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Aber weil Kino momentan abgeschafft wurde, kriegen wir den Film ab sofort exklusiv bei Amazon Prime zu sehen. Mit «One Night in Miami» werden vier berühmte Afroamerikaner aus den Sechzigerjahren gehuldigt, die ihren Einfluss nutzten, damit das Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs vom 17. Mai 1954 zur Aufhebung der Rassentrennung in den USA konsequent umgesetzt werden würde. Muhammed Ali (1942-2016), Sam Cooke (1931-1964) Malcolm X (1925-1965) und Jim Brown (84) trafen sich in der Nacht zum 25. Februar 1964 in einem Motel, um zu diskutieren, welche Rollen sie im Kampf um die Gleichberechtigung in ihrem Land einnehmen sollten. Tatsächlich waren die vier Superstars miteinander befreundet, aber so wie in dem Theaterstück und Film geschildert, hat es ein solches Treffen jedoch nicht gegeben.
Cassius Clay wird zu Mohammed Ali
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Brown erinnert sich, wie er erst kürzlich seinem Nachbarn (Beau Bridges) in seiner Heimatstadt in Georgia seine Hilfe beim Möbelverschieben anbot und wie selbstverständlich zu hören bekam, dass Schwarze doch nicht in das Haus eines Weißen eintreten dürften. Cooke hingegen wird von den anderen kritisiert, dass er seine Songs oft ausschließlich vor weißen Gästen in vornehmen Nachtclubs schmettert. Es ist vor allem Malcolm X, der Anführer der ‚Nation of Islam‘, der die anderen drei immer wieder ermahnt, sich aktiv für die große Sache einzusetzen. Es wird diskutiert und gestritten. Clay ist ein besonders aufmerksamer Zuhörer und bekennt sich kurz darauf ebenfalls zur ‚Nation of Islam‘ und wird sich fortan nur noch Muhammed Ali nennen.
Die filmische Umsetzung eines Theaterstücks
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Der Film lebt vor allem von den lebendigen Dialogen, die die Dringlichkeit zum Tragen bringen, und den vier grandios spielenden Darstellern Eli Goree («Zeit für Legenden»), Leslie Odom Jr. («Mord im Orient-Express»), Aldis Hodge («Der Unsichtbare») und Kingsley Ben-Adir («Noelle»), die alle noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Dass die Kulisse eines Zimmers nicht besonders spektakulär ist und damit hin und wieder schon mal der Eindruck eines abgefilmten Theaterstückes entsteht, ist wenig störend. Denn hier geht es um ganz essentielle Fragen. Zwar konnte in den letzten 45 Jahren einiges bewegt werden, aber latenter Rassismus beherrscht bis heute nicht nur die USA, sondern die ganze Welt.
Fazit: Der Film spielt fast nur in einem Motel und bietet damit nur wenig Schauwerte. Doch die Gespräche sind so emotional und elementar, dass man bis zum Schluss gebannt zuhört.
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