Stab
REGIE: Portus KremlingBUCH: Johann Bogaeus
SCHNITT: Håkan Wärn
KAMERA: Mats Axby
KOSTÜME: Maria Felldin Almgren
MUSIK: Adam Nordén
DARSTELLER: Peter Haber, Jennie Silfverhjelm, Kristofer Hivju, Rebecka Hemse, Martin Wallström, Måns Nathanaelson
Einem Fall, in dem es um Sandor Mokhtar geht, einen 17, vielleicht 18 Jahre alten Jungen, den man gerne ein Großmaul nennen darf. Sandor fühlt sich bereits als King seines Viertels, denn er ist der Neffe von Tarek Mokhtar. Der ist ein echter Drogenboss und kein kleiner Vorstadtpusher. Sandor sonnt sich im Licht seiner Herkunft, er ist arrogant, von sich eingenommen, großmäulig – und das alles, obwohl er sich seine Meriten noch als kleiner Dealer verdienen muss. Was ihm nicht ausreicht. Er will nicht warten, bis sein Onkel ihm größere Deals anvertraut. Seine Chance sieht er gekommen als er feststellt, dass einer seiner Kunden das Kokain, das dieser ihm abnimmt, in Wahrheit dem Vergnügen einer bekannte Wirtschaftslobbyistin dient. Sandor verlangt also stante pede von seinem Käufer 200.000 Kronen, da sich sonst die Presse sicher für die Nasenlöcher der Dame etwas genauer interessieren wird. Am folgenden Tag liegt Sandor erstochen in einem Kanal der Stadt. Nun war Sandor vielleicht ein Großmaul, schlau war er nicht. Er hat nicht nur Spuren hinterlassen, im Grunde hat er seinen Weg mit Wegweisern ausgeschmückt und so brauchen Alexandra und ihr Partner Steinar Hovland nur diesen Wegweisern folgen und schon finden sie Sandors Verbindungsmann, den Dealer, der ihn mit Koks im Auftrag der Organisation seines Onkels versorgt hat: Josef Eriksson. Als Josef sich versucht seiner Verhaftung zu entziehen, gerät er mit Steinar aneinander. Allein Beck (der der Verhaftung passiv beiwohnt) erkennt, warum Josef derart außer sich ist. Josef ist kein Dealer. Josef ist ein Undercover-Polizist, der sich über Monate hinweg das Vertrauen der Dealer aus Mokhtars Umfeld erkämpft hat und von denen als einer der ihren akzeptiert wird. Seine Mission: Tarek Mokhtar ausfindig zu machen, der sich zwar mutmaßlich in die Niederlande abgesetzt hat, der aber irgendwann zurückkehren muss.
Die Tatsache, dass Josef ein Polizist ist, macht ihn allerdings nicht weniger zum Verdächtigen. Was, wenn er Sandor umgebracht hat, um Tarek aus seinem Versteck zu locken?
Wie bereits eingangs geschrieben steht, klingt die Handlungszusammenfassung alles andere als unspannend. Nur weiß die Story recht wenig aus dieser Ausgangssituation zu machen. Statt den Fokus etwa ganz auf Josef zu richten, verhaspelt sich die Inszenierung in diversen Nebenschauplätzen. Da ist etwa Steinar Hovlands Sehnsucht nach Zuhause. Der Polizist, ein gebürtiger Norweger, vermisst seine Kinder, er fühlt sich einsam, ja er versucht über Tinder vielleicht ein Date zu finden. Das ist alles ja ganz nett, die Kriminalfilme der Reihe «Kommissar Beck» leben seit nunmehr über 20 Jahren davon, dass sie nie nur einen Kriminalfall behandeln, sondern immer auch Platz für persönliche Geschichten finden und ihren handelnden Figuren dadurch eine echte Persönlichkeit verleihen. Im Fall von «Undercover» jedoch dienen diese persönlichen Geschichten in erster Linie dem Strecken der Story der Kriminalhandlung, denn die ist dünn. So machen Steinar und Alexandra im Nu jene Wirtschaftslobbyistin ausfindig, die gerne mal eine Linie zum Vergnügen zieht. Ergibt sich daraus ein Verdacht, eine Spur, irgend etwas?
Nein, die Dame – die sich angeblich in höchsten Wirtschafts- und Politikkreisen bewegt -, wirkt unsicher wie ein sechsjähriges Mädchen, das mit der Hand in der Keksdose erwischt worden ist. Man redet, man baut irgend eine Pseudospur zu ihrem Quasi-Freund auf (ihrem Drogeneinkäufer), was alles nicht nur auf eine irritierende Weise durch das unsichere Auftreten der Lobbyistin unglaubwürdig wirkt, der ganze Akt entstammt vielmehr dem Klemmbausteinkasten „Falsche Fährten für Dummies“, denn trotz des Erpressungsversuches von Sandor spürt man förmlich, dass aus diesem Handlungsstrang nichts wird. Warum? Weil er in der Folge quasi vergessen und kaum weiter verfolgt wird, da sich die Ermittler doch wieder auf Josef einschießen. Während Martin Wallström, der Darsteller Josefs, immerhin einige Szenen hat, die erkennen lassen, dass dieser Josef im Grunde ein verzweifelter Ermittler ist, der in seinem Kampf gegen das organisierte Verbrechen an einem Punkt angelangt ist, an dem er definitiv nicht mehr davor zurückschreckt Dinge zu tun, die nicht durch die Gesetze, denen er eigentlich dient, gedeckt sind - liefert der Rest des Ensembles Dienst nach Vorschrift. Was den Schauspielerinnen und Schauspielern nicht vorzuwerfen ist.

«Kommissar Beck» ist ab Sonntag, den 4. April 2021, um 22.00 Uhr im ZDF zu sehen.
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