
Der Leidensdruck dieser obsessiven Tagtraumhalluzinationen ist für die frischgebackene Uniabsolventin mittlerweile so gravierend geworden, dass sie sich Hilfe holen muss – und das geht nur in London. Nirgendwo sonst in Großbritannien kann ein Mensch mit so einem gravierenden Schaden an der Murmel auf Akzeptanz des eigenen Irrsinns hoffen.
Bei der ersten zaghaften Ursachenforschung wird schnell klar: Die Erlösung von den quälenden Sex-Tagträumen kann für Marnie allein durch eigenständiges sexuelles Experimentieren kommen. Ist sie eine verkappte Lesbe? Kann sie in der Literatur einen Ausgleich finden? Oder muss sie sich mit ihrer Schrulle abfinden und das Beste daraus machen?

Dass sich Leid und Humor nicht gegenseitig ausschließen, ist schließlich eine der Grundannahmen dieser Serie, die nun bei ZDFneo ihre Free-TV-Premiere feiert, nachdem sie kurz nach ihrer Erstausstrahlung bei Channel 4 im Mutterland ins Portfolio von Joyn aufgenommen wurde.
Dabei gefällt an dieser Serie ganz besonders, wie sehr sie sich auf ihre Hauptfigur einlässt, wie sie sich ihr ohne Scheu nähert, wie sie sie trotz ihrer obskur wirkenden Schrullen ernst nimmt und gerade dadurch eine zündende Komik erzeugt. Das emotionale Herz dieses Formats bleibt hingegen weniger das Drehbuch aus der Feder von Kirstie Swain (und der literarischen, autobiographischen Vorlage von Rose Cartwright), sondern die rundum gelungene Performance von Charly Clive, die ihre Figur mit sehenswerter Authentizität anlegt.
ZDFneo zeigt alle sechs Folgen von «Pure» in der Nacht von Freitag, dem 26. März auf Samstag am Stück.
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