Die Kino-Kritiker

«Code Ava – Trained to Kill»: Mit weiblichen Waffen steht sie ihren Mann

von   |  2 Kommentare

Jessica Chastain folgt starken Frauen der vergangenen Jahre und ist in einem Action-Film zu sehen. Kann die Story überzeugen?

Früher war es eine reine Männerdomäne, im Auftrag eines Syndikats oder gar einer Regierung unliebsame Zeitgenossen zu beseitigen. Auftragsmörder agieren im Untergrund, beherrschen Schusswaffen ebenso wie den Nahkampf, und ob sie für die gute oder böse Seite arbeiten, tangiert sie moralisch meistens nicht. So sind sie auch fürs Kino schon früh zu tragenden Figuren geworden, selbst ein James Bond ist in letzter Konsequenz nicht mehr als ein Killer, der im Auftrag ihrer Majestät handelt. In den letzten Jahren erlebt man aber immer mehr Frauen, die auf der Leinwand diesem Beruf nachgehen und jede angesagte Schauspielerin, die auch mit Schlagkraft glänzen will, scheint heutzutage mindestens einmal in ihrer Karriere eine Auftragskillerin verkörpert haben zu müssen.

Angelina Jolie hat sich dahingehend gleich mehrfach bewiesen, unter anderem in «Mr. und Mrs. Smith» und «Salt». Charlize Theron killte in «Atomic Blonde», Scarlett Johansson in «Ghost in the Shell», Zoe Saldana in «Colombiana» und Sasha Luss in «Anna». Mit Helen Mirren in «R.E.D.» gesellte sich noch ein älteres Kaliber dazu. Da wollte nun auch Jessica Chastain nicht länger im Hintergrund stehen, zumal sie doch schon in dem Politthriller «Zero Dark Thirty» als CIA-Agentin eine gute Figur machte. In «Code Ava – Trained to Kill» spielt sie jedoch eine klassische Attentäterin, die plötzlich selbst auf der Abschlussliste landet.

Wenn Frauen morden
Ava Faulkner (Jessica Chastain) fackelt nicht lange, wenn sie ihren Job macht. Meist muss sie reiche Typen eliminieren, die in Ungnade geraten sind. Ihr Trick ist dabei stets, zuerst ihre weiblichen Waffen einzusetzen, um ihrem Opfer nahezukommen und die Pistole auf die Brust zu setzen. Nachdem sie in Frankreich den englischen Geschäftsmann Petre Hamilton (Ioan Gruffudd) ins Jenseits geschickt hat, fliegt sie nach Boston, um ihre Familie zu besuchen.

Ihre Mutter Bobbi (Geena Davis) lässt mal wieder durchblicken, wie wenig sie von ihrer Tochter hält. Nichtsahnend, womit Ava wirklich ihre Moneten verdient. Als nächstes soll sie einen hohen Bundeswehr-Offizier in Riad ausschalten. Zwar kann sie ihm die mitgebrachte Giftspritze injizieren, doch sie wird ertappt und muss sich ihren Weg freischießen. Ava muss sich vor ihrem Mentor Duke (John Malkovich) verantworten, der sie längst in sein Herz geschlossen hat und verlangt, dass sie erst mal untertauchen soll. Sein Boss Simon (Colin Farrell) sieht das jedoch ganz anders. Er wirft Ava Versagen vor und fordert ihren Tod. Duke legt seine Hand für Ava ins Feuer und nimmt Simon das Versprechen ab, ihr kein Haar zu krümmen. Insgeheim setzt er aber einen Killer auf sie an.

Lustlose Umsetzung
Spätestens ab diesem Zeitpunkt ahnt man, wie die Handlung weitergesponnen wird und dass es nicht Ava ist, die am Ende ins Gras beißen wird. Damit ist die Luft schon raus, bevor sie überhaupt erst reingepumpt wurde. Denn schon die erste Hälfte des Films ist nicht besonders originell, lässt aber noch hoffen, dass Regisseur Tate Taylor («Ma») aus den altbekannten Versatzstücken dieses Genre noch etwas anderes herausholen wird. Der Killer, der selbst zur Zielscheibe wird und dann ganz allein eine Armada von Auftragskillern ausschalten muss – wie oft haben wie das schon gesehen und in Klassikern wie «Leon – Der Profi» und «Road to Perdition» auch noch so viel besser.

Dass trotzdem der vorgezeichnete Weg noch einmal abklappert wird, zeugt schon von einer ungeheuren Lustlosigkeit aller Beteiligten. Zwar wird noch versucht, der Protagonistin eine unausgegorene Familiengeschichte mit auf den Weg zu geben, um ihr einen Hauch von emotionaler Tiefe zu geben. Aber weder die Konflikte mit ihrer Mutter noch ihre eigenen Gewissensbisse können das Publikum hinterm Ofen hervorlocken. Der Plot bleibt platt und die Actionszenen bieten nicht mehr als ‚state of the art‘.



Ein hochkarätiges Ensemble
Da wundert es schon sehr, dass sich doch einige hochkarätige Schauspielerinnen und Schauspieler für diesen bestenfalls durchschnittlichen Thriller hergegeben haben. Bei Jessica Chastain kann man es sogar noch verstehen, dass sie mal wieder Lust auf eine Actionrolle hatte und mit körperlichem Einsatz punkten wollte. Geena Davis, die längst keine Leading Lady mehr ist, war in «Tödliche Weihnachten» immerhin schon mal selbst eine Auftragskillerin. John Malkovich («Mile 22») dreht durchschnittlich fünf Filme im Jahr, meist in Nebenrollen. Da fällt eine Rolle wie in «Code Ava» wohl nicht weiter auf. Colin Farrell («Dumbo») scheint es genossen zu haben, mal wieder so einen richtigen Schurken zu spielen, und auch er mimte schon Auftragskiller wie etwa in «Brügge sehen…und sterben?». Das Ensemble ist mit Sicherheit das Beste an «Code Ava – Trained to Kill». Man sieht diesem Ensemble gern beim routinierten Spiel zu. Letztlich täuscht aber nichts darüber hinweg, dass der Rest lausig ist.

Fazit: Ein vorhersehbarer Thriller mit üblicher Action, dünner Handlung und guter Besetzung, der im Kino sowieso keine Chance gehabt hätte. Momentan bei diversen Streamingdiensten abrufbar und auf DVD/Blu Ray erhältlich ist.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
17.03.2021 12:51 Uhr 1
Na ja, dass mußte ja kommen, dass du den Film fast schon "Zerreist"!! Mir hat er sehr gut gefallen!! Was heißt denn "dünner Handlung" bitte?? Welcher Action Film hat denn eine große Handlung?? :relieved:
kauai
20.03.2021 21:48 Uhr 2
Ich hab ihn noch auf der Watch-Liste und werde ihn demnächst Mal schauen. Grundsätzlich gebe ich aber Sentinel Recht, was die Handlung von Action-Filmen betrifft.

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