Höchstwahrscheinlich war Jennifer Garner eine treibende Kraft dieses Filmprojekts. Denn sie ist nicht nur Hauptdarstellerin, sondern hatte auch als Produzentin ein Wörtchen mitzureden. Vor allem behauptet sie, einen ‚Yes Day‘, also einen Tag, an dem ausschließlich die Kinder das Sagen haben, schon seit Jahren mit ihrer eigenen Familie zu zelebrieren. Vorlage für die Netflix-Komödie «Yes Day» bildete aber das gleichnamige Kinderbuch von Tom Lichtenstein und Amy Krouse Rosenthal, dass die Schauspielerin gewiss auch ihren Sprösslingen immer wieder vorgelesen hat.
Wie im Film ist auch die private Jennifer Garner Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn. Der Unterschied ist aber, dass sie mit dem Kindesvater Ben Affleck längst nicht mehr zusammen ist. Die beiden lernten sich 2003 bei Dreharbeiten zur der Comicverfilmung «Daredevil» kennen. 2005 wurde geheiratet, zehn Jahre später erfolgte die Scheidung. Vielleicht waren die beiden Leinwandstars letztlich doch zu unterschiedlich. Ganz anders als in «Yes Day», wo der Venezolaner Édgar Ramírez («Carlos – Der Schakal») das perfekte Gegenstück zu Jennifer Garner darstellt.
Top, die Wette gilt
Früher war Allison (Jennifer Garner) eine Frau, die sich auf alles eingelassen hat und die Dinge einfach auf sich zukommen ließ. Dann traf die passionierte Jasagerin auf Carlos (Édgar Ramírez), der genauso tickte wie sie. Gemeinsam stellten sie die verrücktesten Dinge an und landeten schließlich vor dem Traualtar. Lang ist es her, denn jetzt tragen Allison und Carlos für ihre Kids Katie (Jenna Ortega), Nando (Julian Lerner) und Ellie (Everly Carganilla) die Verantwortung. Seitdem sind sie aus Erziehungsgründen dazu verdammt, ständig Nein sagen zu müssen. Weil ihnen das zu schaffen macht, kommt Allison auf die Idee, einen ‚Yes Day‘ einzuführen. 24 Stunden lang müssen die Eltern das tun, was sich ihre Kids ausdenken.
Das beginnt mit wilden Verkleidungen, führt in die Autowaschanlage – natürlich mit offenen Fenstern, damit alle richtig nass werden und in eine Eisdiele, in der der 40 Dollar teure Familienbecher nicht bezahlt werden muss, wenn er komplett verputzt wird. Klar, dass einer von ihnen mit Übelkeit auf dem Klo landet. Ganz nebenbei haben Allison und Katie auch noch eine Wette zu laufen. Schafft es Katie, dass sich ihre Mutter auf einen Schabernack nicht einlässt, darf der Teenager auf ein bevorstehendes Open-Air-Konzert gehen, und zwar allein. Klar, dass Allison alles versucht, es nicht dazu kommen zu lassen. Das bringt sie jedoch in eine unmögliche Situation mit dem Ergebnis, dass sie und Carlos im Kittchen landen.
Herrliche Situationskomik
Regie führte der Puerto-Ricaner Miguel Arteta, der schon 2015 mit «Die Coopers – Schlimmer geht immer» eine der besten Familienkomödien der letzten Jahre ablieferte. Schon darin spielte Jennifer Garner an der Seite von Steve Carell («The Big Short») eine ausgeflippte Mama, sodass man schon das Gefühl bekommt, sie spielt auch diesmal wieder ein bisschen sich selbst. Die amerikanische Übermutter, die ihren Kindern einerseits anständig erziehen will, aber andererseits auch deren beste Freundin sein möchte, für jeden Quatsch zu haben.
Aus diesem Zwiespalt nährt sich anfangs auch «Yes Day», wenn Garner und Ramírez mimisch ausdrücken müssen, dass sie dem einen oder anderen Spaß eigentlich gar nicht zusagen können, aber es doch müssen, weil versprochen nun mal versprochen ist. Gute Miene zum bösen Spiel, was dann aber jede Menge Situationskomik mit sich zieht. Natürlich wird dabei viel überspitzt und übertrieben, fast so wie in einer Adam-Sandler-Klamotte à la «Kindsköpfe».
Gags und Gören
Doch dann wird wieder der Mutter-Tochter-Konflikt ins Zentrum gerückt, um der Handlung doch noch etwas Tiefgang zu geben. Dabei kristallisieren sich ganz klar amerikanische Werte heraus. Familie als perfekte Einheit der Gesellschaft, Zusammenhalt als höchstes Gut. Zuvor trennt sich die Sippe aber erst mal, um zwei Handlungsstränge aufzubauen. Während Allison nach kurzer Haft ihre älteste Tochter, die trotz Verbots aufs Konzert gegangen ist, sucht, überrascht Carlos die beiden Jüngsten bei einer Party, die sie zuhause veranstalten, wo alles drüber und drunter geht. Emotionale Sinnlichkeit zwischen Mutter und Tochter auf der einen Seite, unsinnige Gags für und mit Gören auf der anderen – Miguel Arteta bedient somit beides, was gerade wegen der Aufteilung so gut miteinander harmonisiert, dass man neunzig vergnügliche Minuten bekommt, die einfach nur guttun.
Fazit: Kurzweiliger Klamauk für die ganze Familie mit Mutter-Tochter-Konflikt wie aus dem echten Leben und infantilen Streichen wie sie nur der Fantasie von Rabauken entspringen kann. Gute Laune für alle.
«Yes Day» ist bei Netflix zu sehen.
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