Staffel sechs, Folge eins: Auch «Kitchen Impossible» ist von Corona betroffen: Diesmal schicken sich jeweils zwei Köche - immer Tim Mälzer plus ein Kollege - also nicht um die Welt, sondern in verschiedene Geschmacksregionen Deutschlands. Für Bayern und Franken war der Auftakt ein überaus sehenswerter.
Und für Neueinsteiger in dieses überaus erfolgreiche VOX-Format hat´s Mälzer leicht gemacht, indem er zu Beginn schnoddrig-lispelnd die einfache Idee erklärte: Zwei Spitzenköche suchen für den jeweils anderen angesehene Locations aus, wo sie eine Box erhalten mit einem Gericht. Das müssen sie analysieren, vor Ort nachkochen – und Stammgäste bewerten es. Klingt einfach, ist es aber nicht.
„Rezepte zum Nachkochen" könnte die Sendung natürlich auch heißen. Oder „Spitzenköche stellen außergewöhnliche Speisen vor und machen dabei blöde Sprüche". Für Vegetarier war das diesen Sonntag sicher eher nichts. Denn Langhaar-Pferdeschwanz- und Mega-Bart-Träger Ludwig „Lucki" Maurer aus Rattenberg in Niederbayern, Food-Stylist, ein Bio-Bauer, der Wagyu-Rinder auf ökologischer Basis züchtet, duellierte sich mit dem Fernsehkoch. Ein „Wolpertinger aus dem Bayerischen Wald", „Deutschlands Fleischpapst“ und „einfach ein guter Junge" (Mälzer).
Mälzer besuchte den STOI, Maurers zum PopUp Restaurant mit Kochschule und Wagyumanufaktur umgebautes Bauernhaus. Freundschaftlich vor dem Start der Challenge – um dann festzustellen: Seine erste Box ist leer. Die Aufgabe: Das am Abend zuvor Verspeiste zu analysieren. Erster Protest: „Ich koch´ doch nicht Dein Fressen!"
Das gekünstelte Angiften und Beleidigen ist wichtiger Bestandteil. Was sich liebt, das neckt sich. Und sorgt für gute Quoten. Joko und Klaas mögen sich ja auch. Und Mälzer mochte dieses Arme-Leute- Essen mit Böhmischen Knödeln. „Wagyu hoch 3" heißt es. „Teigklumpen" sind´s für Mälzer. Nach 45 Minuten reiner Sendezeit hat er gekocht und kommen die mutmaßlich von Frank Rosin bestellten Testesser. „Da war viel Scheiße dabei!", vermutet er selbst. Das Ergebnis lässt sich sehen und ließ sich scheinbar schmecken.
Dann reist der Kontrahent: Nach Glückstadt in Schleswig-Holstein. „Der Kleine Heinrich“ am Markt. Es geht um ein Fischgericht - an sich easy, oder? „Sollte ich hinkriegen", sagt Ludwig Maurer, der auch gleich den Aal erkennt. Labskaus, ein klassisches Seefahrerding. Ganz so leicht war´s dann doch nicht, zudem weit weniger launig als die Essenszubereitung zuvor. Nach einer Stunde und 15 Minuten reiner Sendezeit neigte man vor dem TV-Gerät eher zum Aus- oder Umschalten.
Maurers Mehlklöße sind ohne Salz und Geschmack. Die Jury nimmt ihn und sein Gericht an sich auseinander. „Die essen das ja da auch schon seit 40 Jahren..." Trotzdem gibt´s die bessere Bewertung mit einem Punkt mehr. Einspieler von Melzer: „Wenn die Kitchen an ist – keine Freundschaft!" „Viel Spaß beim Versagen!" „Man mag sich, man schätzt sich – aber man drückt sich gegenseitig eine rein." Es ist halt ein Duell. Und das hat nun erst Halbzeit.
Nächste Station: Der „Heinersreuther Hof“ in Ködnitz zwischen Kulmbach und Bayreuth. Ein privates Gelände, auf dem immer mal wieder gekocht wird. Tim Mälzers Aufgabe sieht aus wie ein kleines, überteuertes Dessert. „Was soll das Gelump denn jetzt hier?" Es ist.... Zwetschgenbames, typisch für Oberfranken. Mit Tafelspitz. Als Gastgeber: Spitzenkoch Heiko Antoniewicz, mit dem Mälzer erst am Tag zuvor telefoniert hatte. Nette Worte unter Freunden zur Begrüßung: „Du alter Kackvogel, Du elender!" Dann wird nachgekocht: „Die Soße ist Gott!" 5,2 als Schnitt der Testesser sind dennoch enttäuschend. Und das nach einer Stunde und 45 Minuten reiner Sendezeit, ganz schön viel. Es ist Sonntagabend, es geht auf 23 Uhr zu. Und die Augen werden müde, weil halt auch der Geruchssinn nicht animiert wird.
Finales Kochen: Landei Maurer muss in die Großstadt. Ins „Sonamu“ in Frankfurt am Main, ein koreanisches Feinschmecker-Restaurant. Es gibt asiatisches Omelett, Reis. Und was dazu? „Holla. die Waldfee, sauscharf", ist der Gemüsesalat. „Highway to Kitchen-Hell!" Kleine Küche, große Anstrengungen beim Kochen von Lotuswurzeln: Die Stäbchenesser vermissen zwar die koreanische Note, geben aber 5,5 Punkte. Sieg für den Außenseiter.
Zwei Stunden und 50 Minuten reine Sendezeit: Das ist natürlich heftig viel. Pro Koch nur eine Speise und auf eineinhalb Stunden gestrafft: Dann wäre weniger mehr. Aber Mälzer geht halt immer und füllt irgendwie auch lange Strecken. So richtig langweilig ist «Kitchen Impossible» nie. Aber manchmal dann doch streckenweise zäh wie nicht auf der Garpunkt gebrachtes Fleisch.
Bei den 14- bis 49-Jährigen holte «Kitchen Impossible» am Valentinstag Platz vier mit 1,08 Millionen Zuschauern, das bedeutete 13,3 Prozent der Zuseher. Kommenden Sonntag battlet sich Tim Mälzer mit Daniel Gottschlich vom 2 Sterne-Restaurant „Ox & Klee“ in Köln. Der Gastgeber der Sendung muss dabei im „Büyük Harran Doy Doy“ in Köln und im „Cordo“ in Berlin kochen, Gottschlich im „Residenz Heinz Winkler“ in Aschau am Chiemgau und in einer Privatküche in Blankenburg. Auf TVNow kann man die zweite Folge bereits jetzt streamen. Die erste ohnehin, wer am Sonntagabend lieber eher zu Bette ging.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel