Interview

«Unter Uns»-Doppelinterview: ‚Es ist viel spannender eine bekannte Figur mit einem neuen Thema zu konfrontieren‘

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Ab dem 9. März beginnt bei «Unter Uns» die Eventwoche „Im Visier der Vergangenheit“. Quotenmeter sprach mit den beiden UFA-Serial-Drama-Produzentinnen Mara Heindi (Senior Producerin) und Katrin Esser (Creative Producerin) über die anstehenden Episoden, was die Stärke von «Unter Uns» ausmacht und wie man die Geschichten am Leben erhält.

In der Eventwoche holt einige Bewohner der Schillerallee wie beispielsweise Ute Kiefer die Vergangenheit ein. Nun gehört gerade Ute Kiefer schon seit 1995 zur Sendung. Ist es nicht quasi unmöglich eine neue Geschichte über den Charakter zu erzählen, ohne Fehler einzubauen?
Katrin Esser: Es gibt keine Fehler im Erzählen einer Figur. Die Biografie von Ute Kiefer steht fest, aber sie entwickelt sich auch weiter. Es spielt keine Rolle, ob sie früher mal grün mochte und jetzt auf gelb steht. Ute hat in den letzten 25 Jahren sehr viel erlebt, sie ist an ihren Herausforderungen gewachsen und reifer geworden. So wie jeder echte Mensch hat auch Ute das Recht, ihre Meinung über Dinge zu ändern. Heute tritt sie mit einem Selbstbewusstsein auf, das sie früher nicht hatte und das ist ihre Entwicklung, kein Fehler.

Mehr als 6500 Episoden sind mittlerweile ausgestrahlt worden, die Sendung läuft seit 1994. Kommt man sich nicht manchmal so vor als hätte man schon jede Geschichte doppelt und dreifach erzählt?
Mara Heindi: Nein, gar nicht. Das Leben schreibt die Geschichten. Dann wäre das wahre Leben ja auch langweilig. Geburt, Pubertät, Liebe, Lust & Leidenschaft, Scheidung, Drama, Intrigen, und vier Hochzeiten und ein Todesfall, alles vor der Haustüre.
Esser: 100 Menschen, die sich beispielsweise in ihren besten Freund/Freundin verlieben, würden auf 100 verschiedene Weisen damit umgehen. Und so ist es in unserer Serie auch. Die Art wie eine Figur mit einem Thema umgeht, macht die Geschichte spannend, nicht das Thema an sich.

Was sind einfache Tricks die Handlung am Laufen zu halten? Gibt es da noch andere Techniken als neue Charaktere einzuführen?
Heindi: Ich würde da weniger von Tricks, als von dem Vermögen guter Autor:innen sprechen – und die haben wir. Jede Szene muss die Handlung vorantreiben und Spannung erzeugen.
Esser: Uns macht es Spaß, unsere Figuren in immer neue Situationen zu werfen. Wir lassen sie Dinge erleben, ob gut oder schlecht, und schauen, wie sie damit umgehen. Es ist viel spannender eine bekannte Figur mit einem neuen Thema zu konfrontieren, als eine neue Figur einzuführen.

Aus Quotensicht läuft «Unter uns» den Vorabend-Dailys «Alles was zählt» und «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» in der Zielgruppe zum Teil deutlich hinterher. Woran liegt das? Ist das Publikum einfach ‚zu alt‘ geworden?
Heindi: Unsere Serie steht für ‚Familie, Freundschaft, Nachbarschaft‘ und unser Publikum ist mit uns groß geworden. Wir wachsen stetig an unseren Erkenntnissen und entwickeln Geschichten und Charaktere, die den Anspruch haben ältere sowie jüngere Zuschauer:innen anzusprechen.
Esser: «Unter uns» bietet für jede Generation unterhaltsame Geschichten. Unsere Serie holt die Zuschauer:innen am Nachmittag von Dokutainment-Programmen in die fiktionale Welt der Schillerallee. Ein Zuschauerumbruch. «Unter uns» erzeugt einen Einschaltimpuls, wobei Menschen das Programm einschalten, weil sie genau diese Sendung schauen wollen. Vergleichen Sie das mit anderen Programmen (lacht). Darin liegt die Stärke von «Unter uns»!

Die Vorprogramme sind oft das Problem bei RTL: Wenn Sie sich ein Vorlauf wünschen könnten, was hätten Sie gerne als Lead-in?
Esser: Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, dann würden wir uns ein fiktionales Programm als Lead-in wünschen.

