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Doch Regisseur Paul Greengrass («Jason Bourne») war von ihrer Performance als wuterfüllte Benni in «Systemsprenger» dermaßen angetan, dass er gar nicht nach der geeigneten Darstellerin für seinen Film weitersuchen musste. Dass er aufs richtige ‚Pferd‘ gesetzt hat, beweisen nun auch die drei Nominierungen für Helena Zengel, die in den letzten Tagen bekannt gegeben wurden. Der Jungstar darf sich Hoffnungen für den Satelite Award, den Screen Actors Guild Award und den Golden Globe machen. Da würde es nicht wundern, wenn auch die Academay of Motion Picture Arts and Sciences demnächst bekannt geben könnte, dass man sie auch für den Oscar nominiert ist. Wie dem auch sei, allein eine Nominierung für diese Preise ist eine große Anerkennung aus den USA für ein kleines deutsches Mädchen.
Eine gefährliche Reise durch die Prärie
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Es stellt sich heraus, dass Cicada mit richtigen Namen Johanna Leonberger heißt und nach dem Tod ihrer deutschen Einwanderereltern von den Kiowa aufgezogen wurde. Nun wurde auch ihre Ersatzfamilie ausgelöscht und Captain Kidd soll sie im Auftrag der Regierung zu ihren nächsten Verwandten bringen soll. Widerwillig nimmt er die Aufgabe an, doch vor ihnen liegen 400 Meilen. Ein Weg voller Gefahren, auf dem sich der Mann und das Mädchen langsam anfreunden. Als schließlich Menschenhändler ihren Weg kreuzen, muss Captain Kidd noch einmal sein militärisches Wissen aktivieren, um sich noch einmal einen Kampf auf Leben und Tod auszusetzen.
Auf in eine neue Welt
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Ein Land, das Menschen angezogen hat, die emigriert sind und ein neues Leben aufbauen wollten, aber auch ein Land, dass seine Ureinwohner niedergeknüppelt hat und in Reservate einpferchen will. Solche Bilder laufen bei Greengrass nebenbei ab, wenn seine beiden Protagonisten ihre beschwerliche Reise von einem Punkt zum nächsten fortsetzen. Ein schmutziger Western, der nicht von ungefähr an die heutige Spaltung der USA erinnert.
Gleichzeitig fallen dabei gerade seine beiden Protagonisten aus diesem Bild heraus. Zwei Außenseiter, die erlebt haben, wie hart das Leben wirklich sein kann und sich gerade deshalb nicht polarisieren lassen. Wenn Captain Kidd aus der Zeitung vorliest, verkündet er die Wahrheit und öffnet gebrochenen Menschen den Blick auf das Ganze. Zugleich schenkt er ihnen Zuversicht, dass nur der Zusammenhalt eine Zukunft garantieren kann. Das gilt auch für ihn in seinem Verhältnis zu dem ihm anvertrauten Mädchen. Auch sie müssen einen gemeinsamen Kontext finden, eine Annäherung, und je weiter dieser Prozess vorn schreitet, umso berührter ist man als Zuschauender. Ein kluger und zugleich gefühlvoller Western.
Ein Verlust fürs Kino
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Fazit: Ein tiefgründiger Western mit Parallelen zur Gegenwart und zwei Hauptdarstellern, die man auf Anhieb ins Herz schließt.
«Neues aus der Welt» ist bei Netflix zu sehen.
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