Interview

Natalie Scharf: „Ich war anfangs gar nicht so begeistert“

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Im Quotenmeter-Interview verrät die «Frühling»-Schöpferin Natalie Scharf ihr Erfolgsrezept, spricht über ihr Verhältnis zu Simone Thomalla und wie lange es mit der Filmreihe noch weitergehen soll.

Natalie Scharf, herzlichen Glückwunsch zu zehn Jahren Frühling! Der Erfolg scheint ungebrochen! Wie lange können Sie sich vorstellen, das Niveau halten zu können?
Vielen lieben Dank für die Glückwünsche. Ja, wir sind alle sehr stolz darauf, dass wir die "10" bei unserem Format erreicht haben. Das Niveau werden wir bis zum Schluss halten. Sollten wir irgendwann merken, dass dies nicht mehr möglich ist, dann würde diese wundervolle Frühlingsreise zu Ende gehen. Aber das liegt noch in weiter Ferne.

Sie arbeiten nun auch schon seit zehn Jahren mit Simone Thomalla zusammen? Verbindet Sie beide mittlerweile auch eine private Freundschaft?
Simone Thomalla und mich verbindet natürlich eine enge Freundschaft. Wenn man zehn Jahre lang derartig eng zusammenarbeitet, dann will man sogar noch einen Schritt weitergehen, es ist Familie. Schließlich verbindet einen auch die Hauptfigur Katja. Als Autorin und Produzentin hauche ich ihr das Leben ein, Simone Thomalla lebt die Figur dann. Würde man sich nicht so gut verstehen und eine gemeinsame Vision haben, dann wäre es schon lange zu Ende gewesen.

Ab wann ist für Sie ein «Frühling»-Film ein Erfolg? Muss er über fünf Millionen Zuschauer erreichen? Oder reichen auch gute vier Millionen? Oder liegt der Erfolg ganz woanders?
Da wir seit zehn Jahren konstant bei über 5 Millionen Zuschauern liegen, würde ich mir natürlich darüber Gedanken machen, wenn ein Film richtig abrutschen würde, man also sehen könnte, dass die Zuschauer im Minutenverlauf abschalten. Das ist zum Glück noch nie passiert. Auf der anderen Seite möchte ich ein Beispiel nennen, denn jeder weiß, dass die Quote auch vom Gegenprogramm beeinflusst werden kann. Am 22. Dezember 2019 lief unser «Frühling: Weihnachts-Wunder» gegen den Münsteraner «Tatort Väterchen Frost». Das ist - gebe ich zu - immer schwer, wir schafften trotzdem solide 4 Millionen. Jetzt am 23. Dezember 2020 wurde unser Frühlings-Special nochmals wiederholt und war mit 4,75 Millionen und 14,6 Marktanteil erfolgreicher als die Erstausstrahlung. Das Thema Mediathek, wo der Film mit weit über einer Million Aufrufe auch ganz vorne dabei war, kommt noch hinzu. Daher war der Film keine persönliche Enttäuschung, obgleich er beim ersten Mal nicht die "5" schaffte, es gab für mich plausible Erklärungen. Außerdem mochte ich das Buch sehr. Da habe ich als Autorin natürlich auch meine Favoriten.

Das ZDF und jüngere Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren finden nicht immer zusammen, vor allem nicht am Sonntagabend. Die «Frühling»-Reihe liefert dort hingegen konstant ab. Was ist Ihr Geheimnis?
Ein Geheimnis oder Rezept gibt es nicht. Ich denke, ein Teil des Erfolgs könnte daran liegen, dass wir wirklich alle sehr viel Freude an dem Format haben und viele aus dem Team schon von Tag eins an dabei waren. Das liefert eine Konstante, die die Basis von allem ist. Dass wir bei den 14 bis 49-Jährigen so punkten, könnte daran liegen, dass ich privat ein wahrer Serienjunkie bin. Ich glaube, das hält auch im Kopf jung und ist wichtig, dass man Serien realisiert, die man sich selbst auch ansehen würde.

Über die Jahre hat sich die Schlagzahl der Filme kontinuierlich gesteigert. Produzieren Sie mittlerweile am Limit oder kann da durchaus noch mehr kommen?
Wir produzieren aktuell fünf Filme im Jahr. Das ist zu dem jetzigen Zeitpunkt super!

Ihre Karriere konzentriert sich hauptsächlich auf das Fernsehen. Kino-Filme sind eine Ausnahme in Ihrer Vita. Warum?
Wie ich schon erzählte, bin ich auch privat Serienjunkie. Kinoqualität auf Serien zu übertragen und ein breites Publikum zu begeistern, das treibt mich an. Ich schließe aber nicht aus, dass ich irgendwann vielleicht auch noch einen Kinofilm realisiere. Das Seriengeschäft bzw. horizontale Erzählen benötigt aber viel Zeit und daher konzentriere ich mich auf dieses Feld.

Vor Ihrer Fernsehkarriere versuchten Sie sich am Schreiben von Büchern. Warum haben Sie damit aufgehört? „Bittere Blätter“ war schließlich als Jugendbuch für den Jugendliteraturpreis nominiert.
Vielleicht schreibe ich irgendwann auch wieder einen Roman. Aber ich habe eine eigene Produktionsfirma mit Beschäftigten und sehe mich da natürlich auch in der Verantwortung als Arbeitgeber. Außerdem macht mir die Doppelfunktion als Produzent und Autor große Freude. Warum sollte ich das jetzt ändern?

Wie kamen Sie vor zehn Jahren eigentlich zur Idee für «Frühling» und die Rolle der Katja Baumann?
Vor elf Jahren erzählte ich Nico Hofmann von der Idee. Ich war anfangs gar nicht so begeistert, aber er bombardierte mich mit Anrufen. Heute bin ich natürlich sehr froh darüber. Bis Folge 14 produzierte die UFA, ab Folge 15 wurden das Format und die Produktion von meiner eigenen Firma Seven Dogs Film übernommen.

Wäre eine Dorfhelferin gerade in Corona-Zeiten nicht besonders wichtig? Warum gibt es das als feste Stelle in unserer Gesellschaft nicht?
Es gibt Dorfhelferinnen, die wirklich einen guten Job machen und in ländlicher Gegend auch bekannt sind. Ich habe mit einigen gesprochen und recherchiert.

Worauf darf sich das Publikum in den neuen Filmen wie beispielsweise «Mit Regenschirmen fliegen» freuen? Wird Corona oder dessen Auswirkung ein Thema sein?
Corona wird kein Thema sein, aber hier und da erwähnen wir es im Dialog, weil wir mit der Zeit gehen. Menschen mit Masken in den Geschichten jetzt herumspazieren zu lassen, halte ich persönlich zurzeit für falsch. Die sieht man draußen auf der Straße genug. Außerdem will man Filme produzieren, die in ein paar Jahren noch wiederholt werden können und bei denen man nicht automatisch denkt, dass sie aus der Zeit der Pandemie stammen. Wir stehen für Ablenkung, Spannung und Freude im Wohnzimmer.

Fünf Filme während einer Pandemie mit strengen Auflagen zu drehen, war bestimmt nicht einfach. Was war die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war, finanziell zu überleben. Das wurde geschafft, und ich bedanke mich dafür bei Simone Thomalla, dem ZDF und einem wundervollen Team, das immer konstruktiv war!

Der neueste Film der «Frühling»-Reihe «Mit Regenschirmen fliegen» läuft am 31. Januar ab 20:15 Uhr im ZDF. Bereits ab heute (10:00 Uhr) steht der Spielfilm in der ZDF-Mediathek zum Abruf bereit.

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