Die Kritiker

«Tatort - Tödliche Flut»

von

Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz landen in der neuen Folge des «Tatorts» auf Norderney. Dort müssen sie sich dann eineinhalb Stunden lang dumm stellen.

Stab

Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Franziska Weisz, Franziska Hartmann, Oliver Bröcker, Katharina Behrens, Veit Stübner
Kamera: Carol Burandt von Kameke
Drehbuch: David Sandreuter, Arne Nolting und Jan Martin Scharf
Regie: Lars Henning
Manche Leute finden, dass Todesangst auch etwas Befreiendes haben kann. Diese Leute haben meistens einen an der Murmel und ziehen ihr Umfeld konsequent ins Verderben. So wie die Investigativjournalistin Imke Leopold (Franziska Hartmann) zum Beispiel, die nach ihrer neuesten Geschichte über Kindersoldaten im Kongo und ihrem letzten Nervenzusammenbruch ein bisschen zur Ruhe kommen möchte und sich deshalb im uralten Landhaus ihrer Oma auf Norderney verkrochen hat. Blöd, dass auch da ein Übeltäter lauert, weil Imke nicht mit dem Recherchieren aufhören will: Diesmal hat sie es auf dubiose Investmentfonds aus Luxemburg abgesehen, die auf den friesischen Inseln das große Geschäft wittern und die eingefleischten Norderneyer langsam heimatlos machen.

Eines Abends sitzt sie dann bei ihrer alten Liebschaft Falke von der Bundespolizei (Wotan Wilke Möhring) im Auto und erzählt, sie werde bedroht. Als sie ihn eine Nacht später panisch anruft, weil jemand in ihr Haus eingebrochen sei, eilt er stracks zu ihr und bringt auch prompt seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) mit – was sich als eine weitsichtige Idee herausstellt. Denn am nächsten Morgen stolpern sie über eine Leiche: Ein Immobilienanwalt liegt erschlagen in seinem Anwesen.

Mit ihrem tiefen Wissen über die merkwürdigen Immobiliengeschäfte wird Falkes alte Reporterfreundin bald zu einem inoffiziellen dritten Mitglied des Ermittlergespanns, was nicht nur Julia Grosz mit zunehmender Skepsis beäugt. Denn Imkes Monologe über düstere Hintermänner, undurchsichtige ausländische Holding-Komplexe, böswillige Motive und weitverzweige Verschwörungen werden immer getriebener und obsessiver. Auch Falke wird langsam klar: Imke hat Maß und Ziel bei ihren Recherchen schon lange verloren – und doch kampieren die beiden Kommissare der Bundespolizei gerne in ihrem hübschen Landhaus und lassen sich beim gemeinsamen Abendessen das Inselleben erklären, wie Imke es schildert.

Allzu spannend wird diese Geschichte indes leider nicht, weil Imke nicht nur wegen ihrer Dreadlocks und ihrer alten Gefühle für Falke ein bisschen seltsam anmutet. Von Anfang an sollen die Zuschauer bereits einordnen können: Diese Frau ist nicht ganz koscher. Und trotzdem folgen ihr Falke und Julia Grosz, die es mit ihrem guten Spürsinn eigentlich besser wissen sollten, auf ihrem Rundumschlag gegen die Kapitalistenschweine: Der Bürgermeister, ein Stadtrat, der auffallend häufig nach China jettet, eine alte Frau, die die Insel liebt und gleichzeitig viel Gewinn mit ihr erwirtschaftet, Handwerkerfamilien, die den großen Reibach machen könnten, und abgesperrtes Dünengelände, auf dem gerade für den bald zu errichtenden Ferienwohnungskomplex Maß genommen wird. Nicht nur die Bundespolizisten wirken da manchmal etwas gelangweilt – vor allem, weil sie die einfache Lösung dieses Falls eigentlich unter ihrer Nase haben.

Das Erste zeigt «Tatort – Tödliche Flut» am Sonntag, den 24. Januar um 20.15 Uhr.

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