Hatte die Corona-Pandemie irgendwelche Einflüsse auf die Story-Entwicklung? Musste beispielsweise aufgrund des Hygienekonzeptes auf Liebesszenen verzichtet werden?
Heindi: Auf die Entwicklung der Geschichten hatte die Corona-Pandemie keinen Einfluss, lediglich auf deren Umsetzung. Wir haben gemeinsam viele Erfahrungen gesammelt, und konnten mit ausgefeilten Hygienekonzepten und der Kreativität unserer Regisseur:innen fast alle Hürden nehmen.
Esser: Auf Liebesszenen verzichten wir natürlich nicht, da ist viel eher die Kreativität aller Beteiligten gefragt, um Corona für den Zuschauer ‚nicht spürbar‘ zu machen, aber umso mehr das Knistern der Emotionen rüberzubringen. Eine geschickte Inszenierung ist hier das A und O.

Können Sie mit Corona-Schnelltests wieder zur Drehnormalität zurückkehren?
Heindi: Nein, das können wir leider nicht. Die Tests können den Schauspieler:innen, die vor der Kamera ohne Maske agieren müssen, allenfalls zusätzliche Sicherheit geben. Wir halten uns nach wie vor an alle Maßnahmen und Regeln, und hoffen, wie alle, auf ein bisschen Normalität.

Lesen Sie eigentlich auch Fan-Fiction? Wenn ja, gab es auch schon Situationen, in denen Sie auf solche Geschichten zurückgegriffen haben?
Heindi: Mit Sicherheit lassen sich unsere Autor:innen durch Filme und Serien inspirieren. Dazu gehört auch Fan-Fiction als Inspiration, aber dies immer gepaart mit Erfahrung und dem Einfühlungsvermögen, welche Geschichten die Menschen bewegen.
Esser: Unsere Inspirationen ziehen wir aus dem echten Leben. Oft diktieren uns auch unsere Figuren, wohin die Reise als nächstes geht. Man muss sich immer die Frage stellen: Was wäre jetzt für diese Rolle spannend?

«Unter uns» erreicht bei TV Now eine Menge weitere Zuschauer. Können Sie uns verraten, wie viele das sind?
Heindi: Wir sind zufrieden, uns neben unseren anderen UFA-Dailys «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» und «Alles was zählt» immer unter den Top10 von TV Now wiederzufinden. Das Schöne am Streaming ist ja, dass man nicht an einen Tag und an eine Uhrzeit gebunden ist. Manche schauen vor, manche holen auf, jeder so wie er «Unter uns» genießen möchte.

Das zeitversetzte Fernsehen nimmt immer weiter zu, mit der Telekom-Kooperation ist TV Now einer der größten Streamingdienste Deutschlands. Setzt Ihnen Streaming bei der linearen Ausstrahlung zu?
Esser: Die täglichen Serien sind für viele ein festes Ritual. Habitualisierung ist das Stichwort und in unruhigen Zeiten wichtiger denn je. Wir sind nicht der Wochenend-Binge, wir laufen als kleine Erholungsinsel am Vorabend. Unsere Beständigkeit ist das, was uns auszeichnet. Es werden sich immer Zuschauer:innen zu einer festen Zeit im linearen Fernsehen einfinden, weil es zu ihrem Tagesablauf gehört. Auf TV Now sind es zusätzliche Zuschauer:innen, die neben der Zeitungebundenheit auch den Service genießen, die Folgen eine Woche im Voraus sehen zu können.

In diesem Sommer soll die Europameisterschaft angepfiffen werden. Sie versetzen ja gerne in solchen Wochen Ihre Serien in eine Art ‚Winterschlaf‘. Wird dies auch dieses Mal passieren oder denken Sie, dass die EM nicht stattfinden kann?
Heindi: Wir wissen nicht, ob die EM in diesem Jahr stattfinden kann – aber ja, wir haben es im Kalender stehen und werden es berücksichtigen im Sinne von ‚Möge das bessere Team gewinnen!‘.
Esser: Unsere Geschichten nehmen ihren gewohnten Lauf, wir lassen uns durch äußere Umstände nicht beeinflussen. Wir möchten unseren Zuschauer:innen jeden Tag aufs Neue spannende, unterhaltsame, emotionale, dramatische Momente bieten. Für uns spielt es keine Rolle, was im Gegenprogramm läuft, wir konzentrieren uns auf uns.

Die UFA-Serial-Drama-Produktion «Unter Uns» ist werktäglich um 17:30 Uhr bei RTL zu sehen. Zudem stehen die Episoden bei TV Now zum Abruf bereit.

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