Ohne ihn wird auch erstmal wieder pro Jahr mehr eingespart, da der Nachfolger nicht diese Summe erhalten würde.