Als Paramount die Verfilmungsrechte für den Roman «Der Pate» von Mario Puzo für läppische 12.500 Dollar erwarb, sah es zunächst so aus als hätten sie sich damit einen Stinker zugezogen. Renommierte Regisseure wie Sergio Leone («Es war einmal in Amerika»), Peter Yates («Bullitt») oder Costa-Gavras («Z») lehnten ab, und auch der junge Francis Ford Coppola schien zunächst desinteressiert zu sein. Erst als ihm gewährt wurde, statt eines in den Siebzigern spielenden Krimis ein Epos, das sich über das ganze 20. Jahrhundert erstreckt, daraus zu machen, willigte er ein. Der Rest ist Filmgeschichte.
«Der Pate» füllte 1972 die Kinokassen, war der große Sieger bei den Oscars 1973 und Coppola bekam sofort den Startschuss für eine Fortsetzung, die noch überwältigender war und 1975 sahnte mit sechs Oscars doppelt so viele Trophäen ab wie der erste Teil. Damit sollte das Thema für Coppola aber auch abgeschlossen sein. Er widmete sich anderen Stoffen, ging dabei große Risiken («Apocalypse Now») und musste so machen Flop («Einer mit Herz») hinnehmen. Finanzielle Nöte sorgten sich dafür, dass er sich noch einmal mit Mario Puzo hinsetzte, um ein Drehbuch für «Der Pate III» auszuarbeiten.
Wer alles gewinnen will, hat am Ende nichts
Im Mittelpunkt steht ein weiteres Mal Don Michael Corleone (Al Pacino), der mit illegalen Geschäften ein Imperium aufgebaut hat und seine Position in der Mafia verfestigen konnte. Doch nun ist er gereift, älter geworden und will aus dem organisierten Verbrechen aussteigen. Michael hofft auf Absolution, wenn er einen dubiosen Deal mit der Vatikanbank eingeht. Die anderen Mafia-Bosse reagieren mit Argwohn und wollen an dem Geschäft beteiligt werden. Michael kann sie mit Millionensummen besänftigen.
Nur Joey Zasa (Joe Mantegna) ist unzufrieden und richtet ein Massaker an, das Michael jedoch überlebt. Sein Neffe Vincent (Andy Garcia) übt daraufhin Rache und erschießt Zasa auf offener Straße. Viel gefährlicher sind jedoch die Hintermänner, die eine Intrige geschmiedet haben, um die Corleones endgültig zu vernichten. Dazu gehört auch Michaels väterlicher Freund Don Altobello (Eli Wallach), und auch in der Katholischen Kirche erwachen dunkle Mächte. Michael bleibt nichts anderes übrig, als sich zu wehren und alle Gegner auf einen Schlag auszulöschen. Den größten Verlust erleidet er dabei aber selbst.
Was bleibt ist Schuld und Sünde
Seine europäische Premiere feierte «Der Pate III» am 21. Februar 1991 auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin und wurde zunächst mit zwiespältigen Gefühlen aufgenommen, gewiss auch aus dem Vorwurfe heraus, Coppola habe den Film nur des Geldes wegen gemacht. Tatsächlich war die Regie-Ikone zum damaligen Zeitpunkt bankrott, aber daraus abzuleiten, dann könne daraus nur ein mittelmäßiger bis schlechten Film werden, ist nicht nur ungerecht, sondern auch schlichtweg falsch.
Coppola und der 1999 verstorbene Mario Puzo hatten im Vorfeld große Ambitionen, die Geschichte um Michael Corleone zum Abschluss zu bringen - aber nicht als simple Fortsetzung, sondern als überbaumäßiger Epilog, um auch nochmals klarzustellen, dass es Coppola nie um die Idealisierung der Mafia ging, sondern um eine Familie, die ihren Wohlstand im Schatten des Verbrechens niemals genießen kann, sondern immer wieder Opfer bringen muss und in ewiger Schuld und Sünde leben. Darum ging es Coppola und Puzo in ihrem Epilog, weshalb sie den Titel «Der Pate III» ablehnten, weil er zu sehr suggerierte, dass es auch noch einen vierten, fünften und sechsten Teil geben könnte.
Eine neue Schnittfassung
Aber genau darum ging es dem Filmstudio Paramount, auch wenn es dazu nie gekommen ist. Insofern ließ man Coppola nach 30 Jahren freie Hand für eine neue Schnittfassung, die nun unter dem ursprünglich gewollten Titel «Der Tod des Michael Corleone» zur Veröffentlichung (VoD bei Videoload, Blu Ray, DVD) gekommen ist. Sie beginnt mit einem neuen Anfang, der das Publikum viel schneller in die Story einführt und sofort klarmacht, in welchem Schmutz sich der Vatikan suhlt. Weitere Szenen sind umstrukturiert worden und auch das Ende wurde abgeändert.
Ansonsten ist «Der Pate III, Epilog – Der Tod des Michael Corleone» weitgehend der gleiche Film geblieben, in dem sich eine zermürbende Untergangsstimmung aufbaut und sich von einem großartigen Schauspielensemble nährt. Al Pacino interpretiert seine Rolle nochmals anders als in «Der Pate» und «Der Pate II». Aus dem anfänglich unbescholtenen Sonnyboy zum skrupellosen Gangster bleibt im 3. Teil ein gebrochener Mann übrig. Diane Keaton («Der Stadtneurotiker») als Michaels einstige große Liebe Kay, die inzwischen von ihm geschieden ist, ist ebenso dabei wie Thalia Shire («Rocky») als Michaels Schwester Connie. Robert Duvall («Apocalypse Now») hingegen lehnte es ab, nochmals die Rolle des vertrauten Anwalts Tom Hagen zu übernehmen. Stattdessen wurde mit George Hamilton eine neue Anwaltsfigur eingeführt. Ursprünglich sollte Winona Ryder die Rolle von Michaels Tochter Mary Corleone spielen. Als das nicht zustande kam, überredete Coppola seine eigene Tochter Sofia als Ersatz einzuspringen. Heute ist Sofia Coppola («Lost in Translation») selbst eine große Regisseurin, aber einen vierten Teil von «Der Pate» würde auch ihr nie im Traum einfallen.
Fazit: «Der Pate III» gilt als der schwächste Teil der Gangster-Trilogie. Dennoch ist er ein würdiger Abschluss und ebenso spannend und tragisch wie seine beiden Vorgänger.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel