Hintergrund

«Das Schweigen der Lämmer» – Das 30-jährige Jubiläum eines Filmklassikers

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Obwohl Hannibal nur eine Screentime von etwa 20 Minuten hatte, war er der Aufhänger des Films.

Das war schon eine besondere Begegnung als Anthony Hopkins am 15. Februar 1991 nach der Weltaufführung von «Das Schweigen der Lämmer» auf der Berlinale hinterm Vorhang auf die Bühne des Berliner Zoo-Palastes kam, um dem Publikum einen zusätzlichen Schreckmoment zu gönnen. Dr. Hannibal Lecter – live auf der Bühne! Da bekam man es schon ein bisschen mit der Angst zu tun, weil doch gerade erst den Abspann lief und man in Gedanken noch voll bei der Filmhandlung war. Jodie Foster war übrigens nicht anwesend, und Sir Anthony genoss es,die Zuschauer zwischen Filmfiktion und Realität zu erwischen.

Da konnte noch keiner ahnen, dass sowohl Foster als auch Hopkins ein Jahr später mit dem Oscar ausgezeichnet werden würden. Auch Regisseur Jonathan Demme (73) und Drehbuchautor Ted Tally gewannen in ihren jeweiligen Kategorien, und «Das Schweigen der Lämmer» selbst wurde als ‚Bester Film‘ geehrt. Dass ein Film in den fünf wichtigsten Kategorien das Rennen macht, passiert in Hollywood eher selten. Auch nach 30 Jahren hat dieser Thriller nach dem Bestselleroman von Thomas Harris nichts an seiner Faszination verloren. «Das Schweigen der Lämmer» gehört zu jenen Klassikern, die man sich wieder und wieder ansehen kann, und obwohl man den Ausgang weiß, wird man erneut völlig in den Bann der schaurigen Story über Psychopathen gezogen. Warum ist das so?

Wer bringt ‚Buffalo Bill‘ zur Strecke?
Schon seit einiger Zeit ist das FBI hinter einem Serienmörder her, der von der Presse ‚Buffalo Bill‘ getauft wurde, weil er jungen Frauen die Haut abzieht. Doch die Agenten tappen im Dunkeln und ihr Vorgesetzter Jack Crawford (Scott Glenn) bittet ausgerechnet FBI-Anwärterin Clarice Starling (Jodie Foster), Kontakt mit einem anderen Psychopathen aufzunehmen, der fähig ist, sich in den Kopf von Serienmördern hineinzuversetzen. Denn er war einst Psychiater, der versucht hatte, solche abtrünnigen Gestalten zu therapieren. Die Rede ist von Dr. Hannibal Lecter (Sir Anthony Hopkins), der nun in einem Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert ist, weil er äußerst intelligent, hinterhältig und blutrünstig ist. Tatsächlich ist aus ihm ein Kannibale geworden.

Als sich Sterling in die Höhle des Löwen wagt, durchschaut Dr. Lecter sofort ihre Absichten. Aber er findet Gefallen an der jungen Frau und füttert sie mit Informationen, die sie näher an den gesuchten ‚Buffalo Bill‘ bringen. Quid pro quo verlangt er im Gegenzug von ihr. Sie muss ihm dafür von ihrem Leben erzählen. Dr. Hannibal möchte in seiner Zelle beschäftigt sein und dringt zunehmen in Starlings Psyche und offenbart ihr, dass sie an einem Trauma leidet. Denn in ihrer Kindheit musste sie das Abschlachten schreiender Lämmer ertragen, weshalb sie hofft, endlich Ruhe zu finden, wenn sie ‚Buffalo Bill‘ zur Strecke gebracht hat. Derweil hat der Massenmörder bereits sein nächstes Opfer gefunden.

In den Abgrund der Perversion
Eine der wichtigsten Funktionen übernimmt in «Das Schweigen der Lämmer» die Musik von Howard Shore («Der Herr der Ringe»). Sein düsterer Score wirkt wie ein Sog in eine Parallelwelt, die den meisten von uns zum Glück unbekannt ist. Es ist die Welt der Abtrünnigen, der Psychopathen und Serienkiller, die jeglichen Skrupel und jegliche Moral verloren haben. Stellvertretend für den Zuschauer gerät die junge Clarice Starling in diesen Abgrund der Perversion. Eine der besten Szene ist daher, wenn sie das erste Mal Dr. Hannibal Lecter im Gefängnis besucht und zuerst an anderen Insassen vorbeigehen muss, die jegliche Menschlichkeit verloren haben.

Ein düsteres Gruselkabinett, vom Set-Designer ebenso genial umgesetzt wie die schauderhafte Bude des ‚Buffalo Bill‘. Am Ende dieses Korridors wartet Lecter – der Gefährlichste unter ihnen, weshalb er hinter Panzerglas gehalten wird. Allein bei seinem diabolischen Blick läuft einem der Schauer über den Rücken. Aber er entpuppt sich als kultivierter und kluger Mann, was wiederum Erstaunen auslöst. In seiner Widersprüchlichkeit übt er eine unglaubliche Faszination aus, und obwohl er eine Leinwandpräsenz von gerade mal 20 Minuten hat, dominiert Hannibal Lecter den ganzen Film.

Hannibal, the Cannibal
Seinen ersten Auftritt hatte er aber bereits 1986 in Michael Manns «Manhunter» mit Brian Cox («Red Eye») als eher harmlos wirkender Hannibal. Nein, es ist schon Anthony Hopkins, der dieser Figur den richtigen Schliff gab, weshalb er sie zweimal wiederholte in Ridley Scotts Fortsetzungsfilm «Hannibal» (2001) und in dem «Manhunter»-Remake und gleichzeitigem Prequel «Roter Drache» (2002). Natürlich erreichten auch diese beiden Filme bei weitem nicht die Qualität von «Das Schweigen der Lämmer», der mit seinen schaurigen Settings und seinem pessimistischen Grundton das Thriller-Genre neu definierte und andere Klassiker von Weltklasse wie David Finchers «Sieben» (1995) oder «American Psycho» (2000) von Mary Harron hervorgebracht hat.

Fazit: «Das Schweigen der Lämmer» noch immer zu den besten Thrillern aller Zeiten. Packend und grauenerregend inszeniert, folgt man den Spuren des Killers und entwickelt dabei vor allem für Dr. Lecter eine teuflische Faszination.

«Das Schweigen der Lämmer» kann Blu-Ray/DVD erworben oder gestreamt werden.

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