George und Kellyanne Conway sind keine „schrecklich nette Familie“. Mutter Kellyanne, Gründerin des Marktforschungsunternehmens „The Polling Company“ war zwischen Juli 2016 und August 2020 Beraterin von US-Präsident Donald Trump. Noch im Dezember berief Trump sie zu einem Aufsichtsratsmitglied der United States Air Force Academy. Conway war auch die Frau, die in der US-Sendung «Meet the Press» die Bezeichnung „Alternative Fakten“ einführte. Conway ist mit dem Anwalt George T. Conway III verheiratet, der ein großer Kritiker von Donald Trump ist.
Eine ihrer vier Kinder, Claudia, ist inzwischen durch ihre Eltern zum TikTok-Star geworden. Das amerikanische Fachblatt ‚Variety‘ lud sie zu den «American Idol»-Castings ein. Der Autor geht mit der Produktion scharf ins Gericht: „Eine Serie, deren langjährige Mission es war, gewöhnliche Menschen zu Berühmtheiten zu machen, versucht nun, eine Berühmtheit in eine gewöhnliche Person zu verwandeln und sich auf dem Weg dorthin etwas von ihrer Fähigkeit auszuleihen, Gespräche zu entfachen.“
Am Sonntag startete die 19. Staffel beim TV-Sender ABC. Jurorin Katy Perry fragt die 16-jährige Claudia, ob es ihr denn gut ginge. Die Kandidatin verneinte, machte aber einen Scherz. „Vielleicht ist das alles; vielleicht leidet Claudia einfach nur unter der elterlichen Autorität in all den bekannten Formen. Aber hier ist etwas Unheimlicheres am Werk, einschließlich Conways geübter Selbstverteidigung vor der Jury: ‚Ich will nur Liebe verbreiten, und ich liebe einen Kompromiss. Und ich stimme zu, mit meiner Mutter und meinem Vater nicht überein zu sein.‘"
„Zugegeben, das alles wurde im letzten Herbst aufgezeichnet, bevor die größten Familienstreitigkeiten Anfang des Jahres das Internet erreichten.“, so der Autor Daniel D’Addario. „Aber das erste, was sich an dieser Sache falsch anfühlt, ist das Ausmaß, in dem ein Kind im Zentrum eines Streits, der in die Öffentlichkeit getragen wurde, gebeten wird, den Ruf zweier Erwachsener zu waschen, die es besser wissen sollten.“ Ihre Mutter wird dann dazu geschalten, die ihr keinen besonders erfreulichen Rat gibt: „Du solltest nervös sein, Schatz, es ist eine sehr demütigende Erfahrung", beginnt sie, bevor sie erklärt, dass "Gewinner Menschen sind, die bereit sind, zu verlieren."
Der Autor von ‚Variety‘ frag sich, warum die Conways dann so bemüht nett zueinander seien, wenn die Kameras an sind. „Die Verleugnung des Konflikts wird zu einer neuen Art von Konflikt - und stößt mit der Kraft der staatlichen Medien auf das, was wir gelesen haben. In diesem Fall scheint es weniger eine Befürwortung von Kellyanne Conways Agenda zu sein als eine Befürwortung des Konzepts, die Geschichte nicht zu früh aufzublasen; wenn Claudia weitermachen würde, könnten die Produzenten den Faden ihrer Familiensaga noch wochen- oder monatelang ausspielen“, ist sich Daniel D’Addario sicher.
„Was ABC hier getan hat, ist falsch und sollte ein tiefes Nachdenken seitens der Produzenten und der Führungskräfte nach sich ziehen. Ich vermute allerdings, dass dies nur dann der Fall sein wird, wenn die Einschaltquoten nicht gut sind, denn dann werden die junge Claudia und ihre Leidensgeschichte schnell überflüssig“, mahnt der Autor.
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