Stab
Darsteller: Maxim Mehmet, Theresa Underberg, Felix Vörtler, Roland Jankowsky, Holger Stockhaus, Sophie PfennigstorfDrehbuch: Stefan Rogall
Schnitt: Sebastian Bonde
Kamera: Sebastian Bäumler
Regie: Marc Rensing
Szenenbild: Julian Augustin
Dafür sorgt in erster Linie sein illustres Figurenorchester: Henk (Maxim Mehmet) ist einfach immer gut drauf, auch wenn er gerade eine der meistgesuchten Frauen Norddeutschlands aus Schusseligkeit hat laufen lassen. Sein Chef Brockhorst (Felix Vörtler) dirigiert zwar gerne die Mitarbeiter vor sich her, ist aber ein Typ zum Pferdestehlen, wenn’s drauf ankommt. Der örtliche Bestatter (Holger Stockhaus) ist derweil der lebensfrohste Charakter – nicht nur wegen seines Hangs zum Cannabis, sondern auch dank des anstehenden Joint Ventures (Wortspiel der Woche!) mit der Frau, auf die er schon lange ein Auge geworfen hat. Und natürlich darf auch Apothekerin Insa Scherzinger (Theresa Underberg) nicht fehlen, um dem rustikalen Team auf dem platten Land wieder mit ihrer pharmazeutischen Expertise zur Hand zu gehen. Nur Kommissarin Süher Özlügül muss diese Folge aussetzen – wegen Sophie Dals Babypause.
- © ZDF/Willi Weber
Henk Cassens (Maxim Mehmet) stützt Kerstin Wittmar (Sophie Pfennigstorf) beim Laufen.
Was genau in „Gegenströmung“ passiert – die Handlung um die Frau, die kurz vorgibt, kein Gedächtnis mehr zu haben, und dann rasch weiter ihre Ökoterroristenpläne schmiedet – ist dabei gar nicht so wichtig. Denn kaum eine andere Reihe schafft es so clever und pfiffig, einen Haufen schräger Vögel miteinander harmonieren zu lassen und daraus ein wirklich gelungenes und schönes Format zu basteln.
Unter der Marke «Friesland» laufen keine Filme, bei denen der Zuschauer auf der Sofakante sitzt und sich am Knabberzeug festhält. Das hier ist Fernsehen, das die Seele wärmt. Dabei gelingt es dem Drehbuch auch in der neuen Folge, dass diese liebevolle Zeichnung der Figuren nie schmierig rüberkommt, oder dass beim Zuschauer die Wirkung entsteht, dieses Format wolle sich an sie ranschmeißen. Stattdessen sind die Charaktere mit einem hohen Maß an Individualität gezeichnet, ihr Witz entsteht nicht aus einem aufgesetzten Spiel, in dem sie sich mit immer klügeren Bonmots überböten oder in immer absonderlichere Situationen gerieten, sondern durch ihr natürliches, mit feiner Feder nur leicht überzeichnetes Zusammenspiel.
In «Friesland» gelingt, woran Fernsehen so oft scheitert: Die Geschichten mögen auch hier zweitrangig sein, aber die Figuren sind mit einer solchen Liebe und psychologischen Überzeugungskraft gestaltet, dass aus dem Problem ein Gewinn wird. Auch „Gegenströmung“ kann sich wieder ganz auf seine Charaktere verlassen – und es ist wieder einmal eine große Freude, ihnen zusehen zu dürfen.
Das ZDF zeigt «Friesland – Gegenströmung» am Samstag, den 19. Dezember um 20.15 Uhr.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
18.12.2020 13:37 Uhr 1
18.12.2020 16:49 Uhr 2
das hätte es früher nicht gegeben